Hamburg. Auch eine Turnhalle und ein Garten gelten als gute und schützenswerte Beispiele der postmodernen Baukultur. Was sie ausmacht.
Ihr kupferner Kirchturm ist schon von weitem sichtbar. Und auch von nahem kann die Franz-von-Assisi-Kirche mit ihrer ungewöhnlichen Gebäudeform und dem welligen Dach jeden neuen Betrachter überraschen. Ein schutzwürdiges Ensemble, meinen nun auch Experten der Hamburger Kulturbehörde: Das Denkmalschutzamt hat die evangelische Franz-von-Assisi-Kirche (Grachtenplatz 13) und auch die katholische Edith-Stein-Kirche (Edith-Stein-Platz 1) unter Denkmalschutz gestellt. Sie gelten als gelungene Beispiele der postmodernen Baukultur der Jahre 1975 bis 1995.
20 Anlagen und Ensembles stehen jetzt unter Denkmalschutz
Bereits seit einigen Jahren hat sich das Denkmalschutzamt verstärkt dieser beiden Jahrzehnte angenommen. Zunächst wurden alle zwischen 1975 und 1995 erbauten Hamburger Gebäude und auch Gartenanlagen aufgelistet, dann genauer betrachtet. Im Zuge dessen wurden 2018/19 bereits erste Objekte in die Denkmalliste aufgenommen, darunter etwa das Gruner-und-Jahr-Verlagsgebäude und das England-Terminal.
Nun folgt ein ganzer Schwung weiterer Gebäude und Ensembles. Unter den 20 jüngst unter Schutz gestellten Anlagen sind auch vier im Bezirk Bergedorf: Neben den beiden Kirchen sind das der 1986 angelegte Garten des historischen Maler- und Lackierermuseums (Glockenhaus) am Billwerder Billdeich sowie die 1987 erbaute Turnhalle des Bergedorfer Hansa-Gymnasiums.
Denkmalschutzamt folgt einer eigenen Logik
Nicht immer erschließt sich der Charme eines unter Schutz gestellten Ensembles so schnell wie bei dem schmucken Garten am Malermuseum. Trutzige Gebäude wie die Edith-Stein-Kirche beispielsweise treffen nicht jedermanns Geschmack. Doch das Denkmalschutzamt folgt einer eigenen Logik, lobt die Vielfältigkeit, Widersprüchlichkeit, aber auch Innovation der postmodernen Architektur. Typische Merkmale seien etwa der Gebrauch von Giebeln, Säulen und eines Materialmixes gewesen.
Die Edith-Stein-Kirche wurde 1991/92 nach Plänen der Hamburger Architektengruppe Planen & Bauen errichtet. Geplant wurde eine Rundkirche aus Backstein und mit einem ansteigenden Flachdach. Fast zur gleichen Zeit, 1991 bis 1993, entstand ebenfalls in Neuallermöhe die Franz-von-Assisi-Kirche. Nils Roderjan entwarf ein gleichermaßen modernes wie rustikales Gebäude mit prägnantem Dach.
Auch in anderen Bezirken in Hamburg wurden Experten fündig
Der Garten am Malermuseum wurde 1986 vom Bezirksamt angelegt – nach barockem Vorbild. Die nun ebenfalls unter Schutz gestellte Turnhalle am Hansa-Gymnasium wagte 1987 den Versuch moderner Architektur, die sich dennoch ans historische Schulgebäude anpasst.
Auch in anderen Bezirken wurden die Experten fündig. Unter Denkmalschutz gestellt wurden beispielsweise auch die Techniker Krankenkasse an der Bramfelder Straße, die Wohnbebauung am Fischmarkt, die Kita Zeiseweg in Altona und auch ein Einfamilienhaus an der Elbchaussee.
Bestand von 1975 bis 1995 im Fokus
„Mit der systematischen Untersuchung des Bestandes aus der Zeit zwischen 1975 bis 1995 leistet das Denkmalschutzamt einen wichtigen Beitrag zur baukulturellen Forschung zur postmodernen Architektur“, meint Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda.
Er sei dem Denkmalschutzamt dankbar, dass es „sich frühzeitig und umfassend dem besonderen Gebäudebestand dieser Zeit“ widme. In Hamburg greife die Postmoderne neben historischen Stilelementen oft regionale Bezüge zur Hafenstadt auf. So dokumentiere die junge Baukultur die städtische Geschichte.
Bis circa Ende 2022 sollen weitere Gebäude dieser Bauzeit unter Schutz gestellt werden. Die jeweiligen Eigentümer würden stets frühzeitig beteiligt, heißt es aus der Kulturbehörde. Schließlich kann der Denkmalschutz durchaus Einschränkungen bedeuten, etwa bei geplanten Sanierungen. Gleichzeitig können aber Förderungen in Anspruch genommen werden.