Hamburg. Die Dorfgemeinschaft Billwärder kritisiert Baumfällungen Serrahnstraße und Verbrauch von Grünflächen für Oberbillwerder.

Noch immer tut es vielen Bergedorfern in der Seele weh, dass das Bezirksamt 19 gesunde Platanen abholzen ließ für die Umgestaltung der Serrahnstraße. Insbesondere die Naturschützer, die sich zum Protest an den Bäumen festketten wollten, sind verärgert: Der geplante Fälltermin war überraschend um einen Tag vorgezogen worden, auf den 23. Februar diesen Jahres.

So kam Katja Haacke von der Dorfgemeinschaft Billwärder auf die Idee, das Bergedorfer Stadtwappen zu verändern: Wo seit 1927 drei grüne Eichen stehen, kreist nun die Kettensäge über Baumstümpfen.

Aufkleber hat es bereits in die Sammlung des Schlossmuseums geschafft

Grafikerin Carola Kraus hat das neue Wappen entworfen, das nun als Aufkleber zu haben ist. 1500 Exemplare liegen im Hofladen Neun Linden und in Birgits Blumenladen am Billwerder Billdeich, im Moorfleeter Getränkemarkt und im Blumentunnel an der Boberger Furt.

Ein Aufkleber landete bereits in der Sammlung des Schlossmuseums, dessen Leiterin Dr. Schanett Riller die Grafik als „plakativ bildlich, eine Petition ohne Worte“ beschreibt. So wird sie in der neuen Ausgabe der Dorfzeitung zitiert.

Angst vor der „nächsten Flutkatastrophe in Oberbillwerder“

So sieht das alternative Bergedorfer Wappen aus. Die drei Eichen sind der Kettensäge zum Opfer gefallen.
So sieht das alternative Bergedorfer Wappen aus. Die drei Eichen sind der Kettensäge zum Opfer gefallen. © BGZ | Carola Kraus

Von Baumfrevel ist die Rede und großem Grünflächenverbrauch: „Gerade jetzt beim Hochwasser sprechen wieder alle Politiker davon, dass wir die Versiegelung stoppen müssen. Aber gleichzeitig wollen sie Bauland schaffen. Das ist doch ein Widerspruch“, ärgert sich Jan Diegelmann. Er fürchtet sich vor der „nächsten Flutkatastrophe in Oberbillwerder“.

Seit langem wehrt sich die Dorfgemeinschaft gegen den Bau des neuen Stadtteils, dem eine 125 Hektar große Kulturlandschaft samt Flora und Fauna zum Opfer fallen würde. Argumente dagegen gibt es viele: „Das ist die am tiefsten gelegene Fläche in Hamburg und es bleibt fraglich, ob sich auf den Torfblasen überhaupt bauen lässt“, meint Nils Owe Krack. „Auf der Ackerfläche entsteht eine Verdunstungskälte, die durch Flurwinde nach Neuallermöhe und Bergedorf-West getragen wird. Ohne diese Kaltluft würden sich die Stadtteiler enorm aufheizen“, sagt Katja Haacke.

Dorfgemeinschaft zweifelt Notwendigkeit von weiterem Wohnungsbau an

Nicht zuletzt würden vielleicht gar keine Wohnungen mehr gebraucht, wenn der Stadtteil 2028 fertig wird, glaubt Diegelmann: „Der Wohnungsmangel als Folge der Flüchtlingskrise ist abgebaut. Und laut Prognose des Statistischen Landesamtes wird Hamburg ab 2031 gar nicht mehr wachsen, dann reicht doch das Angebot in der Hafencity und am Grasbrook.“

Jedenfalls sorgt sich die Dorfgemeinschaft vor gut 15.000 Bewohnern in Saga-Sozialwohnungen, denn die frei finanzierten Wohnungen seien schon für Normalbürger zu teuer. In den Glasbläserhöfen seien die nicht leicht zu vermieten gewesen, Da habe man sogar mit Ikea-Gutscheinen geworben, merken Katrin Kuntze und Carmen Franke an. Die Neubauten am Rappoltweg seien auch noch zu haben, so man der Genossenschaft beitritt.

Demonstration einen Tag vor der Bundestagswahl

Für den Erhalt von Grünflächen will die Dorfgemeinschaft am 25. September demonstrieren – einen Tag vor der Bundestagswahl. Treff ist um 12 Uhr am S-Bahnhof Nettelnburg. Dann geht es zur Kundgebung in der Bergedorfer Fußgängerzone.

„Vorher werden wir noch Info-Stände aufbauen und Flyer verteilen“, sagt Diegelmann, der erklären will, warum er von so genannten Ausgleichsflächen wenig hält: Um einen abgesägten Baum zu ersetzen, braucht es nun mal Jahre. Daher kann sich die Dorfgemeinschaft auch kaum vorstellen, dass die jungen Felsenbirnen, die auf der Serrahnstraße gepflanzt werden sollen, bald einen ordentlichen Schatten spenden.