Hamburg. Auch unter dem neuen Trainer will der Verein weiter auf die eigene Jugend setzen. Trotzdem sollen auch sechs Neuzugänge kommen.

Wäre es nach dem Vorstand des VfL Lohbrügge um Präsident Jens Wechsel gegangen, hätten Elvis Nikolic und Sven Schneppel unabhängig von der Ligazugehörigkeit auch in der kommenden Saison als Trainer-Duo für die abstiegs­gefährdeten Oberliga-Fußballer des Clubs verantwortlich gezeichnet. „Sie wollten sehr, sehr gerne, dass wir es weitermachen“, erklärt Nikolic, der sich aber dazu entschied, den Posten aus Zeitgründen niederzulegen. Der 46-Jährige coacht gleichzeitig noch die A-Jugend des VfL und wird zudem nun das Amt des Sportlichen Leiters übernehmen. Schneppel kehrt dem Verein indes ganz den Rücken.

Ein Nachfolger für das Trainer-Duo, das seit 2018 gemeinsam im Amt ist und Lohbrügge 2020 in die Oberliga führte, wurde schnell gefunden: Gökhan Acar. Der 40-Jährige assistiert Nikolic seit einigen Monaten in der erfolgreichen U18, die auf den Regionalliga-Aufstieg hofft. Der frühere Oberliga-Kicker wird beim VfL zum zweiten Mal einen Cheftrainer-Posten antreten.

Fußball: Acar war kurz Chefcoach beim Meiendorfer SV

Zu Beginn dieser Saison hatte er beim Meiendorfer SV die Rolle des Chefcoaches eingenommen, dort aber nach nur wenigen Spielen seinen Rücktritt erklärt. Er begründete das damals mit „Baustellen abseits des sportlichen Bereichs“. Vor seinem Engagement beim MSV war der bei einem Logistik-Konzern angestellte Acar Co-Trainer bei Vorwärts-Wacker Billstedt und dem FC Bergedorf 85.

„Er war der erste Ansprechpartner und ist es in logischer Konsequenz dann auch geworden. Gökhan kennt den Jugend- und den Herrenfußball und wird sich ein Team zusammenbauen“, erklärt Nikolic. Sein Nachfolger soll das Konzept des VfL, auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zu setzen, weiter mit Leben füllen. Bereits in dieser Saison kamen sieben Spieler aus den beiden A-Junioren-Teams in der Oberliga zu Einsätzen. Sollte dem älteren Jahrgang der Regionalliga-Aufstieg gelingen, würde Lohbrügge gewiss eine noch bessere Adresse für Talente als ohnehin schon.

Fünf bis sechs Neuzugänge sind im Gespräch

Doch einen radikalen Umbruch und eine noch stärkere Verjüngung wird es zur kommenden Serie nicht geben. „Wir wollen viele Jungs der jetzigen Mannschaft halten und dazu fünf bis sechs externe Neuzugänge holen“, blickt Nikolic voraus.

Aus dem aktuellen Team hätten viele Akteure eine „große Bereitschaft“ gezeigt, am Binnenfeldredder zu bleiben, ergänzt der 46-Jährige. Lediglich zwei Abgänge stehen fest: Offensivmann Mert Akkus und Verteidiger Shawn Rudat werden zum Landesligisten Düneberger SV wechseln. Beide wohnen in Geesthacht und spielen in der Zukunft somit vor der eigenen Haustür.

Nicolic: „Es warten große Herausforderungen auf uns“

Wie das Gesicht der neuen Mannschaft aussehen wird, hängt davon ab, in welcher Liga der VfL spielen und wie hoch der Etat sein wird. Nach dem Rückzug des Hauptsponsors im Winter sind die finanziellen Möglichkeiten begrenzt. „Es warten große Herausforderungen auf uns“, erklärt Nikolic. Er möchte die administrative Ebene breiter aufstellen. „Es ist nicht gesund, wenn sich eine Person sowohl um das Sportliche als auch das Finanzielle kümmert. Der Zeitaufwand ist riesig“, sagt der 46-Jährige.

Am Freitagabend mussten die Lohbrügger zum Abstiegsduell in Tornesch antreten. Die Partie war erst nach Redaktionsschluss beendet. Ein Klassenverbleib im Hamburgs Beletage würde Nikolic die Arbeit als Sportlicher Leiter in Zukunft vermutlich erleichtern.

Zur Person Gökhan Acar

Gökhan Acar (40) kickte in seiner Zeit als aktiver Spieler zwischen 2000 und 2015 für acht Vereine, darunter Altona 93, SC Victoria und GSK Bergedorf. Er bestritt unter anderem 36 Oberliga-Spiele für den Eimsbütteler TV und Vorwärts-Wacker Billstedt, spielte ansonsten vorwiegend in der Landesliga. Als Co-Trainer in einem Gespann mit Coach Dennis Kreutzer war er von 2014 an bei Vorwärts-Wacker Billstedt, beim FC Türkiye und FC Bergedorf aktiv. Über den Nachwuchs-Bereich beim VfL Lohbrügge kam er schließlich zum Oberligisten Meiendorf, wo Acar aber zu Beginn dieser Saison schon nach fünf Spieltagen hinwarf.