Lohbrügge. Sieben Spieler kamen, neun gingen. Der VfL Lohbrügge hat das Corona-Jahr zu einem kompletten Umbruch genutzt.
Ernüchterung, Enttäuschung und Frust herrschten bei den Verantwortlichen des Fußball-Oberligisten VfL Lohbrügge, als die Saison im Hamburger Oberhaus im vergangenen Herbst nach lediglich fünf Spieltagen wegen der Coronavirus-Pandemie unterbrochen wurde. Dabei war es gar nicht einmal primär die erneute Zwangspause, die dem Trainer-Duo Sven Schneppel/Elvis Nikolic sowie Manager Robert Mimarbachi übel aufstieß. Das Trio musste sich viel mehr nach eingehender Analyse der bis dahin absolvierten Partien eingestehen, mit seinen Personalentscheidungen zu einem nicht unbeträchtlichen Teil falsch gelegen zu haben. „Wir waren nicht zufrieden – weder sportlich noch menschlich. Wir brauchen Spieler, die eine gewisse Mentalität an den Tag legen, wenn es darum geht, mit Fehlern umzugehen“, erklärt Schneppel.
Lediglich vier Punkte aus fünf Partien holte der VfL in der vergangenen Serie, die erst unterbrochen und dann schließlich abgebrochen wurde. Eine zu dünne Ausbeute für eine Mannschaft, die in der Landesliga die Sterne vom Himmel gespielt hatte – der VfL gewann 20 seiner 22 Partien – und dann nach dem Aufstieg noch einmal erheblich verstärkt wurde.
Trainerteam bemängelt Fitness und Einstellung
„Wir haben festgestellt, dass wir zu Beginn nicht richtig fit waren“, sagt Schneppel. Dieses Manko hätten der 48-Jährige und sein drei Jahre jüngerer Trainer-Partner Nikolic mit der Zeit gewiss beheben können. Doch es gab eben noch einen anderen Punkt, der dem Duo missfiel. „Wir sind ein kleiner Stadtteilverein, der aus der Underdog-Rolle kommt. Und diesbezüglich war die Mentalität nicht so optimal“, bemängelt Schneppel.
Als Konsequenz aus den Eindrücken der kurzen Vorsaison wurde ein gravierender personeller Schnitt vorgenommen. In Keeper Christian Gruhne (TuS Dassendorf), Erdogan Pini (ASV Hamburg), Hischem Metidji (Concordia), Beytullah Atug (Bingöl), Muizz Saqib (Voran Ohe) und Leon Kroiß (SV Eidelstedt/berufliche Gründe) verließen sechs der zehn im vergangenen Sommer verpflichteten Spieler den VfL wieder. Hinzu kommen die Abgänge von Artur Hoppe (ETSV Hamburg), Seyhmus Atug (Concordia) und Duro Maskaljevic (zurück in seine Heimat Bosnien).
Kleiner Kader soll Zufriedenheit der Spieler steigern
Also alles auf Anfang. „Wir fühlen uns ohnehin noch immer als Aufsteiger“, stellt Nikolic klar. Die lieb gewonnene Underdog-Rolle soll auch künftig Punkte bringen. Der Umbruch hat jedoch das Aufgebot schrumpfen lassen. Lediglich 19 Feldspieler stehen dem Trainer-Duo nun noch zur Verfügung. „Wir haben uns bewusst für einen kleinen Kader entschieden, damit jeder die Chance auf Einsatzzeiten bekommt“, berichtet Schneppel. Ihm und Nikolic ist bewusst, dass es im Falle von Verletzungspech schnell zu einer Personalnot kommen könnte. „Wir müssen gut auf uns aufpassen“, weiß Schneppel, der jedoch noch mit einem Pfund wuchern kann: dem eigenen Nachwuchs. „Es trainieren jetzt schon immer zwei Spieler aus unserer A-Jugend mit uns mit. Da wächst etwas heran“, hofft der 48-Jährige.
Perspektivisch soll dann die Liga-Mannschaft künftig kontinuierlich von der guten Nachwuchs- arbeit beim VfL profitieren. Mit diesem Plan waren Schneppel, der selbst auch noch das zweite B-Junioren-Team des Klubs coacht, und Nikolic, der auch Jugendobmann ist, 2018 als Trainer der Ersten Herren angetreten. Die kommende Oberliga-Saison steht allerdings noch nicht unter der Überschrift „Jugend forscht“. Mit Ausnahme des 20 Jahre alten Verteidigers Franklin Weber (Teutonia 05) verfügen alle Zugänge über reichlich Erfahrung. Torwart Tobias Braun (32/Altona 93), Defensiv-Allrounder Marvin Karow (31/Niendorfer TSV) und Innenverteidiger Andreas Metzler (31/FC Süderelbe) gehören zur Ü-30-Fraktion. Marc Oldag (WSV Tangstedt) kehrt mit 29 Jahren zu seinem Jugendverein zurück.
Mit einem „richtig guten Gefühl“ in die Saison
Sie alle haben sich laut Schneppel bereits gut in die Mannschaft integriert. „Bei den Neuzugängen haben wir diesmal ein viel besseres Händchen gehabt“, freut sich der Trainer. Ein „richtig gutes Gefühl“ hätten er und Nikolic mit Blick auf die neue Saison, die am 14. August mit einem Derby bei der TuS Dassendorf beginnt. Das Duell mit dem Titel-Topfavoriten könnte gleich eine Standortbestimmung für das neu formierte Team werden.
Denn so richtig wissen die VfL-Verantwortlichen auch dieses Mal wieder nicht, wo die Mannschaft sportlich steht. „Wir haben eine schwere Staffel. Da müssen wir schauen, dass wir vielleicht drei, vier Mannschaften hinter uns lassen“, gibt Schneppel als Ziel aus.