Hamburg. Die Stammgäste sind sauer und schimpfen über eine versumpfte Liegewiese und die meist abgeschlossene Toiletten.

Neuer Ärger um das Sommerbad Altengamme: Nachdem sich Stammgäste nach massiven Protesten nun auch außerhalb der bewachten Badezeiten – in den Sommerferien täglich von 14 bis 19 Uhr – mittels Transpondern Zutritt in das Naturbad am Horster Damm 76-80 verschaffen können, stehen sie oft vor verschlossenen Toiletten. Die sind nämlich nur zwischen 13.15 und 19 Uhr geöffnet. Außerdem ist eine der Hauptliegewiesen verschlammt und voller Wasserlöcher.

„Auf der zum Parkplatz hin gelegenen Wiese wurde Aushub verteilt. Deshalb kann sie nun nicht mehr betreten werden“, sagt Stammgast Joachim Suhrbier aus Lohbrügge, der von einem „Schildbürgerstreich“ spricht. Der Aushub soll aus einem Teich stammen, der – nahe des Naturbades – angelegt worden ist, um die Versandung des Knollgrabens zu stoppen.

Naturbad Altengamme: Rasenmäher soll im Schlamm versunken sein

oachim Suhrbier (61) ist Stammgast im Sommerbad Altengamme „seit ich 16 bin“. Derzeit ärgert sich der Lohrügger aber über sein Lieblings-Bad: Eine der Hauptliegewiesen ist überflutet, vermutlich, weil dort Aushub, Sand und Mutterboden verteilt worden ist.
oachim Suhrbier (61) ist Stammgast im Sommerbad Altengamme „seit ich 16 bin“. Derzeit ärgert sich der Lohrügger aber über sein Lieblings-Bad: Eine der Hauptliegewiesen ist überflutet, vermutlich, weil dort Aushub, Sand und Mutterboden verteilt worden ist. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

„Auf den Aushub kam wohl eine Schicht Sand und Muttererde, dann wurde Rasen gesät“, sagt der 61-Jährige. Nachdem vor kurzem ein Rasenmäher „im Schlamm versunken“ sei, werde der Rasen in dem Bereich nicht mehr gemäht.

Die Gäste müssen deshalb nun auf die anderen Freiflächen ausweichen und zusammenrücken. Suhrbier: „Gerade in Corona-Zeiten ist das natürlich nicht optimal.“ Er weiß, dass es sich auf der versumpften Grünfläche normalerweise gern auch Ältere mit ihren Liegestühlen bequem machen. Außerdem müssten viele Gäste „mit Kind und Kegel“ nun Umwege gehen, um trockenen Fußes in das eingezäunte Sommerbad zu gelangen.

Bezirksamt hat keine Erklärung für die Durchfeuchtung der Wiese

Das Bezirksamt teilt auf Nachfrage mit, dass das Problem mit der „feuchten Liegewiese“ nicht so einfach aufzuklären sei. Deshalb sei man noch damit beschäftigt, die Ursache für die Überschwemmung herauszufinden: „Wir vermuten, dass es an dem gestiegenen Grundwasserspiegel liegt“, heißt es in einer Mitteilung der Pressestelle des Bezirksamtes.

Weil die Toiletten zeitweise geschlossen sind, würden viele Gäste ihr Geschäft im Gebüsch verrichten, berichtet Kioskbetreiber Lothar Waschatz. Auch das Schwimmbecken dürfte für diese Zwecke genutzt werden, fürchtet Suhrbier. Die Kioskbetreiber haben einen Schlüssel. „Der ist eigentlich für uns, aber natürlich rücken wir den im Notfall raus“, sagt Helga Waschatz.

„Das Sommerbad Altengamme kommt nicht zur Ruhe“

Die Toiletten sind die meiste Zeit abgeschlossen.
Die Toiletten sind die meiste Zeit abgeschlossen. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Doch die Kioskbetreiber sind nicht immer vor Ort. „Vereinsmitglieder dürfen jetzt für viel Geld auch außerhalb der Öffnungszeiten ins Naturbad kommen, aber ohne WC-Benutzung“, sagt Suhrbier und fügt hinzu: „Das Sommerbad Altengamme kommt nicht zur Ruhe.“

Das Bezirksamt teilt mit, dass „Zylinder für je eine Damen- und Herrentoilette bestellt“ seien. „Einen Termin für die Lieferung haben wir noch nicht.“ Sobald die neuen Zylinder installiert sind, können diese Toiletten mit den Transpondern geöffnet werden. Die Stammgäste zahlen pro Transponder 35 Euro für die Sommersaison. Erhältlich sind diese elektronischen Türschlüssel über eine Sommer-Mitgliedschaft im Sport-Verein Altengamme. Kontakt zum Club per E-Mail an info@sv-altengamme.de.

Die Besucherzahl ist um rund zwei Drittel gesunken

„An den drei Eingängen funktionieren die Transponder wunderbar“, sagt Lothar Waschatz. Den Zaun findet er allerdings hässlich: „Man kommt sich hier vor wie in einem Hochsicherheitstrakt.“ Mit diesem Gefühl dürfte er nicht allein sein: Die Zahl der Gäste sei gegenüber dem Sommer 2019, bevor der Zugang zu dem Naturbad versperrt wurde, drastisch gesunken, betont der Kioskbetreiber. „Viele Stammgäste haben die Umbaumaßnahmen und neuen Regelungen abgeschreckt. Sie kommen gar nicht mehr her, sind wohl auf Badeseen und Freibäder ausgewichen.“

Waschatz merke den Besucherrückgang auch deutlich an „um rund zwei Drittel“ gesunkenen Umsätzen: „Sind es an so heißen Tagen wie jetzt etwa 100 Gäste im Durchschnitt, waren es vor zwei Jahren rund dreimal so viele.“ Der Kiosk sei nur weiterhin geöffnet, weil das Betreiber-Ehepaar nicht auf die Einnahmen angewiesen sei. „Wir sind Rentner. Für uns ist das lediglich ein Zuverdienst, ein Hobby“, sagt Helga Waschatz.