Hamburg. Das Naturbad ist seit vergangenem Jahr nur noch nachmittags geöffnet. Wird sich das in diesem Sommer wieder ändern?
Auch wenn die Temperaturen derzeit noch weit davon entfernt sind, um im Sommerbad Altengamme – bekanntlich eines der kühlsten Badegewässer Hamburgs – schwimmen gehen zu wollen, steht doch der traditionelle Beginn der Badesaison schon unmittelbar bevor: „Jahrzehntelang war hier von Mitte Mai bis Ende September geöffnet“, sagt Bärbel Daum.
Die 70-Jährige aus Voßmoor gehört zu einem großen Kreis von Stammgästen, die seit Jahrzehnten das Naturbad am Horster Damm nutzen. Sie schätzen die idyllische Lage, fühlen sich in dem Grundwasser gespeisten Becken wie in einem natürlichen Gewässer. Bis 2019 war das Bad zu bestimmten Zeiten unter Aufsicht, doch auch außerhalb dieser Zeiten konnte – auf eigene Gefahr – gebadet und auf den Wiesen gefaulenzt werden. „Diese freie Atmosphäre hat das Bad so besonders gemacht“, sagt Bärbel Daum.
Stammgäste des Sommerbads Altengamme sehnen sich nach "alten Zeiten"
Doch seit dem vergangenen Jahr ist vieles anders: Nachdem der langjährige Bademeister Horst Heibeck zum Ende der Saison 2019 in den Ruhestand verabschiedet wurde, nahm das Bergedorfer Bezirksamt an dem Gelände einige Sanierungsarbeiten vor. Dazu zählte auch die Einzäunung des Geländes, um der Verkehrssicherungspflicht der künstlich geschaffenen Wasserfläche nachzukommen.
Seit dem sind die Öffnungszeiten des Bades stark eingeschränkt: Nach der coronabedingten verspäteten Öffnung im vergangenen Jahr war das Bad in den Sommerferien von 14 bis 19 Uhr und außerhalb der Ferien nur noch an den Wochenenden nachmittags geöffnet. „Mütter mit kleinen Kindern standen bei brütender Hitze vor verschlossenen Toren und durften nicht rein“, kritisiert Bärbel Daum. Eine Ausweitung der Öffnungszeiten ist nicht so einfach möglich, da der Verein Sicheres Wasser (SiWa), der nun die Badeaufsicht in Altengamme stellt, seine Ehrenamtlichen meist aus Schülerkreisen rekrutiert.
Möglicherweise könnte ein Transponder die Lösung sein
Die Sommerbad-Stammgäste und auch das Ehepaar Waschatz, das seit 17 Jahren den Kiosk betreibt, fürchten, dass es erneut eine kurze Saison am Horster Damm wird. „Es ist so ein schönes Fleckchen Erde, das die Leute doch einfach nur gern nutzen möchten“, sagt Helga Waschatz.
Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski stellte bereits im August 2020 im Regionalausschuss in Aussicht, dass ein Transponder eine Lösung sein könnte: Der Einbau eines elektronischen Schlosses würde laut Bezirksamt etwa 400 Euro kosten. Ein passender Transponder würde etwa 25 Euro kosten, eine Investition, die von den Badegästen zu tragen wäre. „Wir wären dazu bereit, wenn dadurch die Möglichkeit gegeben wäre, auch außerhalb der Badeaufsichtzeiten zum Schwimmen zu gehen, so wie wir es alle seit Jahrzehnten gekannt und genossen haben“, sagt Bärbel Daum.
"Es ist ein Naturbad, da erwarten die Leute keinen Komfort"
Mehr als 130.000 Euro wurden bereits für Malerarbeiten oder die Instandsetzung von Beckenrand und Brunnen ausgegeben, etwa weitere 125.000 Euro sollen folgen. Sie sollen in die Sanitäranlagen und die Modernisierung der Funktionsgebäude fließen. Stattdessen sollte sich das Bezirksamt jedoch lieber um weitere Öffnungszeiten bemühen, meint Bärbel Daum: „Es ist ein Naturbad, da erwarten die Leute keinen Komfort.“
Dass es bis zur neuen Saison klappt mit erweiterten Nutzungsmöglichkeiten, scheint mittlerweile mehr als fraglich: Die Bergedorfer CDU hakte dazu bereits in drei Anfragen im Bezirksamt nach. Auch die Mitglieder des Regionalausschusses hatten in der jüngsten Sitzung das Thema erörtert und festgestellt, dass die aktuellen Planungen des Bezirksamtes nicht ausreichend bekannt seien. Es wurde einstimmig der Wunsch geäußert, dass Ulf von Krenski möglichst in der Mai-Sitzung des Regionalausschusses über den aktuellen Stand der Planungen informiert.