Altengamme. Sommerbad Altengamme ist umzäunt und kann nur nachmittags besucht werden. Gesamtbetreuung lasse sich nur in diesem Umfang finanzieren.

Das Sommerbad Altengamme lockt seit Generationen Menschen aus der Nachbarschaft, aber auch aus ganz Bergedorf und Umgebung, an den Horster Damm 76-80. Sie genießen dort die idyllische Lage, fühlen sich wie an einem Badesee mit komfortablem Schwimmbecken. Bisher war das Bad zu bestimmten Zeiten unter Aufsicht, doch auch außerhalb dieser Zeiten konnte – auf eigene Gefahr – gebadet und auf den Wiesen gefaulenzt werden. Damit ist es nun vorbei – und das verärgert etliche Stammgäste.

Seit der späten, coronabedingten Öffnung des Sommerbads am 5. Juli darf es nur noch zwischen 14 und 19 Uhr betreten werden, bis zum Ende der Sommerferien. Danach wird es nur noch sonnabends und sonntags von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Die Gesamtbetreuung (Badeaufsicht, Hygienemaßnahmen, Müllentsorgung) lasse sich nur in diesem Umfang finanzieren, betont der stellvertretende Bezirksamtsleiter Ulf von Krenski.

Um weite Teile des Geländes wurde ein Zaun gezogen. Wer nun außerhalb der offiziellen Badezeiten über den niedrigen Zaun steigt, um sich im Becken zu erfrischen, handelt auf eigene Verantwortung und kann die Betreiber des künstlich angelegten, grundwassergespeisten Sommerbades bei Unfällen nicht haftbar machen.

Viele bleiben fern

Doch diesen Schritt wollen die meisten Stammgäste nicht machen. Deshalb bleiben viele fern. „Hier ist nun viel weniger los als in den vergangenen Jahren“, sagt Kioskbetreiber Lothar Waschatz. Sein Umsatz sei „um 90 Prozent“ gesunken. „Das geht nur, weil das hier unser Hobby ist“, sagt der Rentner, der nun kaum noch Spaß habe.

Kindertagesstätte und betreute Seniorengruppen könnten mit den neuen Öffnungszeiten nichts anfangen und blieben fern, berichtet Waschatz. „Ein Frühschwimmen ist nicht mehr möglich“, sagt eine Besucherin. Derzeit gebe es keine Umkleiden, bemängeln Stammgäste. Sie werden erneuert, heißt es aus dem Bezirksamt. Dieser Tage soll auch ein Schaukasten mit der Hausordnung aufgestellt werden.

Für zusätzliche Irritationen sorgt eine fehlerhafte Angabe im Internet: Auf der Behördenseite www.hamburg.de steht, dass das Sommerbad bereits um 11 Uhr öffnet. „Das haben wir den Kollegen falsch kommuniziert“, sagt von Krenski. „Das wird korrigiert.“

Deutlich höhere Verantwortung

Von Krenski kann den Frust der Badegäste verstehen, doch ihm seien die Hände gebunden. Im November 2017 habe es ein Urteil des Bundesgerichtshofs gegeben, das die Gemeinden in eine „deutlich höhere Verantwortung“ nehme. Der Vater eines Mädchens hatte geklagt, nachdem seine Tochter bei einem Unfall in einer ungesicherten Badestelle massive Hirnschäden erlitt. „Wer eine Gefahrenstelle schafft, hat eine Verkehrssicherungspflicht“, fasst von Krenski den Gerichtsentscheid zusammen.

Die neuen Regelungen in Altengamme seien „das Startpaket, das wir uns leisten können“, betont der Verwaltungsdezernent. „Die Kommunalpolitik haben wir mit eingebunden.“ Bisher habe man alle Hände voll zu tun gehabt mit der Organisation der Badeaufsicht, der Finanzierung und der Sanierung der Anlage. Die Verwaltung werde aber schauen, wie Regelungen gegebenenfalls angepasst werden können. Wann genau eine Badeaufsicht benötigt wird, müsse noch einmal „rechtlich durchleuchtet“ werden.

Generationsübergreifender Treffpunkt

Die Stammgäste hoffen jedenfalls, dass sie bald wieder nach Herzenslust schwimmen können wann sie wollen. „Das ist hier ein generationsübergreifender Treffpunkt, der kaputtgemacht wird“, sagt Maximilian Wegener (20) aus Escheburg-Voßmoor. Arne Stamer (32) vom Horster Damm sitzt für die Grünen im Regionalausschuss. Er will den Wunsch nach Ausweitung der Öffnungszeiten dort bald thematisieren. „Solche Treffpunkte, die auch von jungen Menschen genutzt werden, gibt’s in Altengamme ja nicht so oft.“