Geesthacht. Für die expandierende Jugendabteilung: Der Verein bekommt den Uwe-Seeler-Förderpreis. Perfekt: Das Geld kommt gerade recht.

Zuweilen herrscht ein so großes Stimmengewirr auf dem Sportplatz des VfL Grünhof-Tesperhude an der Westerheese, dass es den Trainern des Geesthachter Stadtteilclubs schon einmal schwer fällt, sich Gehör bei ihren Fußballern zu verschaffen. Weil der Verein in den vergangenen drei Jahren insbesondere in der Jugendabteilung riesigen Zulauf bekommen hat, müssen einige Teams gleichzeitig auf dem Kunstrasen ihre Übungseinheiten absolvieren. „Dienstags ist der Platz beispielsweise voll. Da müssen wir ihn durch vier teilen“, berichtet VfL-Fußballobmann Peter Kägeler.

VfL Grünhof-Tesperhude erhält Uwe-Seeler-Förderpreis

Wo heute nahezu täglich hektische Betriebsamkeit herrscht, trainierten und spielten vor der Fertigstellung des Plastikgrüns im November 2018, das einen Ascheplatz ablöste, lediglich noch die Alten Herren und Super-Senioren der Grünhofer. Aus damals zwei sind mittlerweile zehn Teams geworden, davon sieben Jugendmannschaften. Eine bemerkenswerte Entwicklung, die der Senat der Hansestadt Hamburg nun mit dem Uwe-Seeler-Preis würdigte.

Viele Mädchen und Jungen wollen beim VfL Grünhof-Tesperhude Fußball spielen

Mit der mit 5000 Euro dotierten Auszeichnung werden die beiden Vereine im Hamburger Fußball-Verband geehrt, die in der vergangenen Saison den größten Zuwachs an Jugendmannschaften hatten. Dies war neben Holsatia Elmshorn der VfL Grünhof-Tesperhude. In absoluten Zahlen hatte der Norderstedter SV zwar einen noch größeren Zuwachs. Dieser fiel aus der Wertung, weil dies nur durch den Zusammenschluss mit FFC Nordlichter zustande gekommen war. 2021 hatten der VfL Lohbrügge und TURA Harksheide gewonnen.

„Viele Mädchen und Jungs möchten gerne Fußball spielen. Der Boom ist trotz Corona ungebrochen. Umso mehr ist diese Prämierung Belohnung für großes ehrenamtliches Engagement für die Jugend in unseren Vereinen. Der Hamburger Fußball-Verband beglückwünscht Grünhof-Tesperhude und Holsatia im EMTV“, sagte der HFV-Präsident Christian Okun.

Namensgeber Uwe Seeler fehlt bei der Preisübergabe

Übergeben wurde der Preis am Freitagabend im Festsaal des noblen Hotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee. Übrigens diesmal in Abwesenheit des berühmten Namensgebers. „Ich war ein bisschen baff, dass wir gewonnen haben“, wusste Kägeler gar nicht, wie ihm geschieht. Ihre ausgezeichnete Nachwuchsarbeit hat sich längst über Geesthachts Grenzen hinweg herumgesprochen. So spielen inzwischen viele Jugendliche aus benachbarten Dörfern für den Verein, der für seinen 2018 gegründeten Fußball-Kindergarten vor zwei Jahren den auch mit 5000 Euro dotierten Vereinsehrenamtspreis erhielt.

Bei diesem Projekt werden Kinder zwischen dreieinhalb und sechs Jahren von Erwachsenen betreut, die mit ihnen Sozialverhalten und Koordination trainieren oder einfach nur ausgelassen herumtoben. So werden sie behutsam an das normale Fußballtraining herangeführt. Viele Spieler aus den jungen Jahrgängen des VfL entstammen dem Kindergarten.

Doch nicht nur diese Initiative hat dafür gesorgt, dass der Club seine Mitgliederzahl trotz der Corona-Pandemie allein im vergangenen Jahr von 268 auf 318 steigern konnte (Gesamtverein 858). „Ausschlaggebend für den Zuwachs in den vergangenen Jahren ist zu einem Drittel der Kunstrasenplatz. Zu zwei Dritteln sind es unsere Trainer. Sie sind zuverlässig und arbeiten nachhaltig“, lobt Kägeler die 27 Übungsleiter des Vereins: „Diese Beständigkeit hat sich herumgesprochen.“

Jeweils drei Trainer kümmern sich um eine Jugendmannschaft

Pro Jugendteam kümmern sich jeweils drei Coaches um die Nachwuchskicker, sodass eine gute Betreuung und individuelle Förderung stets gewährleistet sind. Der enorme Mitgliederzuwachs in den vergangenen Jahren stellte den VfL allerdings auch vor Herausforderungen. Trikots, Trainingsanzüge, Bälle, Tore und anderes Trainingsmaterial verschlingen viel Geld.

Just hat Kägeler für jeden Spieler der 28 Spieler aus der D-Jugend einen eigenen Ball gekauft. Bald müssen neue Mini-Tore her, weil in den Altersklassen von der U6 bis zur U11 (E- bis F-Jugend) nach zweijähriger Pilotphase neue Spielformen umgesetzt werden sollen. Dabei treten kleinere Teams gegeneinander an, die zum Teil auf vier Tore spielen. Eine gute Idee, die für mehr Abwechslung sorgen und die Kinder individuell noch besser fördern soll. Aber eben auch ein Projekt, das Kosten verursacht. So ganz ungelegen kommt der warme Geldregen vom Senat daher fraglos nicht.