Hamburg. Der östliche Billwerder Billdeich wird für die Erschließung des Zukunftsstadtteils verbreitert. Dafür müssen 28 Bäume fallen.
Das Ende des Idylls auf dem Billwerder Billdeich ist absehbar: Die letzten 300 Meter der kleinen Deichstraße vor dem Ladenbeker Furtweg in Bergedorf-West werden 2024 als einer von voraussichtlich drei Zubringern nach Oberbillwerder ausgebaut – und wohl schon ab 2023 eine der Trassen zur Sandanlieferung für die Aufhöhung der Bauflächen des Zukunftsstadtteils sein.
Hat Oberbillwerder zehn Jahre später dann seine geplanten rund 18.000 Einwohner, sind die Prognosen der Verkehrsplaner für den Billwerder Billdeich deutlich: Auf seinem jetzt in ihrem Fokus stehenden östlichsten Stück sollen dann fünfmal so viele Autos fahren. Statt rund 2000 heute dann 12.500 pro Tag – sofern bis dahin auch die Anschlussstelle des Ladenbeker Furtwegs an die B 5 fertiggestellt ist.
Oberbillwerder: Vier Varianten für Zufahrtsstraße wurden vorgestellt
Es ist also weit mehr Platz nötig, als die heute 5,50 Meter schmale Deichstraße mit ihrem winzigen Fußweg im Süden. „Die Fahrbahn muss einen Meter breiter werden. Zudem sind Radstreifen in beide Richtungen nötig und ein gut zwei Meter breiter Fußweg“, rechnete Sebastian Bartel vom Verkehrsplanungsbüro Argus am Donnerstag im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung vor.
Gemeinsam mit Landschaftsarchitektin Margarita Borgmann-Voss von „Landschaft + Plan“ stellte er vier verschiedene Varianten zum Ausbau vor. Und die Grün-Expertin machte deutlich, dass jeder Umbau eine erhebliche Zahl von Bäumen kosten wird: „In diesem Bereich des Billwerder Billdeichs stehen sie so dicht an der Fahrbahn, dass bis zum geplanten Abzweig nach Oberbillwerder kurz hinter der historischen Kate an der ersten scharfen Kurve kaum ein Baum zu retten ist. Selbst im nördlich angrenzenden Biotop zur Bille werden bis zu 1400 Quadratmeter verloren gehen – samt etlicher Bäume.“
CDU und AfD stimmten gegen den Entwurf
Die Politiker sortierten zwei der vier Umbau-Varianten des Billwerder Billdeichs aus und entschieden sich – bei Gegenstimmen von CDU und AfD – für Entwürfe, die „nur“ 28 Bäume und etwa 1400 Quadratmeter Biotopverlust bedeuten. Rund 900 Quadratmeter Boden werden durch den Straßenausbau zusätzlich versiegelt. Dafür gibt es eine für Linienbusse aufgeweitete Straße, einen Radweg, der entweder beidseitig der Fahrbahn oder als zweispurige Trasse auf der Südseite des Billwerder Billdeichs geführt wird.
Nach Oberbillwerder geht es knapp 50 Meter hinter der historischen Kate mit geänderter Verkehrsführung: Die Straße soll künftig Richtung Südwesten abknicken, der Billwerder Billdeich nach Hamburg als Abzweig zurückgestuft werden. „Die meisten Fahrzeuge sind nach Oberbillwerder oder zur B 5 unterwegs. Nur wenige werden über die Deichstraße Richtung Hamburg fahren“, prognostizierte Bartel.
Weitere Anschlüsse werden in anderen Verfahren geplant
Allerdings seien seine Planungen nur auf das kurze Stück des Billwerder Billdeichs begrenzt. „Wie die Kreuzung mit dem Ladenbeker Furtweg umgestaltet wird ist ebenso ein anderer Planungsprozess, wie der Bau des B-5-Anschlusses 300 Meter weiter nördlich.“ Gleiches gelte für die eigentliche Straße nach Oberbillwerder, die über die heutigen Wiesen führe und in die Zuständigkeit der Planer der IBA Hamburg falle.
„Es ist schon ziemlich krass, dass erst jetzt und bruchstückhaft deutlich wird, wie erheblich die Auswirkungen von Oberbillwerder auf seine Nachbarschaft sind. Das hätte alles mit den Plänen des neuen Stadtteils geklärt und offen kommuniziert werden müssen“, ärgerte sich Jörg Froh für die CDU-Fraktion, die den Bau von Oberbillwerder grundsätzlich ablehnt.