Hamburg. Der Direktkandidat im Wahlkreis Bergedorf-Harburg-Wilhelmsburg setzt auf die klassischen CDU-Themen Familie und Mittelstand.

Dorie bekommt sich gar nicht mehr ein ob des unbekannten Besuchs. Wild mit dem Schwanz wedelnd, wuselt die Dackeldame um die Beine des Redakteurs herum. „Das macht sie bei jedem Gast“, sagt Uwe Schneider und räumt noch ein wenig auf. Wir stehen im Garten des Direktkandidaten der CDU für den Wahlkreis 23 Bergedorf-Harburg-Wilhelmsburg bei der Bundestagswahl.

Swimmingpool und Fasssauna sorgen für körperliches Wohlbefinden, aus einer Voliere tschilpt es wild. Ein Dutzend Wellensittiche tummelt sich dort und sorgt für Stimmung. Wem die gehören? „Fragen sie meine Frau“, sagt Uwe Schneider. Hier, in einer ruhigen Nebenstraße im Harburger Stadtteil Eißendorf, hat sich der Herausforderer von Metin Hakverdi (SPD) sein Refugium geschaffen. Hier sammelt er Kraft für den Wahlkampf.

Uwe Schneider fordert bei der Bundestagswahl Metin Hakverdi (SPD) heraus

Er liebt die Natur, vor allem Bäume. „Kein Baum muss weg!“, lautet einer seiner Grundsätze. „Da bin ich grüner als die Grünen“, sagt Uwe Schneider und grinst. Die Gemeinsamkeiten mit dem politischen Gegner halten ich jedoch in Grenzen. Und das hat viel mit der Vita des Christdemokraten zu tun.

Aufgewachsen ist der 46-Jährige in Köthen bei Halle. Darauf angesprochen fällt Uwe Schneider sogleich in den sächsisch-anhaltinischen Dialekt seiner früheren Heimat, um sofort ein „schlimm, oder?“ nachzuschieben.

Herkunft aus einem christlich-handwerklichen Haushalt

Er stammt aus einem „christlich-handwerklichen Haushalt“, was zu DDR-Zeiten eher ungewöhnlich war. Die Familie hat eine Bäckerei, mittlerweile steht mit seinem Bruder die dritte Generation am Backofen. „Da war der politische Weg praktisch vorgezeichnet“, sagt Uwe Schneider.

Nach der Wende wird er schnell Mitglied in der Jungen Union. Es dauert jedoch, bevor er sich aktiv bei den Christdemokraten einbringt. Erst 2005, nachdem klar war, dass er sich mit seiner Frau im Haus der Schwiegereltern in Eißendorf niederlassen wird, beschließt der Vater einer Tochter (18) und eines Sohnes (8), in die Kommunalpolitik einzusteigen.

Anfänge in der Harburger Lokalpolitik

Er wolle vor Ort gestalten: dafür sorgen, dass der Spielplatz um die Ecke eine neue Rutsche bekommt, die Bank mal neu gestrichen wird. „Man kann so lange warten, bis sich jemand darum kümmert. Oder man kümmert sich selbst“, erklärt Schneider.

Drei Jahre später wird er in die Harburger Bezirksversammlung gewählt. Er wird Vizefraktionsvorsitzender (2015) und Kreisvorsitzender (2018). Im April dieses Jahres folgte die Kür zum CDU-Direktkandidaten für den Wahlkreis 23.

Seit 1949 gingen die Direktmandate im Wahlkreis an die SPD

Uwe Schneider hat einen schweren Stand. Seit der Gründung der Bundesrepublik gingen die Direktmandate im Wahlkreis Bergedorf-Harburg-Wilhelmsburg (bis einschließlich der Wahl 1998 waren Bergedorf und Harburg getrennte Wahlkreise) stets an die SPD.

Auch an der den Stadtteil prägenden Eißendorfer Straße taucht das Konterfei von Uwe Schneider auf Wahlplakaten eher selten auf. Sein Kontrahent Metin Hakverdi führt das Ranking klar an. An zweiter Stelle: SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz.

Uwe Schneider ist nicht über die CDU-Landesliste abgesichert

Sollte es nichts werden mit dem Direktmandat, wird dem CDU-Mann aus dem Bezirk Harburg der Bundestag verwehrt bleiben. Auf Platz sechs der Landesliste hat er praktisch keine Chancen. „Wir rechnen mit drei Mandaten für unsere Partei“, sagt Schneider. Für den Wahlkampf ist er weitgehend freigestellt. Der kaufmännische Angestellte kann sich die verbliebene Arbeitszeit bei seinem Arbeitgeber frei einteilen.

Was die aktuell großen Themen unserer Zeit angeht, ist Uwe Schneider auf CDU-Linie. „Wachstum und Klimawandel können zusammengehen“, sagt er. Und den ökologischen Umbau sieht er immer in Zusammenhang mit dem ökonomischen. Zur Migration: „Unkontrollierte Einwanderung darf sich nicht wiederholen.“ Aber auch: „Menschen, die unsere Hilfe brauchen, müssen sie bekommen.“

Familien mit Kindern sollen entlastet werden

Er selbst hat zwei große Themen auf der Agenda. Da ist zum einen die Familienpolitik. „Familien mit Kindern müssen mehr entlastet werden“, sagt er. Ansatzpunkte sieht er beim Kindergeld und der Betreuung. Und: „Es muss möglich sein, vormittags arbeiten zu gehen und am Nachmittag für die Kinder da zu sein.“

Einen Seitenhieb auf Hakverdi, der keine Kinder hat, kann sich Schneider an dieser Stelle nicht verkneifen: „Ich kann in meiner eigenen Familie bei den Kindern nachfragen: ,Was beschäftigt euch? Wie geht es euch?’“ Das Familienmodell, ob Frau/Mann, Mann/Mann oder Frau/Frau, ist ihm einerlei.

Der Mittelstand soll nach Corona wieder Fahrt aufnehmen

Zum anderen gilt der Mittelstand seinem besonderen Augenmerk. Die Gastronomie, das Handwerk sowie den Dienstleistungssektor führt er auf. Und den Gartenbau, der in Bergedorf eine große Rolle spielen würde. „Ich werde dafür arbeiten, dass der Mittelstand nach Corona Fahrt aufnimmt.“

Familie und Mittelstand, klassische konservative Themen: Kein Wunder, dass Uwe Schneider für Friedrich Merz votiert hat, als es um den Parteivorsitz ging. Der sei am dichtesten dran an seinen eigenen Vorstellungen.

Er nutzt Facebook, steht jedoch Social Media kritisch gegenüber

Der Harburger Christdemokrat betont zwar, Angela Merkel habe das Land positiv geprägt. Doch praktisch im gleichen Atemzug stellt er die Frage: „Wofür steht die CDU?“ Für eine Partei mit klaren konservativen Konturen jedenfalls nicht. Und wie steht er zu Armin Laschet? „Er ist der richtige Kandidat und wird noch aufholen.“

Uwe Schneider ist bei Facebook aktiv. Er postet dort Fotos von seinen Wahlkampfauftritten in Harburg und Bergedorf, wo er „zwei-, dreimal in der Woche“ ist. Dennoch steht er Social Media skeptisch gegenüber. Eine sachliche Diskussion sei in den sozialen Medien schwierig.

Im Freundeskreis auch Grüne und SPD-Anhänger

Seine Freunde suche man sich am besten außerhalb der Politik. In seinem Freundeskreis gibt es sowohl Grüne als auch SPD-Anhänger. Da wird schon mal hitzig diskutiert. Zwar werde man auch in der Politik mal angefeindet. Aber persönlich sei es noch nie geworden, sagt der Direktkandidat.

  • Uwe Schneider (46, CDU)

Familie: verheiratet, zwei Kinder (8, 18).

Beruf: Uwe Schneider, in Köthen bei Halle aufgewachsen, hat Steuerrecht studiert und arbeitet als kaufmännischer Angestellter bei einem Hamburger Unternehmen.

Hobbys: Der 46-Jährige ist leidenschaftlicher HSV-Fan, liebt die Natur, geht ab und zu auf die Jagd und spielt einmal im Monat Tennis.

Liebstes Reiseziel: Bayern (besonders Oberstaufen) und Südtirol. „Hauptsache Berge.“

Ich mag: „Wenn der HSV gewinnt, den Grill anzuwerfen, gutes Essen, ein gutes Bier und die Politik.“

Ich mag nicht: „Wenn der HSV verliert. Intoleranz, Respektlosigkeit und Hamburger Schietwetter.“