Hamburg. Metin Hakverdi will als SPD-Direktkandidat den Wahlkreis Bergedorf-Harburg verteidigen – mit Themen wie Wohnen und Verkehr.
Ja, die Baustellen in Hamburg. Sie haben auch kein Erbarmen mit Bundestagsabgeordneten im Terminstress. Und so kann sich Metin Hakverdi, Direktkandidat der SPD für den Wahlkreis Bergedorf-Harburg, nun doch nicht für ein Pressefoto vor sein altes Gymnasium in Wilhelmsburg stellen – sondern bittet staubedingt nach Bergedorf, wo er gerade wieder in Sachen Wahlkampf unterwegs ist. Aber ein Foto vorm Schloss passt auch, findet er: „Hier habe ich 2019 meine Frau geheiratet!“
Bundestagswahl 2021: Metin Hakverdi ist SPD-Direktkandidat
So richtig viel Privates mag der 52-jährige Wilhelmsburger, der seit 2013 Bergedorf-Harburg im Deutschen Bundestag vertritt, generell nicht preisgeben. Etwa den Namen seiner Frau, „denn sie steht ja nicht in der Öffentlichkeit“, wie er meint. Trotzdem ist der studierte Jurist ganz und gar nicht zugeknöpft. Im Gegenteil: Beim Latte macchiato im Café Greco neben St. Petri und Pauli klopfen ihm gleich mehrere vorbeispazierende Bekannte auf die Schulter – und Hakverdi lächelt und plauscht. Mal geht es um den Wahlkampf, mal um ganz lokale Bergedorfer Themen wie eine Kirchensitzung. Dann ist Hakverdi spürbar in seinem Element.
„Als Bundestagsabgeordneter bin ich irgendwie immer für alles zuständig“, sagt er. Bürger würden ihn oft auch auf sehr lokale Themen ansprechen, die strenggenommen gar nicht in seine Zuständigkeit beziehungsweise die des Bundestages fallen. „Aber dann sage ich ja nicht: ,Ich bin nicht zuständig!’“ Vielmehr greife er schon mal zum Telefon, um in der Sache etwas zu bewegen.
SPD-Urgestein Rolf Niese ist ein großes Vorbild
Hakverdi fühlt sich großen Vorbildern verpflichtet. Voller Stolz sagt er: „Bergedorf-Harburg, das ist doch DER Wahlkreis in ganz Deutschland.“ Denn die Liste seiner namhaften Vorgänger ist lang: SPD-Ikonen wie Herbert Wehner, Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und Hamburgs einstiger Bürgermeister Hans-Ulrich Klose wurden in den vergangenen Jahrzehnten über die Wahlkreise Harburg und Bergedorf und später den zusammengelegten Wahlkreis Bergedorf-Harburg (ab 2002) in den Bundestag gewählt.
„Ich sehe mich nicht in der Rolle, in diese Fußstapfen zu treten. Ich meine: Niemand kann in diese Fußstapfen treten“, stellt Hakverdi fest. Er nennt einen anderen Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises als großes Vorbild: SPD-Urgestein Dr. Rolf Niese, der von 1987 bis 2002 für Bergedorf im Bundestag saß und viel für den Bezirk bewirkte. „Wie er sein Amt ausgefüllt hat, so nah bei den Menschen, das ist für mich das große Vorbild“, sagt der 52-Jährige. Das sei auch das Schwierige an dem Job als Bundestagsabgeordneter. Einerseits komplizierte Gesetzgebungen auf der Bundestagsebene zu verhandeln. Andererseits zu wissen und zu erkennen, was die Menschen im Wahlkreis wirklich bewege – vom Pflaster auf dem Kirchenvorplatz, der Einbahnstraße vor der Haustür bis zu den Themen Finanzen oder Wohnen.
Sein Vater wanderte aus der Türkei nach Deutschland ein
Hakverdi selbst ist nicht in wohlhabende Verhältnisse hineingeboren. Sein Vater wanderte Mitte der 1950er-Jahre aus der Türkei nach Deutschland ein und arbeitete hier als Taxifahrer. Hakverdis Mutter stammt aus Mecklenburg-Vorpommern, arbeitete als Sekretärin. „Mein älterer Bruder war der erste in der Familie mit Abitur“, erzählt Hakverdi. „Ich war dann der erste mit Studienabschluss.“
Der 52-Jährige wuchs in Wilhelmsburg auf – in derselben Straße, in der er heute noch zur Miete lebt. Er studierte nach dem Abitur Jura und arbeitete danach unter anderem im Arbeitsrecht. Politisch engagiert war er nicht, doch 2001 trat er in die SPD ein. „Ich wollte ein Zeichen setzen“, sagt er. Denn zu jenem Zeitpunkt wurde „Richter Gnadenlos“ Ronald Schill Zweiter Bürgermeister in Hamburg – und die SPD ging in die Opposition. 2008 wurde Hakverdi in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt. 2013 kandidierte er für den Bundestag, da Hans-Ulrich Klose für Bergedorf-Harburg nicht mehr antreten wollte. Hakverdi errang für die SPD das Direktmandat in diesem Wahlkreis. 2017 wurde er wiedergewählt, erhielt von allen Hamburger Direktkandidaten das beste Ergebnis.
Ihm liegt die U- und S-Bahnanbindung für Bergedorf am Herzen
Dafür ackert er auch jetzt, indem er sich im Wahlkampf von Tür zu Tür arbeitet. Mehrere politische Themen liegen dem 52-Jährigen, der Mitglied des Haushaltsausschusses im Bundestag sowie des Europaausschusses ist, am Herzen. Etwa die U- und S-Bahnanbindung für Bergedorf. „Das Thema Verkehr ist sehr wichtig, wir müssen den nächsten Schritt schaffen“, sagt er. Und meint damit unter anderem eine Anbindung Lohbrügges an die U2. Die U-Bahn endet bisher in Mümmelmannsberg, „doch Lohbrügge ist eben ein richtig großer Stadtteil“, der eine bessere Anbindung brauche. Der Bundestagsabgeordnete weiß auch: „Das ist ein superdickes Brett, das gebohrt werden muss – über diese Legislaturperiode hinaus.“ Der Bund könne solche Investitionen nicht allein Hamburg überlassen.
Auch das Thema Wohnen bewegt ihn. Steigende Mieten will er unter anderem bekämpfen, indem der Staat vermehrt selbst baut. „Mit einem starken öffentlichen Sektor werden auch die Privaten die hohen Mieten nicht halten können.“
- Metin Hakverdi (52, SPD)
Familie: verheiratet, keine Kinder. Seine Frau arbeitet geschäftsführend bei der SPD Hamburg
Beruf: Hakverdi, der in Hamburg-Wilhelmsburg aufgewachsen ist und dort Abitur machte, studierte Jura in Kiel und Indiana (USA). 2001 trat er in die SPD ein, als diese in Hamburg in die Opposition ging. Er war Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft und ist seit 2013 Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Harburg-Bergedorf
Hobbys: Der 52-Jährige ist im Katastrophenschutz aktives Mitglied des Technischen Hilfswerks (THW)
Liebstes Reiseziel: „Die Nordsee!“
Ich mag: „Menschen, die auch mal über sich selbst lachen können“
Ich mag nicht: „Wenn der HSV wieder nicht in die Erste Liga aufsteigt“