Hamburg. Kulturzentrum, Umweltbildungsstätte oder Naturhotel – der Grüne Zirkel hat diverse Ideen für die Nutzung des Gebäudes in Kirchwerder.

Das Gutshaus Riepenburg steht seit vier Jahren leer und droht zu verfallen. Der Grüne Zirkel Vier- und Marschlande hat sich zum Ziel gesetzt, das 1853 errichtete Gebäude am Kraueler Hauptdeich 17, nahe dem Kirchwerder Mühlendamm, zu retten, sammelte dafür rund 2000 Unterschriften. Nun beschäftigt sich Finanzsenator Andreas Dressel mit dem Vorhaben.

Denn das Gutshaus, das einzige noch erhaltene seiner Art in den Vier- und Marschlanden, gehört der Stadt Hamburg – und eine Wiederbelebung würde viel Geld kosten. Der Grüne Zirkel erarbeitet derzeit verschiedene Konzepte, wie eine neue Nutzung des Gutshauses aussehen und wer ein geeigneter Träger sein könnte. In jedem Fall soll das Haus nach dem Willen des Grünen Zirkels der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Gutshaus Riepenburg: Instandsetzung kostet 1,3 Millionen Euro

Der Grüne Zirkel, eine unabhängige, 2016 gegründete Interessengemeinschaft von Vierländer Bürgern, hatte sich mehrfach mit der Bitte an das Denkmalschutzamt gewandt, das Gebäude unter Schutz zu stellen – mit Erfolg. „Das Amt hält das Haus für erhaltungsfähig und will seinen Erhalt empfehlen“, sagt Rolf Wobbe vom Grünen Zirkel. Ein Gutachten wurde im vergangenen Jahr im Auftrag der Stadt erstellt, berichtet Wobbe. Demnach würde eine Instandsetzung 1,3 Millionen Euro kosten. „Die Stadt kann sich allerdings um EU-Fördermittel bemühen“, sagt Wobbe.

Der Finanzsenator wünsche sich nun ein Konzept für die Neugestaltung des rund 170 Jahre alten Verwalterhauses der früheren Domäne Riepenburg, berichtet Wobbe. Gemeinsam mit Georg Eggers, Werner Diedrichs und weiteren Zirkel-Aktiven arbeitet Wobbe nun an Nutzungskonzepten, die dem Senator so schnell wie möglich vorgelegt werden sollen. Der Neuengammer geht davon aus, dass eine Komplettsanierung „ein bis zwei Jahre“ dauern wird.

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Grüne Zirkel in Kirchwerder hat viele Ideen für das Gutshaus

Vorstellbar ist nach Meinung des Grünen Zirkels eine Umweltbildungsstätte. Bei dieser Variante „müsste die Schulbehörde das Gutshaus übernehmen und für die Renovierung, Einrichtung und Betrieb sorgen“, heißt es im Entwurf.

Auch ein „Besucherzentrum Mensch – Natur“ können sich die Mitglieder des Grünen Zirkels am Kraueler Hauptdeich 17 vorstellen. Dann müsste „aus dem Grünen Zirkel heraus“ ein gemeinnütziger Verein als Betreiber/Träger gegründet werden, der im besten Falle mit verschiedenen Kooperationspartnern wie Schulen und Jugendbauhütte zusammenarbeiten würde. Auch könnte eine Touristeninformation in das Haus integriert werden. „Das Gebäude müsste für einen geringen Betrag mit Grundstück an den Verein überstellt werden“, heißt es in dem Schreiben. Und: „Förderer sind dringend erforderlich“, etwa Stiftungen, Firmen, Bezirks- und Denkmalschutzamt sowie Privatpersonen. Zu Deckung der Betriebskosten könnten im Obergeschoss ein oder zwei Wohnungen eingerichtet und vermietet werden.

Das Gebäude soll nicht zum „musealen Schaustück degradiert“ werden

Rolf Wobbe bringt auch einen Mix aus Schullandheim, Jugendherberge und Naturkindergarten ins Spiel, kann sich ein „Naturhotel“ vorstellen. Ein „Haus der Vereine“ und ein „Haus der Forschung und Wissenschaft für Landwirtschaft und Gartenbau“ hat er ebenso in seinem Konzeptentwurf aufgelistet.

Auch ein Kulturzentrum mit Ausstellungen, Lesungen, Vorträgen und Seminaren ist laut Grünem Zirkel denkbar. Dort könnten Chöre, Musik- und Theatergruppen proben. Das Haus würde auch Platz bieten für öffentliche „Zukunftswerkstätten“. In jedem Fall wünschen sich die Zirkel-Aktiven einen „Ort des Lernens, Erlebens und der Begegnung“. Sie wollen, das dort wieder Leben einzieht und wollen vermeiden, dass das Gebäude „zum musealen Schaustück degradiert“ wird.

Noch in diesem Jahr könnte das Gutshaus unter Denkmalschutz gestellt werden

„Wir müssen nun erst einmal abwarten, bis das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt wurde“, sagt Wobbe. „Das wird wohl noch dieses Jahr passieren.“ Bis dahin soll ein fertig ausgearbeitetes Nutzungskonzept auf Dressels Schreibtisch liegen. Wobbe: „Parallel schauen wir uns nun nach geeigneten Trägern um.“

Die mittelalterliche Festung Riepenburg war die Keimzelle der Besiedlung der Vier- und Marschlande in Richtung Westen. Von der Festung zeugen heute nur noch Teile des Ringwalls und der Burghügel. Die Überreste der um 1250 erstmals urkundlich erwähnten Burg wurden zwischen 1508 und 1512 abgerissen. Das Gutshaus befindet sich nahe dem früheren Standort der Burg. Das Gebäude errichtete der Hamburger Stadtbaumeister Johann Hermann Mack (1809-1868), bekannt vor allem als Architekt der Lombardsbrücke.