Hamburg. Die 46-jährige Nadine Eckhoff aus Niedersachsen ist Volljuristin und nun Geschäftsführerin. Sie fordert mehr digitale Lösungen.

Mit Nadine Eckhoff steht nun eine Volljuristin an der Spitze der Landwirtschaftskammer Hamburg. Die 46-Jährige ist die Nachfolgerin von Hans-Peter Pohl, der sich nach 34 Jahren als Geschäftsführer in den Ruhestand verabschiedet hat.

Nadine Eckhoff ist in Hatzte nahe der Samtgemeinde Zeven in Niedersachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen. Hier lebt sie noch immer. Sie war von 2009 bis Ende 2020 Geschäftsführerin des Kreisverbands Zeven, des sogenannten Landvolks, dem Bauernverband in Niedersachsen, betreute dort rund 1200 Mitgliedsbetriebe. In Zeven hatte sie sechs Mitarbeiter, in Hamburg, im Kompetenzzentrum für Gartenbau und Landwirtschaft am Brennerhof, sind es 20.

Nadine Eckhoff ist die neue Chefin der Landwirtschaftskammer Hamburg

„Mein landwirtschaftlicher Hintergrund und meine juristische Ausbildung sind eine tolle Kombination“, sagt Nadine Eckhoff Sie habe sich schon immer gern für ihren Berufsstand eingesetzt, Landwirte juristisch beraten und in Verfahren vertreten. Dabei ging es um allgemeines Erbrecht, Höfe-Recht und Unternehmensnachfolge. „Es ist gut, genau zu wissen, wie die Rechtslage ist, wenn bestimmte Themen mit den Mitarbeitern besprochen und eingeordnet werden müssen“, sagt sie.

In den Bildungsbereich muss sie sich erst „reinfuchsen“

Denn oft würden auch die Fachberater der Landwirtschaftskammer als berufsständische Vertretung etwa in den Bereichen Aus-, Fort- und Weiterbildung, Agrar- und Gartenbau oder Sozioökonomie mit juristischen Fragen konfrontiert.„Ich kann ihnen ein Back-up geben.“ Wobei der Bildungsbereich für sie Neuland sei: „Damit hatte ich in Zeven nichts zu tun, deshalb muss ich mich erst reinfuchsen“, sagt Nadine Eckhoff, die nach Feierabend gern joggen geht und Bücher liest.

Überhaupt sei sie noch dabei, ihren gesamten Aufgabenbereich und die Arbeitsabläufe am Brennerhof kennenzulernen. Denn als Geschäftsführerin habe sie viele verschiedene Arbeitsbereiche, was „reizvoll“ sei. Die Zeit sei günstig zum Einarbeiten, betont Nadine Eckhoff: „Die Gärtner und Landwirte haben nun Hochsaison und nehmen unsere Dienste deshalb derzeit weniger in Anspruch.“ Die Azubis der grünen Branche hatten bereits ihre Abschlussprüfungen, die nächsten Ausbildungslehrgänge starten erst im Spätsommer.

Nadine Eckhoff besucht die Betriebe in den Vier- und Marschlanden

Nadine Eckhoff will die Zeit auch nutzen, um die Vertreter der kooperierenden Verbände, der Politik und Verwaltung kennenzulernen. Außerdem besuche sie Betriebe in den Vier- und Marschlanden: „Schließlich möchte ich wissen, wie das hier vor Ort läuft.“

Die 46-Jährige wolle „vielleicht mehr digitale Lösungen anbieten, um viele Leute aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands einfacher an den Tisch zu bringen“. Natürlich seien persönliche Kontakte wichtig, aber digitale Konferenzen böten eine „gute Alternative“. Nadine Eckhoff: „Dann muss keiner den Tag auf der Autobahn verbringen, um ein dreiviertelstündiges Gespräch zu führen.“ Sie wolle auch „schauen, ob es andere Softwareprogramme gibt, die uns hier die Arbeit erleichtern“. Schließlich würden auch die Landwirte digitaler, „besonders die neuen Generationen der Betriebsinhaber“. Die Kammer dürfe „nicht hinterherhinken“.

Viel Beratungsbedarf bei der Umstellung auf Bio-Anbau

Das „Agrarpolitische Konzept 2025“, mit dem die Stadt Tierwohl, Klimaschutz und Biodiversität stärker miteinander verzahnen möchte, stelle für die grüne Branche, „auch für die Kammer“, eine Herausforderung dar, betont Nadine Eckhoff. Die Umstellung auf Bio-Anbau sei schwierig und teuer. „Da gibt es viel Beratungsbedarf, etwa zu Finanzierungshilfen.“ Immer mehr Auflagen, auch nach EU-Recht, ließen in der Branche keine Langeweile aufkommen.

  • Die Landwirtschaftskammer Hamburg

Die Landwirtschaftskammer Hamburg stellt die landwirtschaftliche Selbstverwaltung dar, ist ein wichtiger Berater, Kontrolleur und Ansprechpartner der grünen Branche. Rechtsvorgänger der Kammer war der Hauptausschuss für Landwirtschaft und Gartenbau. 2009 wurde die Hamburgische Gartenbauversuchsanstalt in die Kammer integriert.

Als Körperschaft des öffentlichen Rechts übernimmt die Landwirtschaftskammer zunehmend auch staatliche Aufgaben. Seit 2020 überwacht sie beispielsweise die Einhaltung der Düngevorschriften in den Betrieben. Beratung und Kontrolle werden in diesem Bereich nach Auskunft des früheren Geschäftsführers Hans-Peter Pohl streng getrennt. Neben der neuen Geschäftsführerin steht Andreas Kröger als ehrenamtlicher Präsident an der Kammer-Spitze.