Kirchwerder. Kirchwerder. Zusammenschluss der Gartenbauverbände: 53-jähriger Gärtnermeister aus Kirchwerder steht nun an der Spitze.
Primeln, Stiefmütterchen und weitere Frühlingsblüher in den Gewächshäusern am Kirchwerder Marschbahndamm stehen in voller Blüte. Überall leuchtet es in vielen bunten Farben. Gärtnermeister Andreas Kröger ist für das Ostergeschäft gut gerüstet, hat alle Hände voll zu tun. Doch der 53-Jährige wird künftig deutlich weniger Zeit für seine Zierpflanzen haben.
Kröger steht jetzt an der Spitze eines neuen Mega-Verbandes mit etwa 900 Mitgliedern und Sitzen in Bremen und Hamburg (Haus des Gartenbaus, Brennerhof). Er wurde gerade zum Präsidenten des Wirtschaftsverbandes Gartenbau Norddeutschland (WVG Nord) gewählt.
GVN ist Geschichte
Denn der Gartenbauverband Nord (GVN, 300 Mitglieder), Interessenvertretung von Gärtnerei-Betreibern in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, ist Geschichte. Er hat mit dem Wirtschaftsverband Gartenbau Niedersachsen (WVG Niedersachsen) zum WVG Nord fusioniert, dem nun auch Bremer Gärtner angehören. Die Zuständigkeit des neuen Verbandes erstreckt sich von der polnischen bis zur niederländischen Grenze und von Göttingen bis nach Flensburg – über fast 25 Prozent der Fläche Deutschlands. „Damit sind wir flächenmäßig der größte Landesverband“, sagt Kröger.
Der 53-Jährige weitet sein Engagement für seine Berufskollegen deutlich aus. Kröger hat die Fusion als GVN-Vizepräsident zwei Jahre lang mit vorbereitet, die beiden vormaligen Präsidenten haben alters- beziehungsweise berufsbedingt verzichtet. Kröger ist bereits Präsident der Landwirtschaftskammer Hamburg.
Dachverband sitzt in Berlin
Als Präsident des neuen Mega-Verbandes ist Kröger auch Mitglied im Präsidium des Zentralverbandes mit Sitz in Berlin. Der Dachverband vertritt etwa 10 000 Gärtner.
Kurios: Kröger stand an einem Tag dreimal zur Wahl; Vormittags wählten ihn die Delegierten bei den jeweiligen Hauptversammlungen von GVN und WVG Niedersachsen zum Präsidenten ihrer Verbände. „Nachmittags waren dann alle in einem Raum, um die Fusion zu beschließen und den Präsidenten und seine Vertreter zu wählen“, sagt Kröger und schmunzelt. „Es kam auf das korrekte Prozedere an. Zum Glück hatten wir gute anwaltliche Beratung.“
Für den Gärtnermeister bedeutet der neue Posten „etwa 120 zusätzliche Termine im Jahr“. In ganz Norddeutschland wird er an Versammlungen teilnehmen, mit Politikern und Verwaltungsvertretern sprechen, Gartenschauen besuchen und Jubilare ehren. Für den immensen Zeitaufwand erhält Kröger eine Aufwandsentschädigung. „Davon kann ich zusätzliches Personal im eigenen Betrieb bezahlen.“ Reich werde er durch den Präsidenten-Job jedoch nicht, betont der Gärtner.
„So kann ich etwas bewirken“
Warum also macht er den Job? „So kann ich etwas bewirken, zumindest Kompromisse aushandeln.“ Vieles, was hinter den Kulissen passiert, werde kaum wahrgenommen. Kröger nennt als Beispiel den niedrigeren Mehrwertsteuersatz für grüne Produkte. „Da will die Politik immer wieder ran.“ Weiteres ewiges Streitthema sei der Kampf um den Abbau von Torf: „Den benötigen wir Gärtner, um die Pflanzen großzuziehen.“
Den WVG Nord bezeichnet Kröger als „Arbeitgeberverband des Gartenbaus“ und „Tarifpartner der Gewerkschaften“. Die Fusion sei notwendig gewesen, um auch in Zeiten schwindender Betriebszahlen mitreden zu können, betont Kröger. Eines der wichtigsten Ziele sei, die Preise für grüne Produkte „nach oben zu korrigieren“. Außerdem will der Präsident die „Image-Arbeit intensivieren“: Die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt, diese Chance sollten die Gärtner noch mehr nutzen, meint Kröger.
In den Vier- und Marschlanden gibt es etwa 250 Gartenbaubetriebe. Zwei Drittel von ihnen haben sich auf Zierpflanzen spezialisiert, ein Drittel baut Gemüse an.