Hamburg. Betreiber dürfen Bistro nicht wieder öffnen. Vermieter kündigt ihnen nach ausbleibenden Mietzahlungen – und sucht Nachfolger.
Fatma Ergün ist sehr enttäuscht: Das von ihr geleitete „Bistré am Deich“ wird nicht wieder öffnen. Nachdem unbekannte Täter in der Nacht zu Pfingstmontag das Bistro-Café verwüstet hatten, glich das Lokal am Allermöher Deich 451 einem Trümmerfeld (wir berichteten). Wochenlang listeten Fatma Ergün (55) und ihr Sohn Hakan Sayindi (34), Eigentümer des „Bistré“, beschädigtes Interieur auf, räumte die Familie auf. Eigentlich sollte Anfang Juli zumindest die Terrasse wieder geöffnet werden, doch Vermieter Michael Kolle kündigte den Mietvertrag. Die „Bistré“-Betreiber hatten ein halbes Jahr lang keine Miete bezahlt.
„Wir akzeptieren die Kündigung, denn wir wollen uns hier im Guten verabschieden – so wie wir auch im Guten gestartet sind“, sagt Fatma Ergün. Natürlich habe sie sich den Betrieb ihrer Gaststätte anders vorgestellt: Aufgrund der Corona-Pandemie habe das „Bistré“ nur drei Monate lang – von August bis Oktober 2020 – öffnen können. Dann kamen die Einbrecher und richteten immensen Schaden an. Fast alle Möbel, Einrichtungsgegenstände und einige hochwertige Gastronomie-Küchengeräte mussten auf den Müll geworfen werden. Der Schaden liegt nach Auskunft von Sayindi deutlich über 25.000 Euro.
„Bistré am Deich“: Kunden spendeten nach dem Einbruch Geschirr
Fatma Ergün bedankt sich bei ihren Kunden, von denen einige das „Bistré“ nicht nur als zahlende Kunden unterstützt hätten: „Nach dem Einbruch haben sie uns Geschirr gespendet. Wir haben tolle Unterstützung erfahren.“
Die Familie habe aufgrund ausbleibender Einnahmen die Miete nicht mehr zahlen können. Dringend benötigte Corona-Hilfszahlungen seien noch nicht eingegangen. „Herr Kolle hat uns mehrfach Aufschub gewährt. Leider konnten wir auch einen Termin nicht einhalten, an dem wir den gesamten Betrag begleichen wollten“, sagt Fatma Ergün. Inzwischen sei die Schuld allerdings beglichen, betont die 55-Jährige. „Einen Teil des Geldes haben wir uns privat geliehen.“
Gerade erst Überdachung für Terrasse erworben
Zu allem Überfluss hätten die „Bistré“-Betreiber erst vor Kurzem eine Überdachung für die Terrasse für einige Tausend Euro erworben. „Wir wissen nicht, was wir nun damit anfangen sollen.“ Immerhin: Neues Mobiliar sei noch nicht angeschafft worden. „Wir hatten uns schon Ersatz ausgesucht, konnten den Auftrag aber stoppen.“ Und die Kücheneinrichtung gehöre im Wesentlichen dem Vermieter. „Wir verfügen jetzt nur noch über Geschirr und einige Elektro-Kleingeräte“, sagt Fatma Ergün.
Sie und ihr Sohn wollen ein neues Restaurant eröffnen, suchen nun eine geeignete Immobilie, „in Bergedorf oder Umgebung, am liebsten in den Vier- und Marschlanden“, sagt die Lohbrüggerin.
In den Räumen soll es laut Vermieter weiterhin Gastronomie geben
Das „Bistré am Deich“ räumen Fatma Ergün und ihr Sohn bis Mitte Juli leer. „Wir müssten eigentlich schon draußen sein, haben Herrn Kolle aber um zwei Wochen Aufschub gebeten“, sagt die Gastronomin. Sie sucht noch einen Lagerplatz für das restliche Inventar, das von den Vandalen verschont wurde.
Vermieter Kolle möchte in den Räumen seines „Hansehofs“ weiterhin Gastronomie anbieten: „Wir arbeiten derzeit an einem Konzept. Der Name bleibt bestehen.“ Es solle weiterhin warme Küche geben. Welcher Gastronom dort einzieht, sei noch nicht klar. „Wir hoffen auf einen Neustart Mitte, Ende September“, sagt Kolle. Zuvor sollen die Gasträume verschönert werden. Unter anderem werde der Boden neu gemacht, das Lokal neu tapeziert, die Säulen neu verkleidet und neues Mobiliar hineingestellt. Das „Bistré am Deich“ soll laut Geschäftsmann Kolle einen „neuen Touch“ bekommen.