Hamburg. Nicola Eisenschink und Thomas Oepen erfüllen sich in Ochsenwerder ihren Traum. Dabei wählen sie eine ungewöhnliche Wohnform.
Noch stecken auf dem Grundstück am Ochsenwerder Elbdeich lediglich Holzpflöcke mit gelben Markierungen in der Erde. Doch Nicola Eisenschink und Thomas Oepen sehen schon ganz genau vor sich, wie es in wenigen Monaten an dieser Stelle aussehen wird: „Wir stehen gerade in unserem Flur“, sagt die 60-Jährige mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Die Freude ist ihr und ihrem Partner sichtlich anzusehen. Denn schon bald soll dort ein gemeinsamer Wohntraum wahr werden.
Und das heißt, dass das Paar unter einem Dach wohnen wird und dabei trotzdem jeder sein eigenes Häuschen hat. Schlafzimmer, Küchenzeile und Bad werden auf jeweils knapp 26 Quadratmetern untergebracht. Verbunden werden beide Häuser mit einem Flur und einem gemeinsamen Wohnzimmer.
Von außen sieht das Gebäude aus wie ein Holzhaus. In der zweiten Etage entsteht auf 26 Quadratmeter Fläche der größte Raum: „Wir nennen ihn Tanzsaal, wissen aber noch gar nicht, was wir dort unterbringen“, sagt Nicola Eisenschink. Auch Arbeitszimmer werden auf der Etage Platz finden.
Immobilien Hamburg: Mini-Doppelhaus für ein Paar
Die Idee haben Nicola Eisenschink und Thomas Oepen gemeinsam entwickelt. So werden sie zusammenleben, und doch behält jeder sein eigenes Reich. Gebaut werden die Holzhäuser aus sibirischer Lärche nach ihren Entwürfen und mit Verfeinerungen eines Experten für sehr kleine Häuser aus Bredstedt in Nordfriesland.
Bewusst hat sich das Paar für ein Leben auf kleinem Raum entschieden: „Ich habe schon eine Menge aussortiert und erschrocken festgestellt, dass ich bisher nichts davon vermisst habe“, berichtet Nicola Eisenschink, die noch auf 100 Quadratmetern lebt. Weniger Wohnfläche habe für sie aber auch einen ganz praktischen Grund: „Man muss weniger putzen“, sagt die 60-Jährige, die seit acht Jahren in den Marschlanden wohnt. „Und ich kann mir auch nicht vorstellen, hier wieder wegzuziehen.“
Er zog aus der Stadt in die Marsch – und will nicht mehr weg
Dabei war der Mann, der seit zweieinhalb Jahren als Partner an ihrer Seite ist, ein bekennender Stadtmensch: „Ob kurze Wege mit dem Fahrrad, Cafés, Kultur und Museen – ich habe das Leben in der Stadt irrsinnig genossen“, sagt Thomas Oepen. Doch dann verliebte sich der 62 Jahre alte Musiker, der im NDR-Elbphilharmonie-Orchester Bratsche spielt, nicht nur in Nicola Eisenschink – sondern auch in die Landschaft um sie herum.
Bald kann das Paar aus seinem Schlafzimmer- und Wohnzimmerfenster den freien Blick über die Felder Richtung Oortkatenweg und Ochsenwerder Landscheideweg genießen. „Genau das haben wir uns sehr gewünscht“, sagt Nicola Eisenschink. Dafür haben sie und ihr Freund am Ochsenwerder Elbdeich auf 770 Quadratmetern das ideale Grundstück gefunden. Sie hätten sehr aktiv in den Vier- und Marschlanden gesucht, im Geoportal geguckt, an Türen geklingelt und mit Menschen gesprochen. „Und dabei haben wir nur positive Begegnungen gehabt“, berichtet Nicola Eisenschink.
Mini-Doppelhaus in der nähe des Hausboots
Letztlich führte sie abermals eine Ebay-Kleinanzeige zum Glück: Auf der Verkaufsplattform im Internet hatte Nicola Eisenschink auch ihr Hausboot gefunden. Auf ihrer „Lotte“ im Oortkatenhafen startete sie vor acht Jahren in ein neues Leben. Damals hatte sie gerade die überraschende Trennung von ihrem Mann und einen Berufswechsel hinter sich, wurde aus der Journalistin eine Trauerrednerin.
Über ihr Leben auf dem Wasser schrieb Nicola Eisenschink das Buch „Hausboot Lotte, Kater Emma und ich“ (Verlag Eden Books). Nun freut sie sich aber auf ihre Rückkehr an Land. Das neue Grundstück ist fast nur einen Steinwurf weit von ihrer „Lotte“ entfernt. „Ich freue mich vor allem auf meinen Garten. Den habe ich in Gedanken schon genau geplant“, sagt Nicola Eisenschink.
Ein paar Monate muss sie sich allerdings gedulden, bis Rosen und Clematis gepflanzt und das neue Eigenheim bezogen werden können. Frühestens im Mai sollen die Holzhäuser als Fertigteile in Ochsenwerder angeliefert und vor Ort zu einem Gebäude zusammengesetzt werden. Thomas Oepen sagt: „Wir hoffen, dass wir im Frühsommer einziehen können.“