Ochsenwerder. Ochsenwerder. Nicola Eisenschink lebt auf der „Lotte“ am Oortkatenufer. Und hat sich damit einen Lebenstraum erfüllt.
Ein großer Raum, die Wände voller Fenster, die den weiten Blick über das Wasser frei geben. Die halbherzige Wintersonne scheint durch die Scheiben, zeichnet ein zitterndes Lichtmuster an die Decke. In diesem Moment war es für Nicola Eisenschink klar: „Diesen Anblick möchte ich immer sehen.“
Und die 56-Jährige wagte den Schritt aufs Wasser. Vier Jahre liegt es nun zurück, dass sie das Hausboot „Lotte“ im Sportboothafen am Oortkatenufer kaufte und ihren Lebenstraum erfüllte.
Trennung vom Ehemann
Damals nahm ihr Leben eine Wendung: Der überraschenden Trennung von ihrem Ehemann ging mit einem Jobwechsel einher: Aus der Journalistin wurde eine Trauerrednerin. „Dabei konnte ich früher nicht vor Leuten reden, heute möchte ich nichts anderes mehr machen“, sagt sie.
Mit ihrem Mann war sie häufig gesegelt: „Und an Bord habe ich mich so wohl gefühlt wie nirgendwo sonst. Das wollte ich jeden Tag haben“, erinnert sie sich.
Wohnschiff für Hafenarbeiter
Über Ebay-Kleinanzeigen fand sie die „Château d’eau“. Das weiße Stahlschiff diente wohl früher als schwimmende Unterkunft für Hafenarbeiter. Die Vorbesitzer hatten aus den einstigen kleinen Kabinen bereits ein geräumiges, lichtdurchflutetes Wohnzimmer gemacht, dazu eine kleine Küche, Schlaf-, Gäste-, Badezimmer und Toilette gestaltet. Insgesamt kommen so gut 100 Quadratmeter zusammen.
Erinnerung an die geliebte Oma
Gemeinsam mit Katze „Emma“, die sich dann doch als Kater entpuppte und so zu „Herr Emma“ wurde, zog Eisenschink auf die „Lotte“ – benannt nach ihrer geliebten Großmutter. Mittlerweile leisten der 56-Jährigen drei Samtpfoten Gesellschaft. Und auch für Besucher steht immer ein Bett im Gästezimmer bereit.
Drei Katzen und schnatternde Gänse
Im Winter, wenn alle Sportbootschiffer ihre Gefährte aus dem Wasser geholt haben, wird es ruhig am Holzsteg. Aber das ist für Eisenschink völlig okay: „Einsam habe ich mich noch nie auf der ,Lotte’ gefühlt. Im Gegenteil – der Wechsel der Jahreszeiten ist viel spürbarer als an Land und es gibt im Winter so vieles zu sehen“, sagt die 56-Jährige. Wenn die Gänse dann aber laut schnatternd vor ihrem offenen Schlafzimmerfenster Rast machen, dann muss sie mal ein Machtwort sprechen.
Und es gab auch Momente, da brachte die „Lotte“ ihre Besitzerin an ihre Grenzen: „Die ersten Winter waren hart. 65 Kilo schwere Gasflaschen mussten an Bord geschleppt werden. Und davon ein bis zwei pro Woche."
1200 Liter Wasser für den Winter
Auch die Wasserversorgung mit zwei 600 Liter Tanks, die vor Ende der Saison gefüllt und dann über den ganzen Winter reichen müssen, machen das Leben nicht gerade komfortabel. „Ich habe dann immer meinen Kulturbeutel dabei, um bei Freunden richtig zu duschen“, verrät Nicola Eisenschink.
Wie jeden Tag Urlaub
Aber das Leben auf dem Wasser entschädigt am Ende für vieles: „Ich liebe das sanfte Schaukeln, das Plätschern des Wassers, den weiten Blick, der nie zugebaut werden kann. Ich lebe ganz nah an der Natur, mit ihr. Ich liebe die Ruhe und den täglichen Blick aufs Wasser. Es ist ein bisschen wie Urlaub. Und das jeden Tag.“
Ein Kompostklo und ein Pelletofen haben das Leben an Bord mittlerweile schon einfacher gemacht. Eine Pflanzenkläranlage auf dem Dach soll folgen. „Mein Traum ist es, die ,Lotte’ eines Tages ganz energieautark mit Solar- und Windenergie zu machen“, sagt Nicola Eisenschink.
Das Buch zum Hausboot
Die Erlöse aus ihrem neuesten Werk, könnten sie da einen Schritt weiter bringen. Denn der Verlag Eden Books ist auf Nicola Eisenschink und ihre Geschichte aufmerksam geworden. Das Buch „Hausboot Lotte, Kater Emma und ich“ wird am 9. April veröffentlicht.
Am Sonnabend, 14. April, stellt Nicola Eisenschink ihr Buch in der Buchhandlung Alte Holstenstraße 24 vor. Beginn: 14 Uhr.