Hamburg. Schritt eins: Die invasiven Nager sollen gezählt werden. Aber die Umweltbehörde hält ein anderes Vorgehen für sinnvoller.

Sie bauen bis zu fünf Meter breite Tunnel, durchhöhlen so die Ufer und Deiche und fressen Gewässerkanten kahl. Doch Nutrias, eine invasive Nagerart aus Südamerika, sind in Hamburg kaum noch zu stoppen: Die Biberratten vermehren sich rasant. Um die Populationen weitgehend einzudämmen und um weiteren Schaden abzuwenden, hatte Bergedorfs Politik bereits im April einen umfangreichen Forderungskatalog an die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) beschlossen – darunter ein externes Gutachten zur Bestandserfassung. Nun willigt die Behörde ein, die Nagerpopulation zu erfassen. Allerdings anders als von Bergedorf gewünscht.

„Flächendeckende Bestandserfassungen im Bezirk Bergedorf würden zu keinen wesentlichen weiteren Erkenntnissen führen“, heißt es jetzt in der Antwort der Behörde. „Stichprobenartige Erfassungen in unterschiedlichen Bereichen des Bezirks“ seien sinnvoller, argumentiert die Bukea weiter. Sie könnten ausreichend Rückschlüsse für den ganzen Bezirk geben.

Nutria-Plage: Es gibt „Managementmaßnahmenblätter“

Bergedorfs Politiker hatten zudem gefordert, einen in Arbeit befindlichen behördlichen „Managementplan“ gegen Nutrias schnell fertigzustellen. Auf der Basis dieses Plans und der detaillierten Erfassung der Bestände könne dann ein Konzept gegen die Nager erstellt werden. Doch: So ein Managementplan existiere gar nicht, teilt die Bukea nun mit. Wohl aber gebe „Managementmaßnahmenblätter“: Das sind von der EU erstellte und von Bund und Ländern präzisierte Papiere über invasive Arten – mit Informationen zur Biologie der jeweiligen Art, zu den Auswirkungen auf die Ökosysteme und zur möglichen Bekämpfung.

Wie also soll es in Bergedorf weitergehen? Hamburgs Umweltbehörde schlägt ein anderes Prozedere vor. Erst die stichprobenartige Erfassung im Bezirk, dann das Konzept – in dem auch finanzielle und personelle Kosten sowie Erfolgschancen berücksichtigt werden. Und weiter: „Die Bukea schlägt vor, die Untersuchung und Konzepterstellung abzuwarten und darauf basierend die nächsten Schritte zu planen.“ Derweil könnten durch Nutria entstandene Schäden unter invasive-arten@bukea.hamburg.de bereits gemeldet werden.

Anders als von Bergedorfs Politik gefordert, möchte die Behörde aber nicht alle zwei Monate über den Sachstand des Konzeptes berichten. Sie sei bereit, halbjährlich einen kurzen Bericht zu schreiben, heißt es. Ob das Bergedorfs Politikern genügt? Die Mitteilung der Behörde ist Thema in der Bezirksversammlung am kommenden Donnerstag.