Hamburg. Politik beschließt Antrag, um Konzept zu invasiver Art im Bezirk zu entwickeln. Bauern erkennen Gefahr für Mensch und Tier.

Um eine Strategie zu entwickeln, wie mit der steigenden Anzahl an Nutrias im Bezirk Bergedorf umgegangen werden kann, soll ein Gutachten erstellt werden. Das hatten FDP, SPD, Grüne und CDU in einem interfraktionellen Antrag gefordert. Die Bergedorfer Bezirksversammlung brachte ihn in ihrer jüngsten Sitzung einstimmig auf den Weg. In dem Gutachten soll der Bestand der Nager an den Gräben, Flüssen und Fleeten in Bergedorf und den Vier- und Marschlanden erfasst werden. Zudem sollen auch die Schäden dokumentiert werden, die die Nager bereits angerichtet haben, und wie die zu erwartenden Schäden eingeschätzt werden.

Bezirksversammlung brachte Antrag einstimmig auf den Weg

Denn die ursprünglich aus Südamerika stammenden Nager bauen bis zu fünf Meter breite Tunnel, durchhöhlen Ufer und fressen Gewässerkanten kahl, stellt Hubertus Mantey (FDP) fest, der sich sehr mit der invasiven Art beschäftigt hat. Da sie fern ihrer südamerikanischen Heimat keine natürlichen Feinde haben, vermehren sie sich rasant: Nach einer Tragzeit von 19 Wochen bringt das Weibchen sechs bis acht Junge zur Welt, die wiederum nach fünf Monaten geschlechtsreif sind.

Laut Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann gebe es im Bezirk Bergedorf „momentan noch keine bedrohlichen Schäden“ durch die Tiere. Der Antrag sei aber ein wichtiger Schritt Richtung Umweltbehörde (Bukea). Denn das Bezirksamt wird durch den Antrag dazu aufgefordert, im engen Kontakt mit der Bukea darauf hinzuwirken, dass ein Gutachten beauftragt wird.

Breite Tunnel sind Gefahr für Mensch und Tier

Eine Strategie hält auch Nils Ohlrogge für dringend erforderlich: Am Anfang seien es nur ab und zu mal ein paar braune Viecher im Graben gewesen. Doch in den vergangenen drei Jahren habe die Zahl der Nutrias extrem zugenommen – und mit ihnen auch die Zahl der Schäden, weiß der Landwirt aus Curslack. Auf einem seiner Rapsfelder sei das Ufer bereits kahl gefressen, was allein an der Stelle einen Schaden von etwa 200 Euro bedeute, so Ohlrogge. Auch andere Bauern hätten bereits von Fraßschäden berichtet.

Doch es gehe gar nicht nur um Ernteausfälle, betont Ohlrogge. Die Höhlen und Tunnel seien gefährlich für Mensch und Tier: Bei Berufskollegen aus Altengamme und Kirchwerder hätten sich schon jeweils zwei Rinder ein Bein in den Bauten der Nutrias gebrochen, berichtet Nils Ohlrogge. Und die Gefahr, dass mal ein Trecker beim Wirtschaften auf dem Feld einbricht und in den Graben abrutscht, sei durchaus gegeben, mahnt er.