Hamburg. Dass etwas gegen die Vermehrung der Biberratten getan werden muss, sind sich Politik und Behörde einig. Um das Wie wird gestritten.

Bergedorfs Bezirkspolitiker verlieren die Geduld: Weil die Umweltbehörde ihrer Meinung nach zu zögerlich gegen die starke Zunahme an Nutrias vorgeht, mussten sich Referenten im Umweltausschuss indirekt Tatenlosigkeit vorwerfen lassen. „Wir beobachten teilweise eine Verzwanzigfachung der Bestände“, warnte Hubertus Manthey (FDP).

Doch die Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) verweise nur auf Gespräche etwa mit Stadtjägern und mit Kooperationspartnern aus der Landwirtschaft. Dabei dulde eine Lösung des Problems wegen der schnellen Vermehrung der Tiere keinen Aufschub. „Was will die Behörde konkret machen, wie können Sie uns helfen?“, insistierte Manthey ungeduldig im Ausschuss.

Nutria-Plage in den Vier- und Marschlanden, obere Bille und Brookwetterung

Referent Christian Hach aus der Umweltbehörde hatte zuvor den Sachstand im Umweltausschuss erläutert. Das Problem sei bekannt, betonte der für invasive Arten zuständige Experte mehrfach. Die ursprünglich in Südamerika heimischen Biberratten haben in Hamburg seit den 1990er-Jahren unter anderem die Vier- und Marschlande, die Ufer der oberen Bille, die Brookwetterung und den Schleusengraben erobert.

Da die am Wasser lebenden Tiere in Deutschland keine natürlichen Feinde haben, vermehren sie sich schnell und sorgen mit ihren Höhlen für Schäden, etwa an den Böschungen von Gewässern. Auch viele Bürger haben Kontakt, etwa an den Nettelnburger Gräben, wo die Tiere teilweise aggressiv wirken und bis zu den Häusern vordringen.

Bukea: Eindämmung der Population sinnvoll

Abbrüche der Ufer oder Fraßschäden seien der Behörde bisher aber nur vereinzelt gemeldet worden, sagte Christian Hach. Dennoch sei die Eindämmung der Population sinnvoll, um weiteren Schäden vorzubeugen.

Doch die Stadtjäger beispielsweise mit einer „Schwanzprämie“ zum vermehrten Abschuss der Tiere zu bewegen, sei nicht der Weg, den die Behörde gehen wolle, so Hach: „Als Amt sehen wir unsere Aufgabe darin, alles glatt zu ziehen und Hürden abzubauen.“ Dabei gehe es um rechtliche Sicherheiten und darum, die Jäger zu unterstützen sowie mit Kooperationspartnern aus Landwirtschaft oder Deichsicherheit zu reden.

Bürger können sich eigenständig an die Stadtjäger wenden

Das sei alles bekannt und zu langsam, monierte Hubertus Manthey. Auch der Hinweis, dass sich Bürger eigenständig an Hamburgs Stadt­jäger oder andere Institutionen wenden können, warf Fragen auf. „Wer bezahlt das?“, wollte unter anderem Bernd Capeletti (CDU) wissen. Und ob der vermehrte Abschuss von Nutrias in belebten Wohngebieten ein guter Weg sei, fragte sich Petra Petersen-Griem (SPD). Darauf seien Stadtjäger aber trainiert, so der Referent.

Insgesamt blieben aus Sicht der Bezirkspolitiker wohl einige Fragen unbeantwortet. Da die Schäden durch Nutrias in Bergedorf aber noch nicht allzu groß sind, könne das Thema als Wiedervorlage behandelt werden, so Ausschussvorsitzende Lisa Rabe. In sechs Monaten wird weiterdiskutiert.