Hamburg. Ein Bergedorfer wird Sonderbeauftragter für die Corona-Impfstoffproduktion. In Hamburg gilt er als Mann für schwierige Missionen.
Die Bundesregierung reagiert auf die Kritik an der schleppenden Corona-Impfstoffversorgung der Bevölkerung in Deutschland. Sie will kurzfristig einen Sonderbeauftragten für die Impfstoffproduktion berufen. Dabei handelt es sich um Christoph Krupp, von 2001 bis 2011 Bezirksamtsleiter in Bergedorf und danach bis 2018 Chef der Senatskanzlei in Hamburg. Der 61-Jährige soll am Mittwoch vom Bundeskabinett auf den Posten gesetzt werden und schon am 1. März seine Arbeit aufnehmen. Zuerst hatte der „Spiegel“ darüber berichtet.
Die Berufung eines Sonderbeauftragten für die Corona-Impfstoffkampagne wird bereits seit einiger Zeit gefordert. Das geht auf Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) zurück, Hamburgs früheren Ersten Bürgermeister. Er hat den Vorschlag vergangene Woche im Corona-Kabinett zusammen mit Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) unterbreitet. Dabei brachte Scholz schon Krupp ins Gespräch.
Krupp und Scholz: Zwei alte Weggefährten
Die beiden Sozialdemokraten sind langjährige Vertraute und politische Weggefährten. Nachdem Olaf Scholz 2011 in Hamburg Erster Bürgermeister wurde, holte er den damaligen Bergedorfer Bezirksamtsleiter als Chef der Senatskanzlei an seine Seite ins Zentrum der politischen Macht der Hansestadt. Da hatte sich Krupp als Bergedorfer Bezirksamtsleiter längst einen hervorragenden Ruf erarbeitet.
Nachdem Scholz Anfang 2018 als Bundesfinanzminister und Vizekanzler nach Berlin ging, folgte Krupp ihm bald: Im Herbst 2018 wurde er Sprecher des Vorstands der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) – die dem Bundesfinanzministerium untersteht. Die BImA ist für Tausende Immobilien des Bundes zuständig, darunter auch etliche in Hamburg wie ehemalige Weltkriegs-Bunker. Auch das Grandhotel Petersberg, seit 1954 Gästehaus der Bundesregierung, wird von der BImA verwaltet. Nach Abendblatt-Informationen soll Krupp von diesem Job für die Dauer seiner neuen Tätigkeit freigestellt werden, die er voraussichtlich für einige Monate ausfüllen wird.
Christoph Krupp Ansprechpartner für Impfstoffhersteller
Der neue Sonderbeauftragte soll vor allem Ansprechpartner für die Impfstoff-Hersteller sein und ihnen dabei helfen, ihre Produktion zu steigern. Die stockte bisher häufig, weil Engpässe bei wichtigen Rohstoffen oder Produktionsmitteln auftraten oder Produktionsverfahren umgestellt wurden. Die Hersteller konnten ihre zugesagten Liefermengen nicht einhalten, was zu großer Kritik in der Öffentlichkeit auch an der Bundesregierung geführt hat – auch aus Hamburg. Unter anderem hatte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für seine großen Ankündigungen kritisiert: Dagegen seien die tatsächlichen Impfstoff-Lieferungen eine „herbe Enttäuschung“.
So sei das Hamburger Impfzentrum in den Messehallen auf Basis der vom Bund angekündigten Lieferungen für bis zu 7000 Impfungen pro Tag ausgelegt worden. Es sei aber bei Weitem nicht ausgelastet, weil oft weniger Dosen ankämen als erwartet.
Krupp steht nun vor der großen Aufgabe, diese Probleme zu lösen. Dass die Wahl auf ihn fiel, dürfte einerseits an seinem vertrauensvollen Verhältnis zu Scholz liegen und andererseits daran, dass er sowohl als Bergedorfer Bezirksamtsleiter als auch als Chef der Hamburger Senatskanzlei mehrfach sein Talent als Initiator und Vorbereiter großer Projekte bewiesen hat.
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Dazu gehörte unter anderem Hamburgs Bewerbung um die Olympischen Spiele 2024 mit der Überplanung des Kleinen Grasbrooks im Hafen als olympischem Dorf – das Projekt scheiterte letztlich an einer Volksbefragung. Auch die Bewerbung der Sternwarte in Bergedorf als Weltkulturerbe – die aktuell wieder aufgegriffen wird – ist ihm ein Herzensprojekt. Gleichzeitig gilt der Physiker, der über Klimaforschung promoviert hat, als gewiefter Krisenmanager, der Menschen an einen Tisch bringen kann, um komplexe Probleme zu lösen.
Das ist für seinen neuen Job immens wichtig, ist hier doch sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt. Erklärtes Ziel: Die Impfstoffproduktion in Deutschland so auszubauen, dass sie in der Lage ist, Deutschland und andere Länder in Europa zu versorgen. Konkreter möchte sich Christoph Krupp, der bis heute mit seiner Familie in Lohbrügge wohnt, über seine bisher größte Aufgabe als Krisenmanager noch nicht äußern: „Natürlich stehe ich als Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Impfstoffproduktion zur Verfügung. Aber ob ich das werde, entscheidet sich erst am Mittwoch."