Hamburg. Für eine mögliche Schulöffnung nach den Märzferien werden zwei Schnelltest-Varianten vorbereitet. Das sind die Pläne von Senator Rabe.
Geht es nach Schulsenator Ties Rabe (SPD), dann öffnen die Grundschulen am 15. März direkt nach den Frühjahrsferien wieder ihre Tore. Ob der Start in den regulären Betrieb nach dem Corona-Shutdown allerdings im Wechselunterricht erfolgt oder in voller Präsenz mit allen Schülern an jedem Tag, ist derzeit noch offen, wie Rabe im Gespräch mit dem Abendblatt sagte.
Die Praxis in den Nachbarländern, die die Grundschulen schon geöffnet haben oder dies mit Beginn der kommenden Woche tun, ist unterschiedlich. Während in Schleswig-Holstein, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern alle Grundschüler am Präsenzunterricht teilnehmen, wechseln sich die Gleichaltrigen in Niedersachsen ab.
Rabe wies darauf hin, dass die Ministerpräsidentenkonferenz in der nächsten Runde mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am 4. März zur Frage Wechselunterricht oder voller Präsenzunterricht abhängig von der Infektionslage möglicherweise eine Entscheidung trifft oder eine Empfehlung ausspricht.
Schulbehörde arbeitet an Schnellteststrategie
Zentraler Baustein für einen möglichst sicheren Infektionsschutz ist neben der Einhaltung der Hygieneregeln der Einsatz von Corona-Schnelltests. In der Schulbehörde wird derzeit ein Konzept für eine Schnellteststrategie erarbeitet, die die Fraktionen von SPD und Grünen in einem Bürgerschaftsantrag gefordert hatten.
„Sehr attraktiv wären für die Schulen die Selbst-Schnelltests, die jeder durchführen kann“, sagte Rabe. In Österreich sind diese Produkte bereits seit Längerem im Einsatz. Zweimal pro Woche nehmen die Schüler dort vor Unterrichtsbeginn selbst den sogenannten „Nasenbohrer-Test“ mit einem kurzen Stäbchen vor, dessen Ergebnis nach 15 Minuten vorliegt. Die Teilnahme ist zwar freiwillig, aber wer keinen negativen Test vorweist, darf dem Präsenzunterricht nicht beiwohnen.
Rabe über Spahn-Vorstoß: "Sehr, sehr ärgerlich"
Das Problem: Diese Tests sind in Deutschland bislang nicht zugelassen. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat angekündigt, dass Anfang März mit der Zulassung einer Reihe dieser Produkte zu rechnen sei. „Ich finde es sehr, sehr ärgerlich, dass der Bundesgesundheitsminister das ankündigt, ohne präzise Angaben zu machen, ob oder ab wann es genug Test-Kapazitäten geben wird“, sagte der Schulsenator.
Schulstart: BSB bereitet zwei Varianten vor
Wegen der Unsicherheit bereitet seine Behörde zwei Varianten für den Schulstart vor. Die erste Variante sieht den Einsatz von bereits zugelassenen Schnelltests vor, die allerdings von geschultem Personal durchgeführt werden müssen. Dabei wird ein langes Stäbchen in den Nasen- oder Rachenraum eingeführt, was manche als unangenehm empfinden.
Vorgesehen ist, alle Beschäftigten an den rund 200 Grundschulen – zwischen 6000 und 7000 Frauen und Männer – in den ersten zwei Wochen nach Schulstart einmal zu testen. Tatsächlich wird die Testung ein Angebot sein, denn die Teilnahme ist freiwillig.
Tests für die gesamte Klasse werden reaktiviert
Diese Variante soll in jedem Fall realisiert werden, deswegen laufen dafür laut Rabe bereits logistische Vorbereitungen. Vor allem geht es darum, genügend Personal zu finden, das die Testungen vornehmen kann. Rabe denkt dabei an die Verantwortlichen für Sanitätsfälle, die es an Schulen gebe, sowie Mitarbeiter der Sozialen Dienste. Möglich ist auch der Einsatz mobiler Impfteams.
Wenn die Infektion eines Kindes bekannt wird, soll je nach Anzahl möglicher Kontakte die jeweilige Klasse oder der gesamte Jahrgang mitgetestet werden. Dieses Verfahren war zu Beginn des Schuljahres nach den Sommerferien mit den Gesundheitsbehörden vereinbart worden. Nach den Herbstferien war darauf angesichts der insgesamt steigenden Zahl von Neuinfektionen aus Kapazitätsgründen verzichtet worden.
Corona: Diese Testverfahren gibt es
- PCR-Test: Weist das Virus direkt nach, muss im Labor bearbeitet werden – hat die höchste Genauigkeit aller Testmethoden, ist aber auch die aufwendigste
- PCR-Schnelltest: Vereinfachtes Verfahren, das ohne Labor auskommt – gilt als weniger zuverlässig als das Laborverfahren
- Antigen-Test: weniger genau als PCR-(Schnell)Tests, dafür zumeist schneller und günstiger. Laut RKI muss ein positives Testergebnis durch einen PCR-Test überprüft werden, ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus, insbesondere, wenn die Viruskonzentration noch gering ist.
- Antigen-Selbsttest: Die einfachste Test-Variante zum Nachweis einer Infektion mit dem Coronavirus. Wird nicht von geschultem Personal, sondern vom Getesteten selbst angewandt. Gilt als vergleichsweise ungenau.
- Antikörper-Test: Weist keine akute, sondern eine überstandene Infektion nach – kann erst mehrere Wochen nach einer Erkrankung sinnvoll angewandt werden
- Insgesamt stellt ein negatives Testergebnis immer eine Momentaufnahme dar und trifft keine Aussagen über die Zukunft
Regelmäßige Tests für Lehrer und Schüler
Klaren Vorzug genießt aus Rabes Sicht die zweite Variante, die „große Lösung“. Danach soll allen rund 35.000 Schulbeschäftigten einmal pro Woche ein Selbst-Schnelltest angeboten werden, wenn alle Schulen wieder geöffnet sind. „Wenn die Selbst-Schnelltests zu bestellen und in dem erforderlichen Umfang erhältlich sind, werden wir das Geld dafür aufbringen“, sagte Rabe.
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Vorgesehen ist, dass auch Schüler regelmäßig getestet werden. „Wie regelmäßig das sein kann, liegt an der Zahl der erhältlichen Tests“, sagte Rabe. Alle Kultusminister stünden vor dem Dilemma, dass sie gleichzeitig mit ihren Kollegen auf die Selbst-Schnelltests zugreifen wollten, wenn sie denn zugelassen sind.
Der Allgemeine Schulleitungsverband Deutschlands (ASD) fordert zügige Impfungen für Lehrerinnen und Lehrer und unterstützt die Testungen.