Hamburg. Zahl der Meldungen ist zwar geringer als anderswo. Doch das liegt nicht an fehlenden Ärgernissen, wie der aktuelle Melde-Michel zeigt.
Mal ist die Straßenlaterne kaputt, mal der öffentliche Spielplatz verdreckt oder das Schlagloch auf der Straße deutlich zu groß: Wer sich über Missstände im öffentlichen Raum ärgert, kann sich in Hamburg an den Melde-Michel oder auch die Stadtreinigung und das Bezirksamt wenden. Doch die Bergedorfer sind dabei offenbar zögerlicher als die Menschen in anderen Stadtteilen: Wie aus der Antwort auf eine CDU-Anfrage hervorgeht, haben sie deutlich seltener Ärgernisse gemeldet als andere Hamburger.
Bei der Stadtreinigung gingen vergangenes Jahr 3348 Meldungen aus Bergedorf ein. Selbst im kaum größeren Bezirk Harburg waren es 2023 knapp 12.000 Meldungen, in Mitte sogar mehr als 43.000. Über den Melde-Michel kamen monatlich zwischen 100 und etwa 170 Hinweise aus Bergedorf rein – in den anderen Bezirken eher 300 aufwärts. An fehlenden Ärgernissen im Bezirk kann die Zurückhaltung eigentlich nicht liegen, wie ein Blick in den aktuellen Melde-Michel zeigt.
Worüber sich die Bergedorfer beim Hamburger Melde-Michel ärgern
Viele blaue Punkte zieren die Online-Karte für Bergedorf. Sie alle stehen für gemeldete Missstände, die teils noch nicht behoben sind. Die Kategorie „Wege und Straßen“ macht den Großteil der Meldungen aus, deutlich mehr als Grünanlagen, Spielplätze, Siele, Wälder oder Ampeln/Leuchten.
Aktuell ärgert sich etwa ein Nutzer, dass an der Alten Holstenstraße Schutzbügel, die gleichzeitig als Fahrradbügel dienen konnten, nach einem Unfall durch einfache Stangen ersetzt wurden. Nun können da keine Räder mehr angeschlossen werden, moniert er oder sie. Das solle doch möglichst wieder geändert werden. Ein anderer Bergedorfer weist darauf hin, dass an der Ernst-Mantius-Straße ein Grünanlagenschild mit einer scharfen Kante auf Kopfhöhe hängt. Er selbst habe sich eine blutende Schramme an der Stirn zugezogen. Mehrere Meldungen betreffen auch „gefährliche Radwege“ etwa an der B5 Höhe Hinterm Graben und Höhe Neuer Weg. Jedoch sei da eine andere Lösung aus Platzgründen nicht möglich, informieren die Behörden in dem Feld für Rückmeldungen.
An manchen Orten ballen sich die Beschwerden der Bergedorfer, etwa an der Vierlandenstraße. Wildwuchs am Fahrradweg, beschädigte Geländer, ein umgefahrener Poller, verdreckte Verkehrsschilder: Die Bürger ärgern sich über ein ungepflegtes Gesamtbild. Und das nicht nur im Zentrum des Bezirks. Auch aus Neuallermöhe, Lohbrügge, Nettelnburg und Co. werden abgemeldete Autos am Straßenrand, Schlaglöcher oder zu tief hängende Äste gemeldet. Manche Kuriosität ist dabei: So haben sich in einer Mauer an der Soltaustraße Nutrias eingenistet.
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Einige Meldungen sind laut Rückmeldungsfeld im Status „Bearbeitung“, bei anderen wird das Beheben des Schadens angekündigt. Manche Ärgernisse werden vom Melde-Michel an die zuständigen Behörden weitergeleitet. Die Stadtreinigung ist beim Beheben der Missstände recht schnell: Fast 93 Prozent können binnen drei Tagen erledigt werden, geht aus der CDU-Anfrage hervor. Und nicht selten bittet die Stadtreinigung auch die Bürger zur Kasse, wenn die beispielsweise illegal ihren Müll entsorgt haben. Hamburgweit wurden 2023 mehr als 11.000 Verwarn- und Bußgeld ausgestellt und mehr als eine halbe Million Euro eingenommen.