Bergedorf. Geplanter Umbau der Justus-Brinckmann-Straße sorgt bei Chef des Bethesda Krankenhauses Bergedorf für Unbehagen. Und nicht nur die.
Politik und Verwaltung werden nicht müde zu betonen, dass in dieser Sache noch gar nichts klar ist. Doch die Pläne zum fußgängerfreundlichen Umbau der Justus-Brinckmann-Straße und der damit einhergehende Wegfall von 31 Parkplätzen beschäftigt auch die Geschäftsführung des Agaplesion Bethesda Krankenhaus, da diese Pkw-Abstellflächen in der Umgebung Patienten und Besuchern fehlen könnten. Zu diesem und anderen Themen äußerte sich Jörn Wessel, Interimsgeschäftsführer der Klinik am Glindersweg, im Ausschuss für Soziales, Integration und Gesundheit. Dabei wurde zur Parkplatz-Misere auch ein Vorschlag diskutiert, der das Problem lindern würde, allerdings nach gegenwärtiger Meinung finanziell utopisch ist.
Der Verlust von Parkplätzen kommt pauschal nicht so gut bei der Krankenhausleitung an: „Als wir von den Plänen für die Justus-Brinckmann-Straße gehört hatten, waren wir nicht amüsiert. Für uns ist das eine echte Katastrophe“, verdeutlichte Jörn Wessel. Er denkt dabei beispielsweise an ältere, mobil eingeschränkte Menschen, die ambulant im Bethesda behandelt werden müssen. Für solche gehbehinderten Patienten sind Parkplätze nah am Bethesda dran ein wichtiger Service.
Bethesda Krankenhaus Bergedorf: Parkplätze weg? „Für uns eine echte Katastrophe“
Und: Sogar auf dem eigenen Krankenhausgelände ist Parkraum ein knappes Gut. Derzeit beträgt die Wartezeit für Mitarbeiter auf einen Stellplatz für den eigenen Wagen ein Jahr, führte Jörn Wessel weiter aus.
Birger Kirstein (SPD) sprach Wessel auf eine Äußerung seiner Vorgängerin Maria Theis an. Die soll nämlich einen ganz pragmatischen Ansatz gegen die Stellplatznot vorgeschlagen haben, wollte dort, wo bisher der Rettungshubschrauber landet, ein Parkhaus errichten. Frage und Idee überraschten sowohl den Referenten als auch seinen assistierenden Pressesprecher Matthias Gerwien: „Diese Aussage kannte ich bisher nicht, aber sachlich betrachtet aus Sicht und Lage der Zentralen Notaufnahme würde ich auf den Landeplatz nicht verzichten“, lautete Wessels erste Reaktion. Der Parkhaus-Vorschlag konterkariere gewissermaßen auch die geplante Erweiterung der Notaufnahme – das funktioniere platzmäßig nur in die Fläche hinein, aber nicht in die Höhe.
SPD-Fraktionsvositzende beruhigt: Gibt noch keine Beschlusslage
Auf den Parkhaus-Gedanken stieg Mathias Zaum ein – warum eigentlich nicht den Landeplatz für Hubschrauber auf dem obersten Parkdeck ansiedeln, fragte der CDU-Mann nach. Das wiederum schätzte Krankenhaus-Chef Wessel als eher unrealistisch wegen „extrem hoher Investitionskosten“ ein, die ja auch wieder reingeholt werden müssten, zum Beispiel über knackige Parkhaus-Gebühren. „Wir werden doch keine zwölf Euro die Stunde verlangen. Sowas möchte ich auch für unsere Mitarbeiter nicht machen“, sagte Jörn Wessel.
Alles zurzeit eh nur eine Scheindebatte? Darauf möchte Katja Kramer hinaus, Fraktionschefin der Bergedorfer SPD. Zur Justus-Brinckmann-Straße gebe es gegenwärtig „keine politische Beschlusslage“, so Kramer. Das zuletzt die Umgestaltung im Verkehrsausschuss präsentierende Ingenieursbüro habe ja versprochen, die Einwände der Politik zu den gestrichenen Parkplätzen „mitzunehmen“ und in der weiteren Planung zu berücksichtigen.
Bethesda Krankenhaus Bergedorf: Auf dem Weg zu 14.000 stationären Patienten
Bei den Patientenzahlen zeigt sich unterdessen, dass das Bethesda wieder auf dem richtigen Weg ist. „Aktuell deutet sich ein Anstieg bei den stationären Aufnahmen fast auf das Vor-Corona-Niveau von 2019 an“, bestätigt Wessel die Tendenz im Kerngeschäft. Vor fünf Jahren waren es 15.210 Patienten, danach ging es stetig bergab bis auf 12.186 Patienten im Vorjahr – nun prognostizieren die Verantwortlichen für das laufende Jahr wieder mehr als 14.000 Patienten.
Darauf und den notwendigen Generationenwechsel im eigenen Team richtet sich das Bergedorfer Krankenhaus auch personell ein: Zum Vergleichsjahr 2021 (damals 117) liegt die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mittlerweile bei 132, auch bei den Pflegekräften wurde im selben Zeitraum von 228 auf 257 Arbeitskräfte aufgestockt. Zudem wurden die Tarife in 2024 um zehn Prozent erhöht. Und auch bei der medizinischen Ausstattung wie in diesem Jahr beispielsweise mit der Investition in eine millionenschwere neue Durchleuchtungs- und Angiografieanlage soll höchster Standard garantiert bleiben.
Neues Gesetz erschwert die Planungssicherheit
Allerdings verriet Wessel im Ausschuss auch: „Das fällt uns schwer, weil wir das in keinster Weise refinanziert bekommen. Die unzureichende Finanzierung insbesondere der Tarifsteigerungen und der Infrastrukturkosten belastet alle Krankenhäuser massiv.“ Hamburg als Bundesland sei verantwortlich für die infrastrukturelle Entwicklung der Krankenhäuser, hier gebe es deutlichen Verbesserungsbedarf. Derzeit könne er sich nicht vorstellen, dass das Gesamtergebnis für das Bergedorfer Bethesda 2024 positiv ausfalle, so Jörn Wessel.
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Auch das vom Bundesgesundheitsministerium vorbereitete Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) sei ein generelles Ärgernis: „Seitdem haben wir keine Chance, die Zukunft vernünftig zu planen“, prangert Jörn Wessel die Pläne von Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach (SPD) an. Lauterbach möchte mit dem Gesetz das deutsche Krankenhaussystem modernisieren, unter anderem „Leistungsgruppen“ in Fachbereichen herausbilden und das medizinische Angebot in größeren, dafür aber weniger Kliniken zentralisieren. Kritisiert werden daran vor allem undeutliche Aussagen zur Liquiditätssicherung der Kliniken, was jetzt schon Krankenhausinsolvenzen nach sich gezogen hat. Wessel glaubt indes, dass das Bergedorfer Bethesda für zukünftige Anforderungen „gut aufgestellt“ sei. Und offenbar hat die Planungsunsicherheit auch keinen Einfluss auf die vorgesehene Erweiterung der Notaufnahme: „Dazu sind wir in guten Gesprächen.“