Hamburg. Thorsten Fischer und Thomas Ströhlein sind seit 40 Jahren bei der FF Nettelnburg. Sie haben einiges erlebt – auch ein kleines Wunder.
Die meisten sind Nachbarn und rennen zu Fuß los, sind in spätestens sechs Minuten an der Wache: So soll es sein bei den 38 aktiven Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Nettelnburg. 168 Einsätze zählten sie im vergangenen Jahr, davor waren es sogar 200. Mal war das Ziel der FF Nettelnburg eine Turnhalle, mal ein Reetdachhaus, vielfach schmort ein Topf auf dem Herd. Bloß wenn am Nettelnburger Bahnhof nachts ein Aschenbecher brennt, sind die ehrenamtlichen Retter wenig begeistert: „Dafür steht keiner gern nachts auf. Schließlich sind wir im Durchschnitt ja mit 13 Mann und beiden Löschfahrzeugen unterwegs“, sagt Wehrführer Hartwig Nowak.
Mit Bergedorfs Bereichsleiter Lars Eggers wird der 48-Jährige am Freitag, 17. Mai, zwei ganz besondere Kameraden auszeichnen, deren Leben sich ein wenig ähnelt: Thorsten Fischer und Thomas Ströhlein sind beide in Nettelnburg aufgewachsen, jeweils 58 Jahre alt, haben beide jeweils zwei Kinder, machen gemeinsame Motorrad-Touren (900er Kawasaki und Honda 750) – und natürlich das Wichtigste: Beide haben zusammen vor 40 Jahren bei der FF Nettelnburg angefangen.
Nach 40 Jahren geht es jetzt in die Ehrenabteilung
„Mein Vater war in der Berufswehr Altona, da war es keine Frage, dass ich auch Feuerwehrmann werden wollte“, sagt Ströhlein, der in Bergedorf ein bekanntes Gesicht ist. Schließlich fing er vor 33 Jahren als VHH-Busfahrer an und macht heute die Aufsicht am Bergedorfer Bahnhof: „Oben im Info-Shop bin ich für den Ablauf der Busse verantwortlich. Und betreue die Fundsachen, also reichlich Handys, Airpods und vergessene Turnbeutel“, sagt er grinsend. Aber zwischendurch kann sich immer mal der Pieper melden: „Dann geht der Puls hoch. Doch so aufgeregt wie beim ersten Mal in voller Atemschutzmontur bin ich heute nicht mehr.“ Können und Routine kommt ihm auch in einem anderen Bereich zugute: Inzwischen hat er sich längst auch als Küchenchef einen Namen gemacht und verwöhnt die Crew an Übungsabenden mit Currywurst und Hotdogs.
Dass er den Carport repariert und für den Schuppen voller Zelte und Geräte zuständig ist, verwundert niemanden, der den Tischlermeister Thorsten Fischer kennt. Der Mann ist einfach praktisch begabt, was in der schon 1957 erbauten Wache durchaus nützlich ist. „Ich habe hier schon als Kind gespielt, denn mein Vater und auch mein älterer Bruder haben hier Dienst getan“, erzählt Fischer und erinnert sich an seinen ersten eigenen Einsatz: „Das war ein Küchenbrand, und ich musste das Fenster einschlagen.“
Ein kleines Wunder im großen Mercedes
Wobei die Einsätze in Nettelnburg eher selten sind, meist rücken sie nach Neuallermöhe aus, nach Bergedorf-West oder ins Landgebiet: Zuletzt wurden vier Menschen und vier Hunde aus einem brennenden Haus am Oberen Landweg gerettet. Manchmal kommen sie aber leider auch zu spät oder aber in allerletzter Sekunde: „Am Edith-Stein-Platz sprang uns mal ein panischer Mann direkt auf die Steckleiter“, erinnern sich die freiwilligen Helfer. Technische Hilfeleistung ist gefordert, wenn sie mit Schere, Spreizer und Stempel bei verunfallten Autos ankommen, wie einst bei dem betrunkenen BMW-Fahrer am Deich. „Oder weißt du noch den großen Mercedes, der rasend schnell auf einen Laternenmast geprallt und in zwei Teile gebrochen war?“ Das grenzte es an ein kleines Wunder: „Der Fahrer hat sauber hinter der B-Säule überlebt“, staunen die Retter noch heute.
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Solche Geschichten hören sich natürlich auch gern die 18 Nachwuchs-Kräfte in der Nettelnburger Jugendwehr an. Sie dürfen dabei sein, wenn sich Fischer und Ströhlein am 17. Mai in die Ehrenabteilung verabschieden: „Erst gibt es ein Gruppenbild, dann den Fassbieranstich“, ordnet Wehrführer Hartwig Nowak an.