Hamburg. 500 Menschen bei Kundgebung zum Tag der Arbeit in Bergedorf. Körber-Jugend wünscht „Abkehr von Ellenbogen-Gesellschaft und Profit-Logik“.
Vom Lohbrügger Markt bis zum Bergedorfer Rathauspark zog sich der Aufmarsch am Tag der Arbeit, an dem Gewerkschaften, Bergedorfer Vereine, Fraktionen und Bürgerinitiativen „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit“ forderten. Gut 500 Menschen kamen bei schönstem Sonnenschein zur Kundgebung zusammen, um „geschlossen und solidarisch gegen die schleichende Verarmung zu kämpfen“, so Bergedorfs DGB-Vorsitzender Ernst Heilmann.
Ihm liegt besonders die Tarifbindung am Herzen: Lediglich 47 Prozent der Hamburger Beschäftigten arbeiten mit Tarifbindung: „Das müssen mindestens 80 Prozent werden. Denn nur armutsfeste Löhne garantieren auch armutsfeste Renten“, rief er.
1. Mai: Gewerkschaften fordern mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Sicherheit
„Was macht den Scheiß-Bonzen Angst? Klassenkampf!“, skandierten die Jusos. Mit den Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit werden auch die Fahnen immer größer und das Bewusstsein für die Demokratie: „Alle zusammen gegen den Rassismus“, war vielfach zu lesen und „klare Kante gegen rechts“.
In Bergedorf möge es keinen Nährboden für Faschismus und Populismus geben, wünscht auch Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD), die vor „Scheuklappenparolen und einfachen Lösungen“ warnt.
Starke Tarifbindung im Blick und das Recht auf Asyl
„Wir wollen dieses Land nicht an die Rechten verlieren. Auch alle Neu-Bergedorfer mögen sich hier wohlfühlen“, so Ernst Heilmann und betont, dass zu den Menschenrechten auch das Recht auf Asyl gehört: „Unsere Solidarität mit den Dazugekommenen ist ungebrochen“, ergänzt er mit einem alten Kampfspruch der Arbeiterschaft: „Einen Finger kann man brechen. Fünf Finger sind eine Faust.“
Während die Lola-Band Wilde Weltmusik Lieder mit türkischer und griechischer Herkunft anstimmte („Zum Neun/Achtel-Takt lässt sich nicht marschieren“), erinnerte Ali Simsek (SPD) erneut an gute Arbeitsbedingungen in Deutschland, die jahrelang durchaus erstritten wurden.
„Hände weg vom Streikrecht. Der Staat ist gefordert, die Tarifbindung zu stärken“, warnte der Vertreter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie: „Wir dürfen die Beschäftigten nicht gegeneinander ausspielen.“
Während Hamburgs Grüne die Anhebung des Mindestlohns auf 14 Euro fordern und mehr Rechte für Betriebsräte, reicht auch ein Blick auf Bergedorfs Jugend, um zu wissen, dass die Löhne steigen müssen: „Eine Berufsausbildung darf nicht zum Luxus werden“, mahnt Leon Knauer, der Vertreter von 130 jugendlichen Auszubildenden bei Körber Technologies (ehemals Hauni).
„Wir haben sie nach ihren monatlichen Kosten gefragt und erfahren, dass bei einem Viertel die Ausbildungsvergütung nicht reicht, sie auf Nebenjobs angewiesen sind oder auf ihre Eltern“, so der 24-Jährige, der ein elternunabhängiges BAföG fordert, „damit eine Ausbildung auch mit den Mieten einer Großstadt möglich ist.“
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Angesichts dessen, dass in Deutschland 4,5 Millionen Menschen unter 25 Jahren als armutsgefährdet gelten, so der technische Produktdesigner, müsse mehr in die Bildung investiert werden: „100 Milliarden für Jugend und Bildung“ sei das Ziel – „statt Steuersenkung für Unternehmen, damit sich die Waffen- und Rheinmetall-Lobby feiern kann“. Bergedorfs Jugend sei sich sicher: „Wir brauchen eine Abkehr von Ellenbogen-Gesellschaft und Profit-Logik.“