Hamburg. Bauministerin Klara Geywitz ist zu Gast in Hamburg und lässt sich von ihren Genossen erklären, wie Oberbillwerder zum Erfolg wird.
Zum Auftakt der Europawahl traf sich am Sonnabend die SPD-Prominenz in Hamburg. Die Bergedorfer Fraktion nahm das zum Anlass, um die stellvertretende Parteivorsitzende Klara Geywitz nach Oberbillwerder einzuladen. Stadtentwicklung statt Europa, grüne Wiese statt voller Fischmarkt: Der Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen schien der Ausflug in Hamburgs Osten eine willkommene Abwechslung zu sein. Vom Wochenmarkt am Allermöher Fleetplatz führte der Stadtteilspaziergang zum zukünftigen Baugebiet Oberbillwerder.
Katja Kramer, Fraktionsvorsitzende der SPD Bergedorf, gibt sich in ihrer Begrüßung zuversichtlich. Sie glaubt nicht, dass Oberbillwerder erneut zum Wahlkampfthema wird. Viele strittige Punkte seien inzwischen vom Tisch, die aktuellen Einwendungen würden bearbeitet und, soweit machbar, in die laufenden Planungen integriert. Zu diesen Planungen gehört auch die Neugestaltung des Fleetplatzes in Neuallermöhe. Eine „tolle Laufbeziehung“ zwischen den beiden Stadtteilen herzustellen, dürfte die erste große Herausforderung sein. Die Unterführung, durch die es jetzt zum Feldrand auf die andere Seite der Bahnlinie geht, ist so trist wie Unterführungen eben sind.
Bundesministerin Klara Geywitz zu Besuch in Oberbillwerder
Auf nördlicher Seite der Gleise zwitschert die Lerche und der Blick wird weit. Davon lässt sich in der Runde niemand beeindrucken. Kritik von Naturschützern an Oberbillwerder ist jetzt nicht das Thema. Es gilt, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Klara Geywitz betont, dass die Machbarkeit von Neubaugebieten von den örtlichen Voraussetzungen abhänge – unabhängig von der großen Debatte, ob man dem Bedarf an Wohnungen allein über Innen- und Nachverdichtung gerecht werden kann.
Die bereits bestehende Anbindung an Hamburgs S-Bahn-Netz sieht Geywitz ebenso als Vorteil wie das CO₂-freie Heizkonzept, das ein vor Ort verlaufender Abwassersammler möglich macht. „Abwasserwärmepumpen finde ich großartig“, bekennt Geywitz. Und das, obwohl das Ministerium ihr immer wieder sage, dass Pressefotos an Abwasserpumpen kein optimales Motiv seien.
Bedarfe sind auch das Argument der lokalen Befürworter von Oberbillwerder. Katja Kramer zählt auf: ein Neubau für die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Lohbrügge, der dazugehörige Wohnraum für Studenten, Schulen und Kitas, dazu ein autoarmes Wohngebiet mit elf Mobility-Hubs statt wildem Parken. Und ein zweites Schwimmbad für Bergedorf. All das, so Kramer, wird dringend gebraucht. Bei der Umsetzung ist der Bezirk bemüht, die Planung in fünf Quartiersabschnitten ständig von Evaluierungen begleiten zu lassen, um, „in einer Zeit, in der sich sowohl Baumaterialien wie Bedarfe wahnsinnig schnell ändern, rechtzeitig reagieren zu können.“
„Wenn man über zwei Dekaden der Realisierung spricht, braucht man immer die Möglichkeit zur Nach-Justierung“ ergänzt Senatorin Karen Pein von Hamburgs Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen. In der Folge soll für das Baugebiet Oberbillwerder so wenig wie möglich als starres Gerüst fixiert sein und so viel wie möglich in Einzel-B-Plänen veränderbar bleiben.
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Die Novelle des Baugesetzes geht, so Klara Geywitz, in die gleiche Richtung: „Der Bund will die Änderung bestehender B-Pläne einfacher machen“ verspricht die Bauministerin. Bei Großprojekten wie Oberbillwerder könne in Zukunft im Detail geändert werden, ohne dass man den Gesamt-B-Plan neu aufrollen muss.
Soweit Einigkeit und Optimismus. Passend dazu skizziert Heinz Jarchow, Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses im Bezirk Bergedorf, den erhofften Zeitplan für das Baugeschehen: 2024 beginnen die ersten Erschließungsarbeiten, für die Jahre 2026 und 2027 projiziert der Bezirk die Bautätigkeit, 2029 möchte man die ersten Bewohner in Oberbillwerder begrüßen.