Hamburg. Paul da Costa betreibt seinen Laden in Lohbrügge seit 20 Jahren – nach dem Brand vom Montag weiß er nicht, wie es weitergehen soll.
Einen Tag nach dem Feuer hängt noch immer Brandgeruch über dem Lohbrügger Markt. Das Haus Lohbrügger Landstraße 1, in dessen Hinterhof am Montagmorgen die Flammen wüteten, ist von der Polizei mit Flatterband abgesperrt. Auch Paul da Costas Geschäft ist für Kunden nicht zu betreten. Seit 20 Jahren betreibt der 63-Jährige „PC-Pitstop Computer“ in Lohbrügge. Verkauft und repariert Hardware für PCs und Laptops. Jetzt steht der Geschäftsmann vor einer ungewissen Zukunft.
„Das Bezirksamt hat das ganze Haus für unbewohnbar erklärt“, berichtet da Costa. Erst wenn ein Versicherungsstatiker grünes Licht gegeben habe, könnten die nächsten Schritte angegangen werden, um den Laden wieder zum Laufen zu bringen. „Und das dauert eine Weile“, ahnt der 63-Jährige. Das zweite Problem sind die Stromleitungen, die bei der Brandbekämpfung abgeklemmt wurden. Auch diese müssten erst von Experten geprüft werden – schließlich könnten die Leitungen in der Hitze geschmolzen sein.
Computerhändler will nach Feuer in Lohbrügge seinen Laden retten
Der Computerladen selbst hat durch die Flammen keinen Schaden genommen. Paul da Costa hat für diesen glücklichen Umstand eine Erklärung. „Die gesamte rückwärtige Wand zum Hof besteht aus einem riesigen Spiegel aus den 1930er-Jahren. Früher war in diesem Räumen ein Friseursalon.“ Die mittlerweile mit Tapete überzogene Glasscheibe könnte dem Feuer so lange Stand gehalten haben, bis die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte.
Neben dem durchdringenden Rauchgeruch hat „PC-Pitstop Computer“ vor allem durch die Löscharbeiten selbst Schaden genommen. „Der Holzboden hinter meinem Verkaufstresen wellt sich, das ganze Mauerwerk ist durchnässt“, beschreibt da Costa das Ausmaß der Probleme. Auch die Ersatzteile, die der 63-Jährige im rückwärtigen Teil seines Ladens in Regalen gelagert hat, sind vom Wasser durchtränkt. Festplatten, Kühler, Netzteile, alles vermutlich nur noch Schrott.
Da Costas Hauptproblem ist aber, dass er seinen Laden zurzeit nicht nutzen kann. Defekte Computer, die Kunden vor dem Brand bei ihm abgegeben haben, repariert er bei sich am Esstisch. „Aber wenn mein Geschäft nicht offen ist, kommen keine neuen Aufträge rein.“ Um die Zeit zu überbrücken, bis die Behörden seine Räume wieder freigeben, sucht der 63-Jährige eine Übergangslösung.
Eckhaus an der Lohbrügger Landstraße wurde für unbewohnbar erklärt
„Ich brauche nur einen Tisch und Strom“, sagt da Costa. Der Arbeitsplatz sollte allerdings in der Nähe sein. „60 Prozent meiner Kunden sind im Rentenalter. Denen möchte ich nicht zumuten, durch den ganzen Bezirk zu laufen, wenn sie hier vor verschlossenen Türen stehen“, so der Geschäftsmann. Wer ihm vorübergehend einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellen kann, erreicht da Costa unter info@pcpitstop.de
Paul da Costa ist ein bekanntes Gesicht in der Nachbarschaft. Während er vor seinem Laden steht, erkundigen sich immer wieder Passanten nach seiner Situation. Die Kunden hätten viel Verständnis und Geduld für seine Lage gezeigt. Auch von dem Feuer am Montagmorgen erfuhr da Costa von seinen Nachbarn. Die hatten im Internet von dem ab 3 Uhr wütenden Brand in der Lohbrügger Landstraße gelesen und den 63-Jährigen angerufen. Da Costa eilte zu seinem Geschäft und wurde Zeuge der aufwendigen Löscharbeiten der Feuerwehr.
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Die Einsatzkräfte mussten 49 Menschen aus dem Haus Lohbrügger Landstraße 1 und den umliegenden Gebäuden retten. Sechs Personen kamen mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus. Gegen 10 Uhr konnten die meisten Menschen wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Polizei bestätigte am Dienstag, dass allerdings noch die Lohbrügger Landstraße 1 als unbewohnbar gelte. Nach Informationen von Bezirkssprecher Lennart Hellmessen meldeten sich noch am Montag fünf Mietparteien beim Bezirk, die vorerst kein Dach über dem Kopf hatten. Drei davon konnten bei Verwandten untergebracht werden, für die anderen beiden fand der Bezirk eine Unterkunft.
Eine offizielle Erklärung für das Feuer gibt es bis jetzt nicht. Die Ermittler der Polizei haben bereits ausgeschlossen, dass der Brand absichtlich gelegt wurde. Im Verdacht steht ein Kühlschrank im griechischen Restaurant Nostos, das durch die Flammen schwere Schäden davon getragen hat, die Räume sind innen vollkommen verrußt.