Hamburg. Ursel Wedemann sammelte das Altglas ein und war fassungslos über die Menge. Sie hat einen Verdacht, wer hinter dem Umweltfrevel steckt.
Ursel Wedemann stört sich schon seit Wochen an leeren Schnapsflaschen, die entlang des Fersenwegs, an dem sie wohnt, entsorgt wurden. „Immer die gleichen Schnapsflaschen landen am Straßenrand“, klagt sie – vor allem leere Wodkaflaschen der Marke „Gorbatschow“ aus Glas, größere Flachmänner in den Größen 0,1 und 0,125 Liter. Weil die Brombeerbüsche am Straßenrand im Auftrag der Verwaltung zurückgeschnitten worden sind und dadurch nun das ganze Ausmaß der Vermüllung zu erkennen ist, fasste sich die Vierländerin ein Herz und befreite ihre Straße von dem Müll. Dabei fand sie wesentlich mehr Flaschen, als sie zunächst erwartet hatte.
„Ich habe exakt 310 Flaschen gesammelt“, sagt Ursel Wedemann und fügt hinzu: „Wobei ich circa 60 bis 70 Flaschen nicht einsammeln konnte: Sie lagen zu tief im Graben oder in Brombeerbüschen. Da kam ich nicht ran.“ Die Flaschen fand sie auf einem 500 Meter langen, unbebauten Teilstück des Fersenwegs zwischen dem Kirchwerder Landweg und der Siedlung Fünfhausen. „Der unbebaute Abschnitt ist insgesamt etwa 700 Meter lang. Aber der rund 200 Meter lange Bereich, in dem ich keine Flaschen gefunden habe, ist von den letzten Häusern in Fünfhausen aus gut einsehbar“, sagt Ursel Wedemann.
Immer wieder Müll am Straßenrand: Jetzt auch Hunderte Schnapsflaschen
Die 69-jährige Rentnerin, gelernte Gärtnerin, die lange als Pflanzeneinkäuferin gearbeitet hat, lebt seit 1986 am Fersenweg – etwa 300 Meter von dem unbebauten Bereich entfernt. „Dort lag schon immer viel Müll, wurde auch schon oft Sperrmüll illegal entsorgt.“ Nicht aus Zufall hat der Regionalausschuss Vier- und Marschlande häufiger auch am Fersenweg Müllsammelaktionen gestartet. „Aber Umweltfrevel in dieser Form habe ich hier bislang nicht erlebt“, sagt die Seniorin.
Die leeren Wodka-, Korn- und Bierflaschen fand die 69-Jährige beidseitig der Straße, die nach Norden hin an das Naturschutzgebiet Kirchwerder Wiesen grenzt. „Das Ganze scheint System zu haben und ist einer Person zuzuschreiben“, vermutet Ursel Wedemann. Sie glaubt, dass ein Einzeltäter verantwortlich ist, der morgens mit dem Auto den Fernsenweg in eine Richtung fährt und nach Feierabend in die andere: „Die leeren Flaschen schmeißt er einfach aus dem Fenster auf der Fahrerseite. Deshalb liegen sie auf beiden Straßenseiten.“
Und schon wieder 20 Flaschen nach der großen Sammelaktion
Mit den leeren Flaschen füllte Ursel Wedemann zwei große blaue Müllsäcke und rief die Stadtreinigung Hamburg an, die die Glasberge bei ihr abholte. „Heute Morgen habe ich wieder 20 leere Flaschen eingesammelt. Die waren bei meiner großen Sammlung vor einer Woche noch nicht da“, sagt die Vierländerin. Ihre Nachbarn hätten ebenfalls fassungslos auf den Anblick der 310 Flaschen reagiert, betont Ursel Wedemann. „Gesehen hat den Täter aber bisher niemand.“ Die Anliegerstraße werde auch oft als Abkürzung genutzt.
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Auch künftig will die Seniorin den unbebauten Bereich ihrer Straße im Blick behalten und von leeren Flaschen befreien: „Ich lege sie dann an den Wegesrand und sammle sie später mit dem Fahrrad ein. Dann radle ich damit zum Altglascontainer in Fünfhausen.“