Kirchwerder. Gesangslehrerin Heike Kelb zieht‘s von St. Pauli nach Kirchwerder. Dort hat sie eine besondere Immobilie für ihren Unterricht entdeckt.

Im ehemaligen Feuerwehrschlauchturm mit Adresse Kirchwerder Elbdeich 259 soll künftig frei Schnauze gesungen werden: Gesangslehrerin Heike Kelb hat das schlanke Gebäude von Eigentümer Achim Sperber gemietet. Die Betreiberin der Gesangsschule Frei Schnauze, eine Eine-Frau-Firma, bietet dort – zunächst ausschließlich freitags – Unterricht für jedermann an.

Heike Kelb (55) wohnt mit ihrem Mann in Ochsenwerder. Die geborene Bremerin lebt seit 1989 in Hamburg, hat lange in der Innenstadt gewohnt. Dort, auf St. Pauli, hat ihre kleine Gesangsschule weitere Räume, in denen sie unterrichtet. „Dort will ich den Unterricht langsam runterfahren – und in Kirchwerder aufbauen“, sagt sie. In der Stadt sei die Nachfrage sehr groß: „Ich bin oft ausgebucht.“ In Kirchwerder, wo sie nun mit ihrem Angebot startet, hat sie bisher noch keinen Schüler empfangen.

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Im Erdgeschoss des etwa zwölf Meter hohen Turms befindet sich die Küche. Zum Unterricht müssen die Schüler eine recht steile Holztreppe hochklettern. Darüber, im zweiten Stockwerk, hat die 55-Jährige ihr Büro. In dem kleinen Unterrichtsraum stehen ein elektrisches Piano und eine Akustikgitarre – Instrumente, mit denen die Lehrerin ihre singenden Schüler begleitet. Die Instrumente bleiben allerdings oft unangetastet: „Die Schüler singen auch gern zu instrumentalen Playbacks aus dem Internet, also Karaoke.“

An der Hamburg School of Music schloss Heike Kelb 2013 erfolgreich ihr Studium als Gesangslehrerin ab. Anschließend ließ sie sich noch ein Jahr lang zur Musikpädagogin ausbilden. Doch schon viele Jahre zuvor hatte sie Gesangsunterricht genommen, in diversen Musikstilen (Jazz, Klassik, Rock/Pop). „2002 merkte ich, dass es mir viel Spaß macht, das Gelernte an andere weiterzugeben. Seitdem arbeite ich als Gesangslehrerin“, sagt sie.

Weit mehr als 200 Schüler unterrichtet, die meisten von ihnen über Jahre

Anfangs habe sie die Schüler zu Hause besucht oder bei sich zu Hause empfangen. „Vor zehn Jahren habe ich dann meine kleine Gesangsschule Frei Schnauze gegründet und Unterrichtsräume in Ottensen bezogen.“ Weit mehr als 200 Schüler – Frauen und Männer, alt und jung, begabt und weniger begabt – habe sie mittlerweile unterrichtet, „die meisten von ihnen über Jahre“. Einige Schüler seien bereits seit zehn Jahren dabei, „aber auch, weil sie Lust zu schnacken und Bock auf eine lockere Atmosphäre haben“.

Heike Kelb an ihrem E-Piano im Unterrichtsraum im ersten Stockwerk des ehemaligen Feuerwehrturms. 
Heike Kelb an ihrem E-Piano im Unterrichtsraum im ersten Stockwerk des ehemaligen Feuerwehrturms.  © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Heike Kelb sang bereits in vielen Rock- und Popgruppen, in einem Chor und in A-cappella-Gruppen. „Aktuell singe ich in der Coverband Goil. Wir covern Songs von Acts wie AC/DC, Foo Fighters und Adele.“ Ihrer Meinung nach könne jeder singen. In ihrem Unterricht gehe es auch darum, Hemmungen und Ängste abzubauen. „Schließlich ist singen befreiend.“ Anfangs stünden das richtige Atmen und das Produzieren von Tönen (und nicht von Worten) im Vordergrund. „Dann wird wie ein albernes Huhn gegackert und nicht gesungen. Auf diese Art kommen die Leute schnell in eine höhere Tonlage, was beim Singen nicht unbedingt einfach ist.“

Sie hilft den Schülern dabei, ihre stimmlichen Möglichkeiten selbst zu entdecken

Ihr sei es wichtig, dass ihre Schüler sich in lockerer Atmosphäre wohlfühlen und „ihren eigenen Sound finden“. Die Lieder, die sie nachsingen, sollen halt nicht möglichst originalgetreu klingen, betont die Expertin, „sondern anders, eigen“. Sie wolle den Kunden auch keine bestimmte Gesangstechnik aufdrängen, werfe nicht mit Fachbegriffen um sich: „Die schmeiße ich nur gelegentlich in den Raum, damit mein Gegenüber weiß, dass ich sie kenne.“ Sie unterstütze die Schüler dabei, ihre stimmlichen Möglichkeiten selbst zu entdecken, „rauszuholen, was in ihnen schlummert“.

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Weil die in Ochsenwerder lebende Musikerin lieber in den Vier- und Marschlanden als in der Innenstadt unterrichten möchte, hatte sie im Internet nach geeigneten Räumen zur Miete gesucht und dort den ehemaligen Schlauchturm entdeckt. Mit dem Fotografen Achim Sperber, der gern an Künstler vermieten wollte, sei sie sich schnell einig geworden. Dadurch sei der Schlauchturm nun zu einem Schnauzturm geworden, sagt Heike Kelb mit einem Augenzwinkern.

Eine Probestunde ist mit 25 Euro besonders günstig, um sich kennenzulernen

Eine Stunde Einzelunterricht kostet 60 Euro. Im Verhältnis deutlich günstiger kommen die Schüler davon, wenn sie für wöchentlichen Unterricht die Monatspauschale in Höhe von 150 Euro zahlen. Unterricht für Zweiergruppen wird ebenfalls angeboten und ist deutlich günstiger als Einzelunterricht. Für eine Probestunde verlangt Heike Kelb 25 Euro: „Da geht es ja auch darum, sich kennenzulernen.“ Weitere Informationen zu Ihren Angeboten und Kontaktmöglichkeiten finden sich im Internet unter freischnauze-singen.de.