Boberg. Gute Nachbarschaft geht anders: In Boberg beharken sich Bürgerverein und Ballin Stiftung. Es geht um Rechnungen und „patzigen Ton“.

In Boberg hängt der Dorfsegen schief: Es geht darum, ob der Kindergarten sauber genug ist, nachdem an Wochenenden in der großen Halle gefeiert wurde. Die einen machen ihren Unmut in der Dorfzeitung Luft, die anderen schreiben einen Elternbrief. Was ist los?

„Zahlen Sie bitte 1661,29 Euro für die Aufräumarbeiten.“ So ähnlich las sich das Schreiben, das im Briefkasten des Boberger Bürgervereins gelandet war. Wie bitte? Verwundert rieb sich Vereinsvorstand Wolfgang Kamenske die Augen, „nicht zuletzt, weil die Ballin Stiftung uns aufforderte, das Geld innerhalb nur eines einzigen Tages zu bezahlen. So etwas bedroht den Bürgerverein in seiner Existenz“, sagt er schockiert.

Dorfanger Boberg: Streit zwischen Bürgerverein un Ballin Stiftung

2007 hatte die Stiftung das Bürgerhaus übernommen, betreibt in dem Gebäude eine Kita und ein Eltern-Kind-Zentrum. Außerhalb der Betriebszeiten, so sieht es der vereinbarte Nutzungsvertrag vor, mietet der Bürgerverein die offene Halle der Kita: mal für abendliche Gruppenangebote, mal für Vereins- und Familienfeiern an den Wochenenden. „Dafür zahlen wir monatlich 486,54 Euro warm. Und unsere Reinigungskraft putzt dann erst mal freitags, dann auch nach der Veranstaltung am Sonntag“, erklärt Kamenske, dessen Verein sich absicherte: Es gibt eine Versicherung für den Fall von Schäden, zudem müssen Feiernde eine Kaution hinterlegen.

Nun aber das Ärgernis: Es sei zwischen September und November schlichtweg dreckig gewesen. Die Erzieherinnen hätten oft einen abgetrennten Gruppenraum aufräumen müssen, der gar nicht zu vermieten ist. Zudem habe sich jemand auf dem Klo übergeben, die Stiftung schickte Fotos von verschmutzten Toiletten.

Rechnung und Fotos von verschmutzen Toiletten geschickt

„Nach dem großen Oktoberfest war der Fußboden kaputt. Außerdem hat jemand Alkohol auf dem Boden ausgegossen. Es roch nach Bier und zwar montagmorgens auf den pädagogischen Nutzflächen“, rechtfertig Lars Hildebrand, der kaufmännische Vorstand der Ballin Stiftung, sein Schreiben: „Wir haben das alles gesammelt und in Rechnung gestellt.“

Jetzt erwartet die Stiftung Geld. „Die verlangt Arbeitspauschalen, also Personalkosten für Putzfrau, Hausmeister und allein 750 Euro für Hauswirtschaftskraft“, klagt Kamenske, der davon erst Mitte Januar erfuhr: „Monate später können wir eine solche Beanstandung aber doch nicht mehr kontrollieren oder die Verursachung aufklären“, entgegnet der Bürgerverein, der der Rechnung nun widersprochen hat. Aber die Ballin Stiftung habe „in einer patzigen Antwort“ sogar eine weitere Rechnung angedroht: „So etwas ist weit von unserer bislang harmonischen Zusammenarbeit entfernt.“

Bürgerverein vergibt zunächst keine Termine für Familienfeiern mehr

Nicht nur, dass 170 Boberger Familien monatlich 5 Euro bezahlen und somit die Miete für das Bürgerhaus sichern. Es gehe auch ums Vertrauen: „Wenn sich hier niemand mehr wohlfühlt, wird sich auch keiner im Bürgerverein engagieren wollen. Ich befürchte massenweise Austritte“, so der Vorstand, der zunächst keine neuen Termine für Familienfeiern vergibt. So wird es in der frisch erschienenen Dorfzeitung angekündigt.

Ja, sicher holpere es manchmal bei diesem Konstrukt, wenn etwa der Shanty-Chor vergisst, die Alarmanlage auszuschalten, gesteht Kamenske ein: „Aber dann muss man halt Bescheid sagen, darüber sprechen, und wir zahlen den Sicherheitsdienst. Aber das alles nicht in diesem schroffen Ton.“ Die Ballin Stiftung habe ihm gar geraten, einen Rechtsanwalt einzuschalten, denn man bestehe auch auf Begleichung der noch folgenden Rechnung.

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Ballin Stiftung schätze die Arbeit des Boberger Bürgervereins sehr

Eine zweite Rechnung werde tatsächlich folgen, aber „das ist alles ein bisschen ausgeartet, wenn unsere Mitarbeiterinnen auch noch dumme Sprüche zu hören bekommen. Dabei schätzen wir die Arbeit des Bürgervereins sehr, der macht tolle Vernetzungsangebote“, sagt Hildebrand. Man wolle den Verein keineswegs schädigen, habe schließlich seit fünf Jahren die Miete nicht erhöht, selbst bei steigenden Strompreisen. „Aber so kann das mit den ausufernden Feierlichkeiten nicht weitergehen. Wir wollen eine Lösung finden.“ So schrieb er es dann auch in einem Elternbrief.

Eine neue Schließanlage konnte den Streit offenbar nicht besänftigen. Aber vielleicht lassen sich die Querelen doch noch mildern, immerhin hat die Stiftung nun einen Gesprächstermin angeboten. Man müsse einen gemäßigteren Ton finden, sind sich beide Parteien wenigstens schon einig.