Hamburg. Mit einem kleinen Getränkemarkt fingen Marlis und Niko Clausen im April 1974 an. Heute ist ihr Vierländer Markt eine Institution.
Im Vierländer Markt naht ein historischer Moment: Am Sonnabend, 6. April, wird der Edeka Markt am Neuengammer Hausdeich 215 ausnahmsweise schon um 18 Uhr schließen – und damit zwei Stunden eher als sonst. „Das hat es noch nie gegeben“, stellt Niko Clausen fest. Selbst als umfangreich angebaut oder modernisiert wurde, ging keinen einzigen Tag vor dem üblichen Geschäftsschluss das Licht aus. Auch dann nicht, als der Markt den Standort wechselte. Schließlich seien Schließzeiten die Höchststrafe für einen Kaufmann, stellt Niko Clausen fest.
Nun aber gibt es nach fünf Jahrzehnten einen guten Grund für eine Ausnahme: Marlis und Niko Clausen sind im April seit 50 Jahren selbstständig. Und das soll gebührend gefeiert werden. Nicht nur mit Familie, Freunden sowie Kundinnen und Kunden, sondern vor allem auch mit dem Team. „Wir hatten immer sehr gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie haben alles einfacher gemacht und waren stets das Erfolgsrezept“, betont Marlis Clausen. Und damit auch alle pünktlich dabei sein können, wenn die Feier im Vierländer Landhaus beginnt, wird der Betrieb an Kassen, Frischetheke und Getränkemarkt eben mal früher eingestellt. „Wir hoffen, unsere Kunden haben dafür Verständnis“, sagt Marlis Clausen.
Vierländer Markt: Familie Clausen feiert 50 Jahre Selbstständigkeit
Als die junge Vierländerin und der gebürtige Nettelnburger am 4. April 1974 ihren ersten Laden eröffneten, da hatte die gelernte Bankkauffrau weder ihre Lehre abgeschlossen, noch einen Ehering am Finger. Beides – Ausbildungsabschluss und Hochzeit – folgten im Sommer. Zu dem Zeitpunkt aber war das Geschäft im gerade mal 40 Quadratmeter kleinen Getränkemarkt am Curslacker Heerweg bereits angelaufen. „Wir sind ein großes Risiko eingegangen“, erinnert sich Marlis Clausen, die damals erst 19 Jahre jung war.
Ihr vier Jahre älterer Mann hatte zu dem Zeitpunkt schon etwas Erfahrung in der Branche, war er doch zuvor am Mohnhof zum Einzelhandelskaufmann ausgebildet worden – „bei Jost Schmidt, dem ersten Supermarkt in Bergedorf“, wie Niko Clausen berichtet. Der Mut des Paares zahlte sich aus: 1980 eröffneten sie neben ihrem Getränkemarkt, wo heute „Penny“ zu finden ist, ihren ersten Vierländer Markt. Drei Jahre später wurde der Getränkemarkt um eine Weinstube erweitert.
Seit 2006 kann im Vierländer Markt auf 2000 Quadratmetern eingekauft werden
Der Standort wurde schließlich 1991 aufgegeben, als die Clausens erneut viel Mut bewiesen und neu bauten. An der Ecke von Neuengammer Hausdeich und Heinrich-Stubbe-Weg, wo vorher Treibhäuser einer Gärtnerei gestanden hatten, wurde der „Vierländer Markt Niko Clausen“ auf 1000 Quadratmetern eröffnet. Das sei für viele Kunden erst „viel zu groß“ gewesen, wurde die gemütliche Atmosphäre der Weinstube vermisst, erinnern sich die Clausens. Doch mit der Zeit gewöhnte sich die Kundschaft an die Fläche, die nach einem Anbau im Jahr 2006 sogar noch einmal auf 2000 Quadratmeter verdoppelt wurde.
In all den Jahren habe man stets darauf geachtet, den Laden zu modernisieren, etwa ein neues Kühl- oder Kassensystem eingebaut oder einen Sushi-Tresen integriert. Seit dem vergangenen Jahr kommt auch ein automatisches Bestellsystem zum Einsatz, das gerade im Trockensortiment erfasst, welche Produkte noch auf Lager sind und bei Bedarf direkt Nachschub bestellt. Daran werde in Zukunft weiter gefeilt, erklärt Marlis Clausen. In jedem Fall werde der Fokus weiterhin auf Regionalität gelegt, betont die 69-Jährige. Denn in dem Supermarkt jede Menge Produkte aus der direkten Nachbarschaft zu bekommen, würden die Kunden ebenso schätzen wie die persönliche Beratung an den Frischetheken für Wurst, Fleisch und Käse und an den Regalen.
Feier im Vierländer Landhaus mit der Vierländer Speedeel und den JunX
Der Vierländer Markt ist bis heute das Herzstück des Familienunternehmens, zu dem noch ein Edeka-Markt in Stove und das Vierländer Landhaus am Curslacker Heerweg zählt, das seit 2012 von der Familie betrieben wird. Feierlichkeiten aller Art, ob runder Geburtstag, Taufe, Hochzeit, Firmenjubiläum oder Trauerfeier, sind in den Räumen möglich. Wie das genau aussehen kann, können Gäste am Sonntag, 24. März, erfahren, wenn das Vierländer Landhaus zum Tag der offenen Tür einlädt. In der Zeit von 10 bis 18 Uhr werden Tische mit verschiedenen Dekorationen eingedeckt sein, Gäste können Weine und Essen aus der hauseigenen Küche probieren, Anbieter wie Floristen, Fotografen oder Konditoren präsentieren ihre Angebote.
Nach Ostern beginnt dann die „Jubiläumswoche“: Ab Dienstag, 2. April, wird es dazu im Vierländer Markt auch Angebote und Aktionen geben. Die Kundinnen und Kunden dürften sich auf die ein oder andere Überraschung freuen, verrät Kay Clausen. Am Freitag, 5. April, sind Kunden, Freunde, Bekannte, Vereine, Feuerwehren und andere Akteure, die das Dorfleben prägen, von 15 Uhr an ins Vierländer Landhaus eingeladen. Dort gibt es etwas zu essen, zu trinken und auch Auftritte von der Vierländer Speeldeel und dem Pop- und Schlagerduo „Die JunX“. „Damit möchten wir einfach mal Danke sagen“, erklärt Marlis Clausen. An selber Stelle wird dann einen Tag später mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefeiert.
Söhne Christian und Kay führen das Familienunternehmen fort
50 Jahre würden sich „gewaltig“ anhören, meint Marlis Clausen. Aber wenn man zurückblickt, ging alles ganz schnell. In der Zeit habe man viel gearbeitet, aber vor allem auch ganz viel Glück gehabt, meint die 69-Jährige. Denn man habe zu der Generation gehört, in der es „viel bergauf“ ging, weiß die Vierländerin.
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Das Ehepaar, das in diesem Jahr auch goldene Hochzeit feiert, schaut mit viel Dankbarkeit auf die vergangenen fünf Jahrzehnte zurück. Und freut sich, dass mit den beiden Söhnen Christian und Kay die nächste Generation in die Geschäftsführung der Supermärkte sowie des Vierländer Landhauses eingestiegen ist. „Es bleibt alles in der Familie und ich bin sehr froh, dass es so weitergeht“, stellt Marlis Clausen fest. Man könne in Zukunft also ein wenig kürzertreten. Aber das hieße noch lange nicht, ganz aufzuhören und zu Hause zu bleiben. „Das wird sowieso nichts. Und es macht ja auch immer noch Spaß“, sagt Niko Clausen.