Bergedorf. Schule ist stolz auf die Anmeldezahlen, sieht sich dadurch aber auch vor Probleme gestellt. Ein Schultyp verliert an Zuspruch.
Jubel, aber auch leichtes Stöhnen lösen die jetzt vorliegenden Anmeldezahlen für das kommende Schuljahr am Luisen-Gymnasium aus: „Ein Riesenkompliment für unsere Schule und die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen“, sagt „Lui“-Direktor Werner Baum über den informellen Titel „beliebtestes Bergedorfer Gymnasium“. Doch Baum muss einschränken: „185 Anmeldungen übersteigen unsere Kapazitäten deutlich. Da muss die Bildungsbehörde noch mal ran und einige Fünftklässler an andere Schulen umverteilen.“
Erstmals überhaupt hat das „Lui“ selbst das Gymnasium Lohbrügge (GyLoh) als traditionell größtes der fünf Gymnasien im Bezirk abgehängt – und das sogar deutlich: Am Binnenfeldredder, wo laut Schulentwicklungsplan mit sechs Parallelklassen sogar eine mehr pro Jahrgang vorgesehen ist als am „Lui“, rutschten die Anmeldezahlen im Vergleich zum Vorjahr um satte 19 Prozent ab. Nur noch 134 aktuelle Viertklässler wollen nach der Grundschule dorthin wechseln.
Anmeldezahlen: Beliebtes Luisen-Gymnasium hängt alle Bergedorfer Schulen ab
Rechnerisch könnte die an Hamburgs Gymnasien auf maximal 28 Schüler gedeckelte Klassengröße am „GyLoh“ also auf entspannte 22 bis 23 Schüler schrumpfen. Doch wird das kaum möglich sein, denn insgesamt wächst die Zahl der Fünftklässler gegenüber dem aktuellen Jahrgang nochmal um 17 auf dann 1424 Schüler. Ein riesiger Andrang, der alle Klassen an sämtlichen weiterführenden Schulen im Bezirk auf maximale Größe bringen wird. Allein schon vom Luisen-Gymnasium müssen 45 Interessenten auf ihre im Anmeldebogen genannten Zweitwünsche umverteilt werden.
In der Gunst der Schüler überflügelt auch das Gymnasium Bornbrook („GymBo“) dieses Mal übrigens den Nachbarn „GyLoh“. Dort wollen jetzt 151 Schüler ihre gymnasiale Laufbahn starten. Das sind 24 mehr gegenüber 2023, als am Bornbrook noch von umfangreichen Umbauarbeiten geprägt war. Leicht durchgerutscht ist dagegen das Hansa-Gymnasium, für das jetzt 106 Anmeldungen vorliegen statt 118 vor einem Jahr.
Neuallermöhe: Gymnasium holt bestes Ergebnis aller Zeiten, Stadtteilschule schrumpft
Interessant ist die Entwicklung in Neuallermöhe. Dort erzielt das Gymnasium Allermöhe mit 134 Anmeldungen das beste Ergebnis seiner Geschichte. Das Team um Direktor Olaf Colditz katapultierte sich mit einem Plus von 43 Fünftklässlern oder 47 Prozent sogar auf Augenhöhe mit dem „GyLoh“. Offenbar haben in Neuallermöhe allerdings deutlich mehr Grundschüler dem Gymnasium den Vorzug vor der Stadtteilschule gegeben als bisher: Die Anmeldezahlen der Gretel-Bergmann-Schule rutschten von 105 auf nur noch 95.
Klarar Sieger im Bereich dieses Schultyps bleibt die Stadtteilschule Bergedorf mit jetzt 191 Anmeldungen (minus 3). Es folgt die Schule Richard-Linde-Weg mit 155, die von ihrem Top-Ergebnis mit 190 aus 2023 wieder in die gewohnten Sphären zurückkehrt. Die Stadtteilschule Lohbrügge wächst um 19 auf nun 153 Anmeldungen, und die Stadtteilschule Kirchwerder bringt es auf 121 künftige Fünftklässler (minus 4).
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Insgesamt bleiben die Stadtteilschulen im Bezirk Bergedorfer beliebter als die Gymnasien. Doch sie büßen ihren einst deutlichen Vorsprung weiter ein. Insgesamt haben sich 715 der künftigen Fünftklässler für eine der fünf Stadtteilschulen Bergedorfs entscheiden, 707 wählten in der aktuellen Anmelderunde eines der fünf Gymnasien. Damit liegt die Quote bei 50,36 zu 49,94 Prozent. Vor einem Jahr führten die Stadtteilschulen noch mit 50,61 Prozent vor den Gymnasien.
Eine erfolgreiche Aufholjagd der Gymnasien, die auch an einem besonderen Effekt des „Lui“ liegt: „Wir sind traditionell die Schule, die in ganz Hamburg den höchsten Anteil an sogenannten Gastschülern aus Schleswig-Holstein hat“, sagt Direktor Werner Baum. Gut möglich also, dass in der aktuellen Anmelderunde besonders viele Reinbeker und Wentorfer Grundschüler dem „Lui“ den Vorzug vor ihren örtlichen Gymnasien gegeben haben. Baum schätzt, dass bis zu 20 Prozent seiner Schüler über die Landesgrenze pendelt.