Hamburg. Als Trainer des SC Vier- und Marschlande überraschte Alexander Müller im Derby den SV Altengamme. Nun steht er auf der Gegenseite.
Den Kult-Fußballplatz am Zollenspieker in Kirchwerder kennt Alexander Müller in- und auswendig. Jeden Mittwoch trainiert der 33-Jährige dort mit den Alten Herren des SC Vier- und Marschlande, für die er kickt. In dieser Woche dürfte sich Müller aber den einen oder anderen Spruch anhören müssen. Denn wenn am Sonnabend (15.30 Uhr) an gleicher Stelle das Derby in der Fußball-Landesliga zwischen dem SCVM und dem SV Altengamme steigt, wird Müller erstmals auf Seiten des Gegners stehen.
Dass sein Seitenwechsel einen großen Einfluss auf den Ausgang des Spiels haben wird, glaubt Müller indes nicht. „Das sind beim SCVM alles gute Jungs“, betont er. „Die werden sich nicht davon beeindrucken lassen, dass ich jetzt beim SV Altengamme bin.“ Ohnehin überwiege für ihn die Vorfreude. „Das wird eine tolle Atmosphäre dort sein“, schwärmt er. „Ich freue mich auf das Spiel.“
SCVM: Alexander Müller, der Wanderer zwischen den Vierländer Fußball-Welten
Als großer Hoffnungsträger hatte Müller zu Saisonbeginn das Traineramt beim SC Vier- und Marschlande übernommen. Wochenlang hatte er zusammen mit dem damaligen Sportchef Thorsten Beyer am Kader gebastelt. Als der jungen Rasselbande dann zum Saisonstart ein Sieg gegen den Lokalrivalen SV Curslack-Neuengamme gelang und der SCVM anschließend auch beim 2:2 in Altengamme lange wie der sichere Sieger aussah, obwohl die Vier- und Marschländer in Unterzahl waren, schienen die kühnsten Träume Wirklichkeit zu werden.
Doch nach nur drei Spielen warf Müller sein Traineramt beim Landesliga-Aufsteiger hin. Die berufliche Belastung sei zu groß, um das Amt weiter ausüben zu können, begründete er seinen Entschluss. „Ich bin Teamleiter im Bereich Rechnungswesen und Entwicklung und in dieser Eigenschaft auch viel im Ausland unterwegs“, erläutert Müller. „Daran hat sich bis heute nichts geändert, dass der Beruf sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.“
Nach dem Abschied vom SCVM folgte der Einstieg beim SV Altengamme
Die Entscheidung, die Aufgabe beim SC Vier- und Marschlande aufzugeben, sei ihm trotzdem nicht leicht gefallen. „Ich war ja liebend gerne Cheftrainer“, betont Müller. Der Wunsch, irgendwann in geringerem Umfang als zuvor an die Seitenlinie zurückzukehren, blieb bestehen. Als sich im Herbst dann beim SV Altengamme nach der Trennung von Coach Ingo Carstensen die Gelegenheit ergab, griff Müller zu. Seit November unterstützt er den neuen Trainer der Vierländer, Marco Theetz, als Co-Trainer, berät ihn vor allem in taktischer Hinsicht.
„So ist es nun schon so, dass ich wieder im Training auf dem Platz stehe“, erläutert Müller. „Und natürlich gab es beim SCVM Leute, die sich anfangs über den Entschluss gewundert haben. Aber wenn ich dann bei den Alten Herren beim Training war, dann habe ich in den Gesprächen sehr schnell gemerkt, dass wir immer noch eine große Schnittmenge hinkriegen. Und sehr schnell war das Thema dann keines mehr.“
SCVM gegen SV Altengamme, ein Derby voller Emotionen
Dass nun zum Derby die Emotionen noch einmal hochgehen werden, ist Müller bewusst. Das liegt aber vor allem an der sportlichen Situation, in der sich beide Vereine vor dem Derby befinden. Der SC Vier- und Marschlande war Ende Oktober als Tabellensechster eigentlich schon aller Sorgen ledig. Doch dann folgten fünf Niederlagen nacheinander, und rechtzeitig zur Winterpause steckten die Deichkicker wieder tief im Schlamassel.
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Der SV Altengamme hingegen kämpft in einer bislang freudlosen Saison schon die ganze Zeit gegen den Absturz auf die Abstiegsplätze. Gerade mal fünf Punkte trennen die Vierländer aktuell von der gefährdeten Zone. Ein Auswärtssieg beim Lokalrivalen wäre da natürlich ein Befreiungsschlag, und wie könnten die Voraussetzungen dafür besser sein als mit einem Co-Trainer, der den Gegner in- und auswendig kennt.
Schauplatz Zollenspieker: Wer triumphiert auf Hamburgs Kult-Fußballplatz?
Doch so einfach wird das nicht, dessen ist sich Alexander Müller sicher. „Der SCVM ist gut im Rhythmus“, lobt der 33-Jährige sein ehemaliges Team angesichts der jüngsten Testspielergebnisse. Mit 5:2 bezwangen die Vier- und Marschländer den Landesligisten FTSV Altenwerder, mit 6:1 fegten sie den Bezirksligisten Buchholzer FC von dessen eigener Anlage.
Was seine Altengammer dagegen setzen sollen? Spielkultur. „Man kann auch auf dem engen Platz am Zollenspieker einen guten Fußball spielen“, ist Müller überzeugt. Doch ganz egal, wie das Derby dann letztlich ausgehen wird, der 33-Jährige ist überzeugt, sich auch künftig bei den Alten Herren des SCVM blicken lassen zu können. Er wird ein Wanderer zwischen den Vierländer Fußballwelten bleiben.
Mit den Alten Herren des SCVM hat Alexander Müller noch Ziele
Die sind übrigens Letzter der Oberliga, haben bislang noch kein einziges Spiel gewonnen. Das soll sich natürlich ändern. Dafür trainieren sie jeden Mittwoch auf dem Zollenspieker. Dem kleinen Platz für die großen Fußballmomente.