Hamburg. Einmalig in Deutschland soll forschendes Lernen an der Schule Kirchwerder ein reguläres Unterrichtsfach werden. Wie es funktioniert.
Forschendes Lernen wird an der Schule Kirchwerder großgeschrieben. Die Schüler in den Klassenstufen 2 bis 6 forschen jeweils für ein halbes Schuljahr. Sie lernen wichtige Kompetenzen rund um den selbst gesteuerten Wissenserwerb, die sie später in allen anderen Fächern nutzen können. „Die Themen reichen dabei von der Technikgeschichte landwirtschaftlicher Fahrzeuge bis zur Sterblichkeit von Pferden oder der Fähigkeit, mit dem Auge Farben zu sehen“, sagt Schulleiter Dr. Niko Gärtner.
Am Montag, 15. Januar, stellen alle sechsten Klassen ihre Ergebnisse im Rahmen des Projektes „Schule erforschen“ vor. Wer sich ein Bild vom forschenden Lernen oder der Stadtteilschule Kirchwerder insgesamt machen möchte, ist zu dem „Nachmittag der offenen Tür“ willkommen.
In Kirchwerder soll forschendes Lernen reguläres Unterrichtsfach werden
Forschendes Lernen gibt es an der Schule Kirchwerder schon lange. Begonnen hatte es in der Grundschule. Niko Gärtner: „Dort ist es inzwischen etabliert, dass alle Kinder sich ein halbes Jahr lang einmal die Woche mit einem individuell selbst gewählten Thema beschäftigen und dazu recherchieren, Experten befragen und im Anschluss ihre Ergebnisse öffentlich präsentieren.“
Im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „LemaS“ (Leistung macht Schule) hat die Schule Kirchwerder in den vergangenen fünf Jahren in Zusammenarbeit mit der Universität Münster daran gearbeitet, das forschende Lernen als reguläres, benotetes Fach in der Sekundarstufe zu etablieren.
Schülerinnen und Schüler halten ihre Fortschritte in Lerntagebüchern
„Ein Antrag zur vollständigen Anerkennung liegt der Schulbehörde vor“, sagt Gärtner. „Dann wären wir die erste Schule in Deutschland, bei der das Forschende Lernen nicht nur Projektcharakter hätte, sondern als Fach gleichberechtigt in der Stundentafel stünde“, fügt Jörg Mexner (Didaktischer Leiter) hinzu.
Die jungen Forscher der Klassenstufen 2 bis 6 arbeiten mit vielseitiger Unterstützung in den Werkstätten der Schule, an Computern oder außer Haus. Sie halten ihre Fortschritte in Lerntagebüchern fest und präsentieren am Ende der Arbeitsphase ihre Erkenntnisse und Produkte. „Etappen sind in dem Prozess sehr wichtig, damit man sich in dem Forschungsprojekt nicht verläuft. Deshalb setzen wir Wochenziele und dokumentieren Fortschritte und nächste notwendige Schritte im Lerntagebuch“, sagt Krischan Haferbecker, Koordinator Begabungsförderung.
Ein Podcast zum Thema Mobbing und ein Axolotl aus Knete
Lia Brandt aus der Klasse 6 c hat sich beispielsweise mit dem Thema „Mobbing“ auseinandergesetzt. Sie hat zunächst Informationen recherchiert und dann Sozialpädagoginnen und Kinder, die Erfahrung mit Mobbing haben, interviewt. Nun nimmt sie einen Podcast zu diesem Thema auf.
Sophie Maser (6 c) hat einen anderen Ansatz gewählt: Ihr war schnell klar, dass sie sich mit dem Axolotl, einem rein aquatisch lebenden, mexikanischen Schwanzlurch, beschäftigen möchte. Da sie sich gern künstlerisch ausdrückt, hat sie zunächst angefangen, eine Unterwasserlandschaft samt Axolotl aus Knete herzustellen. „Schnell hatte ich viele Fragen. Wie sehen die Kiemen eines Axolotls genau aus? Wie groß sind die Eier des Axolotls?“, sagt sie. Ihre Recherchen zu diesem Thema sind nicht nur in Sophies Knet-Objekt eingeflossen, sie hat auch einen Vortrag erarbeitet, den sie für Interessierte halten wird.
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Am 15. Januar sind Interessierte zwischen 15 und 18 Uhr in der Schule am Kirchwerder Hausdeich 341 willkommen. Neben den Forscherpräsentationen gibt es dann auch Hausführungen, Leckereien (Bubble Tea, Popcorn, heißer Punsch) und Informationen zu den nächsten fünften Klassen. Die neuen Klassenleitungen stellen sich den Fragen der Besucher.
„Wir freuen uns auf reges Interesse, denn unseren Schülerinnen und Schülern ist ein interessiertes Publikum wichtig. Sie arbeiten hart und möchten die Früchte ihrer Arbeit dann auch vorzeigen“, sagt der Schulleiter. Weitere Infos gibt es auf kiwe.hamburg.de.