Reinbek. Neuer Sportplatz: Artikel über „Kampf gegen Windmühlen“ des FC Voran Ohe schlägt hohe Wellen. Doch es ist ein flächendeckendes Problem.
Ein neuer Sportverein mit 5500 Mitgliedern würde auf Anhieb in die Top Ten von Hamburgs größten Vereinen vorstoßen. Und gewissermaßen gibt es diesen Verein auch schon: Es ist der FC Warteliste. Denn 5500 Kinder und Jugendliche würden in Hamburg und Umgebung gerne Fußball in einem Sportverein spielen, können es aber nicht, weil die Clubs in ihrem Umfeld einen Aufnahmestopp verhängt haben.
Das gab der Hamburger Fußball-Verband (HFV) jüngst auf Basis einer Befragung unter 100 Mitgliedsvereinen bekannt. Gegenüber dem Jahr 2022, als 2800 Kinder und Jugendliche auf den Wartelisten standen, hat sich die Zahl derjenigen, die nicht zum Zuge kommen, fast verdoppelt. „Diese Zahlen sind erfreulich und besorgniserregend zugleich“, urteilte der HFV-Präsident Christian Okun und formulierte eine klare Erwartung an die Politik: „Wir brauchen die nötige Infrastruktur. In einer Stadt, die weiter wächst, müssen die Investitionen insbesondere in Kunstrasenplätze weiter hoch bleiben.“
Ursachenforschung: Warum Jugendliche beim Vereinssport häufig außen vor bleiben
Doch nicht nur in der Stadt selbst mit ihren knappen Flächen ist die Überlastung der Sportvereine ein Problem. Längst ist es auch im Umland angekommen, wo die meisten Vereine unter dem Dach des HFV spielen, auch wenn sie in anderen Bundesländern beheimatet sind. So wie der FC Voran Ohe. Große Wellen schlug in den sozialen Medien unser Bericht über den „Kampf gegen Windmühlen“ des Vereins im Bestreben, ein neues Sportzentrum von der Stadt Reinbek realisiert zu bekommen. Doch das scheitert bisher an den Kosten von geschätzt bis zu 20 Millionen Euro. Folglich denkt die Politik nun über eine Erstellung in verschiedenen Bauabschnitten nach.
Mehr vom Lokalsport
- TSG Bergedorf Stargazers begeistern ihren Nachwuchs
- So emotional war der Trainerwechsel beim SV Altengamme
- Red Bull Racing verpflichtet Bergedorfer Talent Tim Tramnitz
Im Verein ist die Lage der Jugendfußballer aber bereits jetzt prekär. „Bei meinem Sohn spielen 24 Spieler in einer Mannschaft, und Neuanmeldungen werden nicht mehr angenommen, da die Wartelisten lang sind“, schildert ein Oher Spielervater auf Facebook. „Es würden sich auch Trainer für eine 2. Mannschaft finden. Leider gibt es keine Trainingszeiten, weder im Sommer noch im Winter.“
Der Fall FC Voran Ohe: Wartelisten, kaum Trainingszeiten und „Bedingungen wie in Dresden 1945“
Ein Stück weit sei dieses Problem jedoch von der Gesellschaft, den Eltern und den Vereinen hausgemacht, hält eine andere Userin dagegen. „Also wenn ich im Sommer auf dem Platz in Reinbek draußen stehe, ist der nicht voll ausgelastet“, schildert sie ihre Erfahrungen. „Um 17 Uhr geht es da meist erst los. Ebenso in der Sporthalle Sachsenwald. Davor würde was gehen, wenn sich Trainer finden, die nachmittags ab 15 Uhr Zeit haben, zum Beispiel Jugendliche.“
So aber gingen der Gesellschaft viele Chancen verloren, von der Kraft des Sports zu profitieren. „Sportanlagen sind der beste Ort für Integration“, erinnert ein weiterer Oher Spielervater. „Es ist immer wieder faszinierend, wie viele Jugendliche am Nachmittag auf den Sportplätzen dieser Stadt ihre Freizeit verbringen.“