Ochsenwerder. Roman „Schwarzacker“ von Nora Luttmer erscheint am 14. November. Warum es darin ein Wiedersehen mit Kultwirt Otto Garbs gibt.
Die Gose-Elbe ist von einer geschlossenen Eisdecke überzogen. Unweit der Reitschleuse ist das Eis entlang des Ufers aber noch so dünn, dass ein junger Angler mit einem dicken Stock ein Loch hineinschlagen kann. Auf Rute und Köder kann er sich in dieser mondhellen Nacht aber nicht konzentrieren. Denn plötzlich erregt etwas ganz anderes seine Aufmerksamkeit: Drei dunkle Gestalten kommen über das Eis direkt auf ihn zu. Der Angler wagt sich nicht mehr zu bewegen. Denn sein Instinkt verrät ihm, dass die Männer nichts Gutes im Schilde führen. Und dann zerreißen plötzlich Schüsse die Stille der Nacht.
Für ihren neuen Ochsenwerder-Krimi hat Autorin Nora Luttmer die Marschlande in eine dicke Schneeschicht gehüllt. Doch in dem Roman bleibt es nicht allein bei eisiger Kälte: Auf dem Hof des alten Walters bricht ein Feuer aus. Und kurz darauf brennt ein denkmalgeschütztes Reetdachhaus im Nachbardorf bis auf die Grundmauern nieder. Ein Mann stirbt dabei. Es ist der Bruder von Walter. Die beiden hatten seit Jahren kein Wort gewechselt. Ist das Zufall? Oder geht ein Feuerteufel um? Bette Hansen muss die Mauer des Schweigens im Dorf brechen, bevor weitere Flammen lodern.
Nora Luttmer: Kommissarin Bette Hansen ermittelt wieder in Ochsenwerder
„Schwarzacker“ ist der dritte Fall für die ehemalige Kriminalkommissarin Bette Hansen, die wegen ihrer Narkolepsie (Schlafkrankheit) den Polizeidienst quittieren musste und in ihr Elternhaus in Ochsenwerder zurückgekehrt ist. Nachdem der erste Teil „Hinterland“ im heißen Sommer und mit „Tiefergrund“ der zweite Fall im stürmischen Herbst spielte, ist es nun Winter geworden in Ochsenwerder. Die Geschichte spielt im Jahr 2021, als in Hamburg tatsächlich viel Schnee gelegen habe, erinnert sich Nora Luttmer, die in ihren Erzählungen gern die atmosphärische Landschaft beschreibt.
Deswegen sei auch die Startsequenz mit dem Angler in der Schneelandschaft eine Szene gewesen, die sie unbedingt im Buch haben wollte, erklärt Nora Luttmer. Sie sei unheimlich und würde direkt Spannung aufbauen, ist die 50-Jährige überzeugt, die seit einigen Jahren einen Kleingarten in Tatenberg besitzt.
Am Ufer der Gose-Elbe habe sie schon häufig Angler beobachtet und sei so auf den Einstieg in ihren dritten Marschlande-Roman gekommen. Den Entstehungsprozess ihrer Geschichten vergleicht Nora Luttmer mit einem Schachspiel, bei dem sich nach und nach weitere Züge ergeben würden. „Und manchmal ist es auch notwendig, ein paar Schritte zurückzugehen, um weiterzukommen“, sagt sie.
Kultwirt Otto Garbs () ist die einzige reale Person in den Ochsenwerder-Krimis
In „Schwarzacker“ wohnt der junge Tyler noch immer bei Bette. Und so sehr sie sich anfangs an ihren Mitbewohner gewöhnen musste, hofft die eigenwillige Kommissarin nun, dass er bleibt. Und auch mit Nachbar Mats und sogar Otto Garbs wird es in dem Roman ein Wiedersehen geben. Der Kultwirt, der im vergangenen Dezember im Alter von 85 Jahren gestorben ist, ist die einzige reale Person, die Nora Luttmer in ihren Geschichten aus Ochsenwerder verewigt hat.
Denn so ein Original habe man sich nicht ausdenken können. Da wäre es eine Beleidigung gewesen, ihn nicht zu nennen, erklärte die Autorin schon bei der Veröffentlichung ihres ersten Krimis um Bette Hansen. Otto Garbs im Buch noch einmal kurz aufleben zu lassen, sei als Hommage zu verstehen. „Ich glaube, es hätte ihn gefreut“, sagt Nora Luttmer.
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Im April 2022 konnte Otto Garbs noch bei einer Lesung im Fährhaus Tatenberg dabei sein, was die Autorin sehr glücklich gemacht habe, betont sie. Im Anschluss habe der Wirt vom Gasthof Neudorf seinen Freunden stolz das Buch präsentiert, erinnert sich Nora Luttmer. Zu der Lesung hatte sie die Landfrauen Kirchwerder eingeladen, die sie auch dazu inspirierten, sich mit ihrer nächsten Geschichte über die Grenzen des Heimatdorfs ihrer Protagonistin hinauszuwagen: „Schließlich sollte es nicht immer nur in Ochsenwerder kriminell zugehen“, sagt Nora Luttmer mit einem Augenzwinkern. So wird es dieses Mal auch in Fünfhausen einen Grund geben, um zu ermitteln, verrät die Autorin.
„Schwarzacker“ (400 Seiten) erscheint am Dienstag, 14. November, im Rowohlt Verlag. Das Taschenbuch (ISBN 978-3-499-01070-5) kostet 14 Euro, das E-Book 9,99 Euro.