Hamburg. Mercedes-Fahrer soll Mutter und Kind (4) angefahren und schwer verletzt haben. Warum der Mann nicht allein auf der Anklagebank sitzt.

Gleich eine ganze Familie muss sich ab Mittwoch wegen fahrlässiger Körperverletzung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und unerlaubten Entfernen vom Unfallort vor dem Amtsgericht Bergedorf verantworten. Der Grund ist ein schwerer Verkehrsunfall mit zwei Verletzten in Boberg. Angeklagt ist unter anderem ein 58-Jähriger, der am 11. Oktober 2021 in einem Mercedes C220d den Bockhorster Weg entlang gefahren sein soll. Als er in die Straße Auf dem Langstücken einbiegen wollte, hat er laut der Hamburger Staatsanwaltschaft eine Frau mit ihrem kleinen Sohn offenbar übersehen und mit dem Auto erfasst.

„Sie flogen durch die Luft und schlugen auf dem Asphalt auf“, zitiert Oberstaatsanwältin Liddy Oechtering aus dem Polizeibericht. Die Mutter erlitt mehrere Frakturen an Beinen und Füßen sowie eine Platzwunde am Kopf. Ihr vierjähriger Sohn, der auf einem Bobbycar unterwegs war, zog sich Prellungen und Schürfwunden zu. Der Unfallfahrer habe mit dem Auto neben den Opfern angehalten und gesagt: „Holen Sie nicht die Polizei.“ Dann sei der 58-Jährige davongefahren, so die Staatsanwaltschaft – vermutlich weil er keinen Führerschein hatte.

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Wohl um weiteren Ärger für seinen Vater zu vermeiden, sei nach kurzer Zeit ein 29-Jähriger am Unfallort erschienen. Der Sohn des möglichen Unfallfahrers habe der Polizei gesagt, er habe am Steuer des Autos gesessen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wohnt die Familie in der Nähe des Unfallorts.

Vater und Sohn müssen sich jetzt vor dem Amtsgericht Bergedorf verantworten. Dem 58-Jährigen wirft die Staatsanwaltschaft fahrlässige Körperverletzung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und unerlaubtes Entfernen vom Unfallort vor. Die Anklage gegen seinen Sohn lautet: Vortäuschen einer Straftat.

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Vater und Sohn werden bei der Verhandlung jedoch nicht nur zu zweit auf der Anklagebank sitzen. Eine 51-Jährige, die mit den beiden Männern ebenfalls verwandt ist und in den gleichen Wohnort hat, ist ebenfalls angeklagt. Sie ist die Besitzerin des Mercedes und soll dem 58-Jährigen das Auto überlassen haben, obwohl sie wusste, dass der Mann keinen Führerschein besitzt. Vermutlich hatte er diesen zuvor abgeben müssen. Denn laut Staatsanwältin Oechtering ist der Boberger wegen Verkehrsdelikten vorbestraft.