Fünfhausen. Auch das denkmalgeschützte Reetdachhaus für die Gemeinschaftsangebote ist nun umgebaut. Warum nicht nur Senioren dort wohnen.

Um ihre Wohnung auf dem Seehof-Gelände am Lauweg beziehen zu können, mussten viele Senioren lange warten. Die Planungen der Neubauten zogen sich über Jahrzehnte hin, und auch die Bauarbeiten dauerten wesentlich länger als ursprünglich vom Investor, der ewp-Gruppe/Seehof GmbH, gedacht. Unter anderem gab es Probleme mit dem Grundwasser. Im Sommer vergangenen Jahres hatte das Warten dann endlich ein Ende, zogen die ersten Senioren auf dem Areal am Sandbrack in Fünfhausen ein.

Nun ist auch das Herzstück des Bauprojektes, der denkmalgeschützte Seehof fertig. Das Haus wurde aufwendig kernsaniert und umgebaut. Seine Instandsetzung hat sich am längsten hingezogen. Nun beherbergt es einen großen Gemeinschaftsraum, die Büros der Diakoniestation Bergedorf Vierlande und eine Drei-Zimmer-Wohnung – die 55. Wohnung auf dem Gelände. Mit der Sanierung des Seehofs sind sämtliche Bauarbeiten für das Servicewohnen auf dem Gelände nun nach vielen Jahren beendet.

Servicewohnen im Seehof: Neugestaltung des Areals ist abgeschlossen

Oliver Schulze (53) von der Diakoniestation Bergedorf Vierlande hat sein Büro im „neuen“ Seehof, ist dort zweimal wöchentlich anzutreffen. Die Diakoniestation ist zuständig für die Serviceangebote, die sich an alle richten, die auf dem Gelände wohnen. Sie haben Verträge mit dem Dienstleister für das Angebot abgeschlossen, zahlen dafür eine monatliche Pauschale (95 Euro pro Ehepaar).

Blick vom Lauweg auf den Seehof, der von vier neuen Mehrfamilienhäusern umgeben ist.
Blick vom Lauweg auf den Seehof, der von vier neuen Mehrfamilienhäusern umgeben ist. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Die Service-Angebote werden derzeit nach den Interessen der Bewohner organisiert, sagt Schulze, der bei Sektempfängen allen Bewohnern die Struktur des Servicewohnens vorstellt und die Wünsche abfragt. „Geplant sind in dem Gemeinschaftsraum mehrere Angebote pro Woche“, sagt Schulze. Bereits angeboten werden Spiele- und Kaffeenachmittage, Handarbeitsrunden und Sitz-Yoga. Yoga locke bisher regelmäßig zehn bis zwölf Teilnehmer, die gemütlichen Kaffeerunden würden von jeweils 15, 16 Nachbarn besucht. „Einige sind bei mehreren Angeboten dabei, manche sogar bei allen“, sagt Schulze.

Im Gemeinschaftsraum des Seehofs darf auch privat gefeiert werden

Nach Bedarf gibt es auch eine Pflegeberatung durch eine Fachkraft, die etwa darüber informiert, wie ein Pflegegrad beantragt wird und welche Behörden zuständig sind. Bisher sei die Beratung allerdings kaum nachgefragt, weil grundsätzlich wenig Bedarf besteht, betont der Bereichsleiter: „Die Bewohner sind glücklicherweise zu fit.“ Die Diakoniestation bietet auch einen Hausnotruf an, den einige Mieter/Eigentümer bereits in Anspruch nähmen. Im Notfall mache sich ein Mitarbeiter aus Bergedorf auf den Weg nach Fünfhausen, um zu helfen.

Im neuen Gemeinschaftsraum des Seehofs findet sich auch eine Küchenzeile.
Im neuen Gemeinschaftsraum des Seehofs findet sich auch eine Küchenzeile. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

In dem knapp 50 Quadratmeter großen, weiß gestrichenen Gemeinschaftsraum mit Küchenzeile und Blick auf das Sandbrack ist Platz für maximal 35 Sitzplätze. Die Bewohner auf dem Seehofgelände können den Gemeinschaftsraum bis zu zweimal jährlich für sich und ihre Gäste ohne zusätzliche Kosten in Beschlag nehmen, etwa um ihren Geburtstag zu feiern.

Im Seehof in Fünfhausen steht der diakonische Auftrag im Vordergrund

In dem in den 1930er-Jahren erbauten Seehof wurden neue Wände eingezogen, neue Fenster eingesetzt und das Reetdach neu gedeckt. Geblieben ist die alte Treppe, die zu den beiden oberen Stockwerken führt. Sie wurde mit einem Treppenlift ausgestattet. „Oben befinden sich ausschließlich Abstellräume, auch für Mieter“, sagt Schulze. Eigentümer des Hauses ist die Alte Seehof GbR, die die Räume an die Diakoniestation vermietet. Das Haus stand seit der Jahrtausendwende fast 20 Jahre leer und verwahrloste. Zuvor diente es unter anderem einer Wohngruppe von Menschen mit Handicap als Zuhause.

Schulze betont, dass die Diakoniestation gemeinnützig ist: „Uns geht es hier nicht darum, einen finanziellen Gewinn zu erzielen, sondern darum, einen diakonischen Auftrag zu erfüllen.“ Die Station an der Holtenklinker Straße 83 existiert seit 1983. Träger (Gesellschafter) ist die Elbdiakonie, die wiederum zu 100 Prozent zur Hamburger St.-Pauli-Kirchengemeinde gehört. Die Kosten des Unternehmens werden durch Pflegedienstleistungen gedeckt. „Ich bin nur in der Aufbauphase vor Ort“, sagt Schulze und fügt hinzu: „Meinen Posten hier wird ein Kollege oder eine Kollegin aus der Diakoniestation übernehmen.“

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Die alte Treppe im denkmalgeschützten Seehof musste bleiben, wurde um einen Lift ergänzt.
Die alte Treppe im denkmalgeschützten Seehof musste bleiben, wurde um einen Lift ergänzt. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Auch junge Menschen leben in den Wohnungen der vier Häuser

Die meisten der 54 Wohnungen in den vier neu errichteten Wohnhäusern auf dem etwa 14.000 Quadratmeter großen Gelände rund um den Seehof sind von ihren Eigentümern vermietet worden. Deshalb leben auch junge Menschen dort, etwa in der Wohnung ihrer Eltern oder Großeltern, bis diese sie selbst benötigen. Alle Wohnungen sind barrierefrei, einige für Rollstuhlfahrer geeignet. Jeder Neubau verfügt über einen Aufzug. Flure und Treppenhäuser sind extrabreit.

Nach Auskunft des Investors, der ewp-Gruppe/Seehof GmbH, sind alle Wohnungen belegt. Vor allem Vier- und Marschländer hätten ihre Häuser verkauft und seien an den Lauweg gezogen, heißt es von einer Sprecherin der Firma. Die Seehof GmbH hat alle Wohnungen verkauft, an Eigennutzer und an Kapitalanleger, die ihre neuen Räume vermieten. Die ewp-Immobilienverwaltung kümmert sich das Gemeinschaftseigentum (etwa Außenflächen, Dächer) und, wenn gewünscht, um das private Sondereigentum, kümmert sich dann beispielsweise um die Nebenkostenabrechnungen für die Eigentümer.