Johann Bardowicks aus Neuengamme überzeugte bei der TV-Musikshow die komplette Jury. Was ihn mit seinem Coach verbindet.
Der letzte Ton war gesungen, das Klavier spielte schon langsam aus, als endlich das erlösende Geräusch von ausgelösten Buzzern erklang: Bis zur letzten Sekunde musste Johann Bardowicks zittern, dann aber drehten sich plötzlich gleich alle vier Stühle für ihn um. Der 25-Jährige aus Neuengamme war am Donnerstagabend in der TV-Show „The Voice of Germany“ zu sehen und konnte mit seinem Auftritt am Ende alle Coaches von sich überzeugen. „Das war einfach so verrückt“, sagt Johann Bardowicks, der die Ausstrahlung der Sendung am Donnerstag mit etwa 100 Freunden und Verwandten auf einer Leinwand in der Scheune auf dem heimischen Gokarthof am Neuengammer Hausdeich verfolgte.
Eigentlich hatte er sich geschworen, die Augen bei seinem Auftritt zuzulassen, um sich gar nicht davon beirren zu lassen, ob sich ein Stuhl umdreht oder nicht. Doch während er das Lied „City of Stars“ aus dem Hollywood-Musical „La La Land“ sang, da konnte er dann doch nicht anders, als zwischendurch mal zu luschern, ob ein Coach schon für ihn gebuzzert hatte, erinnert sich der Vierländer. Als sich nach dem ruhigeren Beginn des Liedes noch niemand umgedreht hatte, hoffte er überzeugen zu können, als er mehr Energie in den Song legte. „Als sich dann immer noch keiner umdrehte, dachte ich, das ist nicht gut“, erinnert sich Johann Bardowicks. Als er dann kurz vor Ende des Liedes die Augen öffnete und auf vier Stuhllehnen blickte, da hatte er innerlich eigentlich schon abgeschlossen, beschreibt der 25-Jährige seine Gefühlslage.
Johann Bardowicks aus Neuengamme bekommt 4er-Buzzer bei „The Voice of Germany“
Doch es sollte ganz anders kommen: Im allerletzten Moment bekam er einen der seltenen „Vierer-Buzzer“ – neben der deutschen Rapperin und Sängerin Shirin David wollten auch Tom und Bill Kaulitz von Tokio Hotel, der italienische Sänger und Moderator Giovanni Zarella sowie der irische Sänger Ronan Keating den Vierländer für ihr Team gewinnen. Johann Bardowicks konnte es kaum fassen, fasste sich erstmal ungläubig mit der Hand an den Kopf und suchte den Augenkontakt zu Mutter Silke, Vater Gerhard sowie Bruder Jonas mit Freundin Valena sowie Lea, Freundin seines Bruders Julius, die seitlich der Bühne mitgefiebert hatten.
Was folgte war ausgelassener Jubel bei seiner Familie, Freunden im Publikum und auch bei den Coaches. Mit einem glücklichen Lächeln ging Johann Bardowicks erstmal in die Knie. Ein freundliches „Moin“ war das erste Wort, was er über die Lippen brachte und verriet damit direkt seine norddeutsche Herkunft. „Da hättest du nicht mit gerechnet, aber besser spät als nie, ne?“, fragte Bill Kaulitz den immer noch verblüfften Vierländer, der zugeben musste: „Ich hab keine Spucke mehr, das ist verrückt“.
Hamburg-Connection mit den Tokio Hotel Zwillingen
Tom Kaulitz griff das „Moin“ auf und fragte: „Kommst du aus Hamburg?“ Noch immer verblüfft konnte Johann Bardowicks dem nur zustimmen und wunderte sich, warum der Tokio-Hotel-Zwilling das gewusst habe. Der wiederum nutzte es sogleich als Argument, um den Vierländer in das „Team Toll“, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben von Tom und letzten Buchstaben von Bill, zu locken, und gab an, „eine Connection“ mit Johann Bardowicks zu haben. Auch die Kaulitz-Zwillinge hatten zu Beginn ihrer Karriere in Hamburg gelebt, ebenso stammt Shirin David aus der „schönsten Stadt der Welt“, wie Johann Bardowicks betonte.
Shirin David bescheinigte dem 25-Jährigen eine „richtig schöne Stimmfarbe“ und gab an, sogar an Weltstar Michael Bublé gedacht zu haben. Den Vergleich habe er zuvor noch nie gehört, gibt Johann Bardowicks zu. Wenngleich das Kompliment ihn fast ein wenig überfordert habe, sei es doch sehr schön gewesen zu hören, so der 25-Jährige. Auch wenn er noch an sich arbeiten müsse, sei sie überzeugt, dass er es weit schaffen würde. Ein ganz ähnliches Urteil gab es von Ronan Keating, der etwas „Einzigartiges“ in Johann Bardowicks Stimme erkannte.
Für Mutter Silke wird Johann auch gern mal zum Giovanni
Bill Kaulitz lobte die Songauswahl, die ihn sehr melancholisch gestimmt habe. Er sei selbst verwundert gewesen, dass alle Coaches so lange gewartet hätten. „Das geht auf keinen Fall, dass sich keiner für dich umdreht“, betonte der Zwilling. Anscheinend sei das nur noch Taktik, mutmaßte der Tokio Hotel Sänger, was Giovanni Zarella auch sogleich zugab. Er habe einfach gehofft, dass sich kein anderer umdreht und er das Talent dann ganz einfach in sein Team bekommt, wenn er in letzter Sekunde drückt.
So einfach machte es Johann Bardowicks den Coaches und sich selbst aber keineswegs. „Ich habe so lange gebraucht, um eine Entscheidung zu treffen“, weiß der 25-Jährige. Denn er habe sich vorher gar keine Gedanken darüber gemacht, in welches Team er am liebsten möchte. Mit dem italienischen Sänger Giovanni Zarella verbindet ihn aber nicht nur ein ähnlicher Lebensweg mit Start als Sänger auf Hochzeiten, kaufmännischer Ausbildung und Liebe zur Familie, sondern auch der Name: „Du weißt, Johann heißt Johannes. Und Johannes heißt auf Italienisch Giovanni!“
Ab 26. Oktober werden die „Battles“ im Fernsehen zu sehen sein
Das wusste Johann Bardowicks bereits, denn auch seine Mutter Silke würde ihn „Giovanni“ nennen, verriet der 25-Jährige. Der Sänger und Moderator fiel Mutter Silke, die vor Beginn der Show vor lauter Aufregung erstmal ein Glas Prosecco zur Beruhigung gebraucht habe, daraufhin in die Arme. Das wollten die anderen Coaches aber so nicht stehen lassen und statteten der Familie neben der Bühne einen Besuch ab. Am Ende riet Mutter Silke ihrem Sohn, auf sein Herz zu hören.
Und das entschied sich für Giovanni Zarella, der dem Vierländer vor Freude in die Arme sprang. „Er hat es einfach am besten gemacht und mich überzeugt. Er ist ein absoluter Herzensmensch“, sagt Johann Bardowicks. Und was er auf dem Weg in die nächste Runde, den „Battles“ erlebt habe, habe ihm gezeigt, dass es die richtige Entscheidung war. In den „Battles“ tritt er gegen ein anderes Mitglied aus dem Team Giovanni an. Gemeinsam wird ein Lied gesungen, das der Coach für seine Talente aussucht. Nach dem Auftritt muss der dann auch entscheiden, wer eine Runde weiterkommt. Die Ausstrahlung der „Battles“ beginnt am 26. Oktober.
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Bis dahin genießt Johann Bardowicks und versucht zu realisieren, was seit der Ausstrahlung seines Auftritts auf ihn einprasselt. So viele Nachrichten von völlig fremden Leuten hätten ihn erreicht, um zu sagen, wie toll sie seinen Auftritt fanden. „Das ist ein völlig neues Gefühl, das ich so noch nie erleben durfte“, sagt der 25-Jährige. Da er am Morgen nach der Ausstrahlung die Bank in der Berufsschule drücken musste, blieb ihm gar keine Zeit, auf alle Nachrichten schnell zu antworten. „Ich hab schon ein richtig schlechtes Gewissen“, sagt der 25-Jährige, der sich am Freitagnachmittag erstmal die Zeit nehmen wollte, alles sacken zu lassen und in Ruhe auf die vielen Nachrichten zu antworten.