Reinbek. Reinbeker Gärtnerei wird auf der Buga ausgezeichnet. Chef verrät, wie die Blumen den ganzen Sommer Freude bereiten.
Ihre Züchtung ist eine Wissenschaft für sich: Die Dahlie ist für ihre Formen- und Farbvielfalt berühmt und wird dafür auf der ganzen Welt geliebt. Auch in Reinbek: Zum zweiten Mal hat die Gärtnerei Wagschal in Reinbek für die Auswahl ihrer Dahlien, die sie zur aktuellen Bundesgartenschau nach Mannheim geschickt hatte, einen Ehrenpreis erhalten. Die Fachgruppe Dahlien in der Gesellschaft der Staudenfreunde, die den Preis vergeben hatte, lobt die „facettenreich blühenden Dahliensorten“.
„Das ist schon etwas ganz Besonderes“, lobt Ina Sperl, Sprecherin der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG). „Wir vergeben bei jeder Hallenschau auch Ehrenpreise, und die bekommt niemand geschenkt.“ Für Wagschals Balldahlie Cornel verleiht die DBG am Sonnabend, 16. September, eine weitere Goldmedaille, für die seerosenblütige Dahlie „White Onesta“ eine weitere Silbermedaille. Insgesamt gingen an die Gärtnerei Wagschal drei Gold-, sechs Silber- und fünf Bronzemedaillen. Verliehen wurden im Freilandwettbewerb Dahlien dieses Jahr 18 Gold-, 36 Silber- und 46 Bronzemedaillen
Große Ehre für die Dahlien der Gärtnerei Wagschal
Für Jürgen Wagschal, Chef der Reinbeker Gärtnerei in dritter Generation, hat die Teilnahme an Wettbewerben ebenso Tradition wie die Dahlienzucht selbst. Schon sein Großvater Friedrich Wagschal, der den Familienbetrieb zwischen Klosterbergenstraße und Jahnckeweg 1926 gegründet hatte, war ein Liebhaber der lange blühenden Sommerblumen. Neben der Friedhofsgärtnerei und dem Ladengeschäft ist der Onlineshop www.dahlias.de das dritte Standbein des Betriebs.
So vielseitig können Dahlien sein
Wie die Leidenschaft für die Dahlienzucht in dem Reinbeker Betrieb entstanden ist, weiß heute niemand mehr. Der 56 Jahre alte Reinbeker ist mit der vielfältigen Sommerblume quasi groß geworden und stellt fest: „Es macht mir immer noch Spaß.“ Europaweit vertreibt die kleine Gärtnerei über ihren Onlineshop die Wurzelknollen der bestellten Pflanzen. Denn nur daraus erhalten die Kunden, vorwiegend leidenschaftliche Hobbygärtner, genau die Sommerblüher, die sie vorher auf den Fotos gesehen hatten.
Die Knollen verschickt die Gärtnerei europaweit
„Nur über die vegetative Vermehrung, über Stecklinge oder die Teilung der Knollen, kann man genau die Pflanze erhalten, die aussieht wie die Elternpflanze“, erläutert Jürgen Wagschal. „Über die Samen, die generative Vermehrung, weiß man nie, was dabei herauskommt.“ Genau die aber ist nötig, um eine neue Sorte zu züchten. Dabei spiele auch der Zufall eine wichtige Rolle. Wie viele Sorten es weltweit gibt, ist nicht bekannt, denn die Züchtungen werden nicht registriert. Die Dahlienzucht sei eine Liebhaberei, die nur noch wenige deutsche Gärtnereien pflegten, weiß Jürgen Wagschal. Sechs Betriebe hatten eine Auswahl nach Mannheim geschickt.
„Schon mein Vater hatte 1953 damals noch an der IBA (Internationale Bauausstellung) in Hamburg teilgenommen“, erzählt Jürgen Wagschal. Auch er will weiter an Wettbewerben teilnehmen, auch wenn die Dahlienzucht und ihr Verkauf nicht die Basis seines Geschäftes ist – das ist die Grabpflege auf den Friedhöfen in Reinbek, Neuschönningstedt und Glinde. Zurzeit werden hinter der Gärtnerei noch etwa 2000 Quadratmeter Beete mit den Sommerblumen bepflanzt.
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Die Dahlien werden den Winter über vermehrt
„Die Dahlien laufen so mit, und ihre Vermehrung ist eine nette Beschäftigung im Winter“, erläutert der 55 Jahre alte Experte. Zu Beginn des Winters werden die Knollen ausgegraben. Ab Februar werden sie im Gewächshaus in Wasser vorgetrieben. Ihre etwa zehn Zentimeter langen Triebe werden zu Beginn des Jahres abgeschnitten und im späten Frühjahr gesetzt. Wenn man sie pünktlich – je nach Witterung ab Mitte April – pflanzt, können sie von Ende Juli bis zum ersten Frost blühen“, sagt Wagschal. „Dann wachsen sie von allein, wenn sie ausreichend gewässert werden. Die höheren muss man vielleicht mal anbinden, damit sie nicht abbrechen. Aber das ist bei allen anderen Blumen genauso.“
Nach Mannheim hatten Wagschal und seine fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etwa 200 Dahlien geschickt. „Das ging quer durchs ganze Sortiment von den klassischen Pompon- über die großen Kaktusdahlien bis zu den orchideenblütigen Dahlien“, sagt der Gärtner. Diese mit den etwas kleineren Blüten gefallen ihm persönlich noch besser als die klassischen Pompon- oder die großen, auffälligen Kaktusdahlien. Er habe da eher ein Auge für die zarten Schönheiten, die sich erst auf den zweiten Blick entfaltet. Die Farbe ist ihm dabei egal. Von Rosa bis Lila oder von Zartgelb bis Feuerrot ist alles dabei. Nur Blautöne sind bei den Dahlien nicht vorgesehen.
Ihre Beliebtheit zieht sich übrigens durch alle Generationen. Die Jugend begeistert sich beispielsweise gerade auf Instagram für die „Orange Hype“ – eine halskrausenblütige Dahlie. Die wächst selbstverständlich auch an der Klosterbergenstraße. „Wir kaufen mittlerweile zwar auch Sorten zu, aber viele gibt es auch nur bei uns“, sagt Jürgen Wagschal. Zurzeit werden besonders die insektenfreundlichen, offenen Blüten besonders nachgefragt. Die Blumen sind übrigens erschwinglich, eine Knolle koste zwischen 3 und 6 Euro.