Bergedorf. Preise für Eigentumswohnungen fielen innerhalb eines Jahres um 13,5 Prozent. Doch im Bereich der Mieten sieht es ganz anders aus.
Ist es besser, eine Wohnung zu mieten anstatt sein Kapital in eine Eigentumswohnung zu stecken? Die durchschnittlichen Kauf- und Mietpreise entwickeln sich weit auseinander: In ganz Hamburg seien die Kaufpreise gefallen, „die Mieten dagegen stagnierten, beziehungsweise stiegen bezirksweit leicht an“, analysierte der Makler Von Poll und errechnete, dass im ersten Halbjahr 2023 vor allem im Bezirk Bergedorf die Preise erheblich gesunken seien: Eigentumswohnungen kosten hier inzwischen 13,5 Prozent weniger als noch vor einem Jahr, aktuell 4407 Euro pro Quadratmeter. Unterdessen seien die Mietpreise im Bezirk um 0,6 Prozent gestiegen, liege die durchschnittliche Bergedorfer Miete derzeit bei 11,81 Euro pro Quadratmeter.
Auch in Harburg (-12,1 % für Eigentumswohnungen) spiegelt sich dieser Trend wider, ebenso wie in Altona (-11,8 %), Wandsbek (-11,4 %) oder in Hamburg-Mitte (-11,3 %). In Eimsbüttel sanken die Preise um 9,1 Prozent, hier werden aber auch die höchsten Mieten aufgerufen: durchschnittlich 15,51 Euro pro Quadratmeter. Die stärkste Mieterhöhung indes wurde in Wandsbek registriert – mit einem Plus von 3,6 Prozent.
Wohnungspreise sinken – besonders in Lohbrügge
„Die immer weiter steigende Inflation, verstärkt durch den Krieg in der Ukraine, führte zu einer veränderten Zinspolitik der Zentralbanken, wodurch notwendigerweise die Hypothekenzinsen stiegen. Spätestens im Spätsommer 2022 drehte sich der Markt, da Kaufinteressenten nun neu kalkulieren mussten und sich ihre Wunschimmobilie gegebenenfalls nicht mehr leisten konnten“, so die Makler, die Kaufwilligen nun mehr Objekte anbieten können. „Diese Chance sollten Interessenten nutzen. Letztlich ist es ungewiss, wie lange das noch so bleibt. Weitere Zinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank sind wahrscheinlich“, sagt Daniel Ritter, geschäftsführender Gesellschafter bei Von Poll Immobilien. Eine hohe Nachfrage gebe es derzeit bei Immobilien in A-Lagen und Objekte mit sehr niedrigen Preisen sowie guten energetischen Standards.
Steigende Zinsen und die Diskussion um die Energieeffizienz von Wohnimmobilien dämpfen die Kaufpreise zusehends – wie sich auch kleinteilig im Bezirk zeigt: Den höchsten Einbruch verzeichnete Lohbrügge, wo der Kaufpreis für Wohnungen innerhalb eines Jahres um 14,2 Prozent gesunken sei. Für Bergedorf-Kern errechneten die Makler ein Minus von 11,8 Prozent. Günstiger wurde es auch in Billwerder (-9,2 %), in Allermöhe (-7 %), Neuallermöhe (-6,6 %), Ochsenwerder (-6,5 %), Neuengamme (-5,6 %) und Altengamme (-5,5 %).
Größte Mieterhöhungen in Kirchwerder
Im Gegenzug erhöhten sich die Mieten. Spitzenreiter mit einem Plus von 10,5 Prozent ist Kirchwerder, mit großem Abstand zu Neuengamme (+7 %), gefolgt von Allermöhe (4,9 %) und Moorfleet (4,4 %). Gefallen seien die Mietpreise hingegen in Neuallermöhe (-3,9 %) und Altengamme (-2,1 %).
Grundlage für die Daten seien alle Angebotspreise im ersten Halbjahr auf den größten Online-Portalen, so Makler Von Poll: „Das ist repräsentativ, die Daten stammen vom Anbieter Geomap und zeigen nicht nur unsere Verkäufe.“
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Wer seine Wohnung verkaufen will, muss derzeit also Geduld haben: „Die Vermarktungszeiten für Wohnimmobilien haben sich stark verlängert. Einige Eigentümer, die nicht von alten Preiserwartungen abrücken wollten, haben sich entschieden, ihre Immobilie zunächst zu vermieten statt zu verkaufen. Sie tun sich noch schwer mit der neuen Situation“, sagt Von-Poll-Geschäftsstellenleiter Matthias Preuß: „Wir vermuten, dass sich der Markt spätestens 2024 wieder einpendeln wird.“