Lohbrügge. Bereits 20 Klienten fanden den Weg ins neu eröffnete Zentrum, das eine große Bandbreite abdeckt, um bei Problemen zu helfen.
„Egal, was es ist - ich kann dir helfen“, sagte die gute Fee – so ähnlich märchenhaft muss es den Bergedorfern erscheinen, die ins Gesundheitszentrum am Herzog-Carl-Friedrich-Platz 1 kommen, das erst im Juli eröffnet wurde. Wer soziale, psychische, migrantische oder medizinische Probleme hat, kann hier einfach hereinspazieren, über seine Sorgen sprechen und auf Hilfe hoffen – sehr schnell und unkompliziert.
Kaum stand die Tür offen, hat sich das Angebot schon herumgesprochen: „Die Versorgung nimmt Fahrt auf", meint Kai Gliesmann, Geschäftsführer des „Begleiter“. Der 1986 gegründete, gemeinnützige Trägerverein bekommt jährlich 100.000 Euro von der Sozialbehörde, um Menschen in belastenden Lebenssituationen kostenlos zu helfen – unabhängig von Einkommen und Wohnort. Wer kam in den ersten Wochen?
Im Gesundheitszentrum gibt es Hilfe bei Sorgen
Da waren Leute, die Bürgergeld beantragen wollten oder einen Kitaplatz suchten. Da war die 84-Jährige, die sich in ihrem Altersheim nicht wohl fühlt. Und die 18-Jährige, die Ungeziefer in der Wohnung hat. „Sie war ein bisschen unsicher, also haben wir die Mail an ihren Vermieter gemeinsam geschrieben“, erzählt Sozialberaterin Michaela Feucht, die gern pragmatisch zupackt. So auch bei dem Ukrainer, der eine chronische Wunde am Arm hat und künftig vom Pflegedienst Arslan versorgt wird. Oder wie die Frau mit dem seltsamen Ausschlag, die zur Allgemeinmedizinerin Dr. Maren Oberländer geschickt wird. „Die Praxis hat für uns freie Slots reserviert, das ist sehr hilfreich.“
Auch hilft die 60-Jährige, wenn ein Facharzt-Termin zu finden ist: „Für Ältere ist es ja schon nervig, ewig in der Telefonschleife von 116 117 zu warten, dann machen wir das lieber schnell mal online. Außerdem wissen viele Leute gar nicht, dass sie vom Hausarzt eine Dringlichkeitsüberweisung bekommen können.“
Apothekerin hilft in Sachen Dosierung
Eine andere Dame wunderte sich über ihre neuerlichen Kreislaufprobleme. Sie hat viele Pillen von verschiedenen Ärzten verschrieben bekommen: Was soll sie nun weglassen? Hier kann als Kooperationspartner die Lohbrügger Elefanten-Apotheke helfen, wo man auf die Wechselwirkung von Medikamenten spezialisiert ist.
Die Bandbreite der Sorgen der bislang 20 Klienten sei beachtlich: Da war etwa der türkische Vater, dessen kleiner Sohn jetzt nach Bergedorf zieht. Wie aber soll er ihn betreuen, wenn er nachts in einem Lager arbeitet? Also muss mithilfe des Jobcenters eine neue Arbeit gefunden werden. Ein anderer Mann hingegen kann sich vor lauter Arbeitsaufträgen kaum retten, ist aber nach einem Unfall nun ängstlich, ob er überhaupt die Selbstständigkeit weiterhin schafft. „Zudem ist er nicht über ein Krankengeld abgesichert“, erfuhr Michaela Feucht.
Insgesamt gibt es im Zentrum drei halbe Personalstellen
Ihr tatkräftig zur Seite stehen die beiden Krankenschwestern Kerstin Hennings und Emel Hand mit halben Personalstellen. Sie vereinbaren auch Folgetermine, denn vieles lässt sich nicht ad hoc in den offenen Sprechstunden klären. Die sind immerhin dreimal pro Woche: dienstags (13.30 bis 15.30 Uhr), mittwochs (10 bis 12 Uhr) und freitags (9 bis 11 Uhr). Wer einen anderen Termin ausmachen will, ruft Telefon 60 77 33 537.
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Viele Aufgaben hat die afrikanische Frau vor sich, die in Süddeutschland vor ihrem Ehemann in ein Frauenhaus floh und schließlich in Bergedorf landete. Ihr Nachwuchs braucht nun Schul- und Kitaplatz, dazu Hilfe vom Jugendamt für ein behindertes Kind. „Das ist ziemlich komplex, weil man auch Kindergeld beantragen und sich beim Jobcenter melden muss“, weiß die Sozialarbeiterin, die gut zuhören kann, sich Zeit lässt und Zuversicht ausstrahlt: „Wir werden das alles gemeinsam auf den Weg bringen.“
Wie gut das zunächst auf drei Jahre angelegt Projekt funktioniert, will übrigens die Bosch-Stiftung beobachten und evaluiert das multiprofessionelle Lohbrügger Gesundheitszentrum gemeinsam mit der Uniklinik Eppendorf.