Neuallermöhe. Kunstrasen kaputt, Brunnen versiegt, gefährliche Stolperfallen: 2023 könnte die Sanierung beginnen. Aber es sind noch Fragen offen.

Es wird höchste Eisenbahn, denn eine Sportanlage verfällt zusehends: Das bezirkliche Sportstättenmanagement hat einen ersten Modernisierungsplan für die Anlage am Henriette-Herz-Ring vorgestellt. Im Zentrum steht dabei die Erneuerung des Kunstrasen-Spielfelds. Ein Teil der Fläche für Leichtathletik auf dem Hauptplatz wird ebenfalls saniert, einige Wettkampfstätten sollen aber auch verschwinden und einem Kleinspielfeld an einer Seite des Naturrasens weichen. Der derzeit vertrocknete Rasen bekommt ebenfalls ein neues, unterirdisches Beregnungssystem. Die Pläne, die schon sehr bald umgesetzt werden könnten, sorgen aber nicht nur für Freude.

„Die Erneuerung des Kunstrasens ist unstrittig“, verkündet Bergedorfs Bezirkssportstättenmanager Fred Osterhage gleich die beste Nachricht für alle Fußballer. Der Platz wurde immerhin schon 2010 eröffnet und ist mittlerweile ein veritabler Flickenteppich, insbesondere in beiden Straf- und Torräumen sind zahlreiche Ersatzstücke eingepflegt worden. Doch der Belag löst sich an den Übergängen langsam auf, wird zur Stolperfalle. Auch Brandlöcher säumen den Platz. Osterhage kündigte nun an, dass dort eine neue Decke mit Quarzsand aufgebracht werden wird.

Sportplatz Henriette-Herz-Ring vor Rettung: Ein Kleinfeld fällt, ein anderes kommt hinzu

Rund um den Hauptrasenplatz wird außerdem die Kunststofflaufbahn erneuert. Auch das ist zwingend notwendig, denn gerade die Bahnbegrenzung zum Rasen zerfällt in ihre Einzelteile, Leisten ragen in die Bahn hinein. Hinter dem Fußballtor zur Westseite sollen dann neue Anlagen für Hochsprung, Speerwurf und Weitsprung gebaut werden. Hinter dem Osttor entsteht dann möglicherweise etwas Neues: „Ein Kleinspielfeld für vereinsungebundenen Sport“ kündigt Fred Osterhage an, das vor allem für Basketballspieler attraktiv sein soll.

Hingegen fällt die an den Hauptplatz angrenzende Kleinfeldanlage vollständig weg. Dort werden drei neue Garagen für den Angelverein Bergedorf-West/Allermöhe errichtet, dessen Mitglieder dort ihr Equipment verstauen sollen. Begründung des Bezirksamts: Von dem direkt an die Siedlung angrenzenden Platz soll zu viel Lärm ausgegangen sein, weshalb es auch viele Beschwerden gegeben habe. Außerdem ist auf dem Gesamtareal am Henriette-Herz-Ring geplant, Calisthenics anzubieten, also Sportgeräte für Eigengewichtsübungen.

Warum die RSG Bergedorf für eine tolle Leichtathletikanlage plädiert

Den Sportvereinen schmeckt der Abbau der Leichtathletikanlagen nicht, die Politik fühlt sich (noch) etwas wenig informiert. Aus dem Portfolio der Sportanlage Henriette-Herz-Ring würden folglich der Wassergraben für 3000-Meter-Hindernisrennen sowie Hammer- und Diskuswurfkäfig herausfallen. Osterhage hat eine „fehlende Nutzung dieser Anlagen“ festgestellt, die eben zu vermehrtem Vandalismusaktionen am Henriette-Herz-Ring geführt hätten. Beispielsweise sei bereits vor Wochen eine Anlage für Stabhochsprung mutwillig angezündet worden und abgebrannt.

Da schreitet Boris Schmidt ein: Der Vorsitzender der TSG weiß, dass seine Leichtathleten in Hamburg einen guten Ruf haben, „die zweitstärkste Abteilung hinter dem HSV“ stellten. Dazu gebe es mit Mike Sosna in den Reihen der TSG das deutsche Diskustoptalent schlechthin, seines Zeichens U20-Weltrekordler und mindestens mal Anwärter auf Olympia 2028 in Los Angeles. „Er hat nirgends eine Trainingsmöglichkeit in Bergedorf“, fürchtet Schmidt um die Abwanderung des Ausnahmeathleten, der zurzeit dreimal täglich an der Jahnkampfbahn im Hamburger Stadtpark trainiert.

Wie wäre denn eine Partie 3x3 auf einen Korb?

Überhaupt, das sehen auch andere Sportexperten im Bezirk so, braucht es bessere Angebote für die „Olympische Kerndisziplin“. Lars Dietrich (CDU) hebt hervor, dass es sehr wichtig sei, „dass wir eine wettkampfgerechte Leichtathletikanlage im Bezirk haben“. Die drei wesentliche Aspekte wie „Laufen, werfen, springen“ sollten auch am Henriette-Herz-Ring in Zukunft erfüllt sein.

Wenn es eine vernünftige Leichtathletikanlage im Bezirk gäbe, „würden auch wieder mehr Jugendliche Leichtathletik betreiben“, ist sich Boris Schmidt sicher. Er spricht sich außerdem für ein Kleinspielfeld aus, auf dem die momentan sehr populäre Spielvariante 3x3 gespielt werden kann: „Traditionelles Basketball spielt man nicht draußen, sondern eher in der Halle.“

Das war mal eine Stabhochsprunganlage – die wurde offenbar vor längerer Zeit durch ein Feuer zerstört und mittlerweile komplett entsorgt. Wiederaufbau: hoffentlich im nächsten Jahr.. 
Das war mal eine Stabhochsprunganlage – die wurde offenbar vor längerer Zeit durch ein Feuer zerstört und mittlerweile komplett entsorgt. Wiederaufbau: hoffentlich im nächsten Jahr..  © BGDZ | Jan Schubert

Auch der vertrocknete Rasen bekommt eine kurz- sowie langfristige Pflegetherapie: Seit Mai ist eine Bewässerungspumpe defekt, weil der unterirdische Brunnen versandet ist. Es gibt Stimmen aus dem Jugendfußballbereich des SV Nettelnburg/Allermöhe, die aufgrund des maroden Zustands und der damit einhergehenden gesundheitlichen Gefährdung von Kindern die Gesamtanlage Henriette-Herz-Ring, mindestens aber mal den Rasenplatz sofort sperren würden.

Politik will im August entscheiden – dann könnte Modernisierung noch 2023 starten

Die Verwaltung wird das aber genau nicht tun, weil dann für viele Sportler und Schüler plötzlich eine Trainings- und Wettkampfstätte auf unbestimmte Zeit wegfallen würde: „Der unterirdische Brunnen ist versandet und kann nicht mehr revitalisiert werden“, heißt es. Also folgt diese Reparatur im Zuge des großen Umbaus am Henriette-Herz-Ring. Dann soll laut Fred Osterhage „ein neuer Brunnen gebohrt werden, der die Beregnung des Sportrasens wieder sicherstellen wird. Aktuell werde sich damit beholfen, dass der Untergrund „geschlitzt und besandet“ werde und somit schon nach kurzer Zeit wieder bespielbar sei, wenn es dann auch noch regne.

Impressionen auf einer ehemaligen Wiese: Die G-Junioren des SVNA und von Vorwärts-Wacker Billstedt spielten zuletzt auf diesem ramponierten Untergrund. Zwei Kinder gingen auch mit Blessuren vom „Acker“..
Impressionen auf einer ehemaligen Wiese: Die G-Junioren des SVNA und von Vorwärts-Wacker Billstedt spielten zuletzt auf diesem ramponierten Untergrund. Zwei Kinder gingen auch mit Blessuren vom „Acker“.. © BGDZ | Privat

Im Idealfall, wenn die Politik im Hauptausschuss im August zustimmen sollte und auch Vereine und Schulen ihre Ideen artikuliert haben, könnte mit den Abrissarbeiten in Neuallermöhe noch Ende des Jahres begonnen werden. Wie viel das Ganze kosten wird, ist noch unklar, „weil wir ja noch nicht wissen, was wir genau machen werden“, sagt Fred Osterhage. Jeweils zur Hälfte soll das Geld aus Fördertöpfen sowie aus der Sanierungsoffensive Sport des Senats fließen.