Pinneberg. Rainer Naujox erklärt in der Fußgängerzone, dass schon ein Zigarettenstummel bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigen kann.

„Den Stummel werfen Sie bitte in den Mülleimer!“ Rainer Naujox (72) deutet auf eines der Abfallgefäße hin, die hier am Lindenplatz in der Pinneberger Innenstadt überall in Sichtweite stehen und die sogar über integrierte Aschenbecher verfügen. Der 72-Jährige ist pensionierter Logistiker und in seiner Freizeit unter anderem bei den NaturFreunden aktiv. Der Verein hat bundesweit rund 70.000 Mitglieder, im Kreis Pinneberg sind es ganze 136. An diesem verregneten Donnerstagvormittag hat Naujox eine ganz besondere Mission: den Pinnebergern zu erklären, welche Auswirkungen ausgetretene und liegen gelassene Zigaretten haben. Die Kippen-Polizei ist da!

Der Rellinger Naujox erklärt: In den zurückbleibenden Zigarettenfiltern sammeln sich nämlich etliche giftige Substanzen wie Nikotin, Arsen, Blei, Chrom, Kupfer, Cadmium, Formaldehyd, Nitrosamine und polyzyklische aromatische Kohlenwasser an. Klingt gefährlich, ist es auch. Denn diese Stoffe werden mit dem Regenwasser in den Erdboden und somit auch ins Grundwasser gespült. Auf einem Flugblatt der NaturFreunde können Passanten nachlesen, dass schon eine einzige Kippe in 1000 Liter Wasser schädliche Auswirkungen auf den Organismus hat.

Naujox gibt offen zu, bis zu seinem 33. Lebensjahr selbst Raucher und sich der Gefahren damals nicht bewusst gewesen zu sein. Der Ehrenamtler ist der Meinung, dass das Problem mit den Zigarettenfiltern in unserer Gesellschaft nicht genug akzeptiert sei, und ihm ist es „ein persönliches Anliegen, den Menschen vor Augen zuführen, wie die Zigarettenfilter der Umwelt schaden können“.

Die Reaktionen der Pinneberger fallen im Übrigen sehr unterschiedlich aus: „Etliche sind bereit zuzuhören und nehmen die Informationen auf“, sagt Naujox, andere hätten ein schlechtes Gewissen und wollten offenbar nicht damit konfrontiert werden, vermutet der Naturfreund.

Weltweit werden jährlich ungefähr 5,6 Billionen Zigaretten geraucht, 4,5 Billionen der am Ende übrig gebliebenen Filter werden Expertenschätzungen zufolge unsachgemäß entsorgt. Die vollständige Zersetzung der aus dem Kunststoff Zelluloseazetat hergestellten Zigarettenfilter kann mehrere Jahrhunderte dauern.