Hamburg. Blockade der Bezirksgruppe von Extinction Rebellion sollte Bergedorfer zum Nachdenken anregen. Doch nicht alles lief nach Plan.

So richtig zufrieden waren die Klimaaktivisten von Extinction Rebellion mit dieser Aktion nicht: Zu bester Shopping-Zeit blockierten sie am Sonnabend von 13 bis 15 Uhr den Bergedorfer City-Kreisel mit einem sogenannten Fahrrad-Swarming. Insgesamt fünf Mal für fünf Minuten legte eine bunte Armada von Radfahrern die Kreuzung Weidenbaumsweg/Alte Holstenstraße/ Ernst-Mantius-Straße lahm, indem sie permanent im Kreis fuhren.

Doch die Zahl der gestoppten Autofahrer hielt sich im Vergleich der sonst üblichen Blockade der Bergedorfer Straße in Höhe der Fußgängerampel am Mohnhof sehr in Grenzen. Einzig auf der Ernst-Mantius-Straße bildeten sich regelmäßig kleine Staus der aus dem Villengebiet anrollenden Fahrzeuge. Und obwohl die Aktion kaum 100 Meter von der Fußgängerzone Sachsentor entfernt lief, hielt sich die Zahl der Passanten in Grenzen, die mit Flyern zum Klimawandel und den Forderungen von Extinction Rebellion versorgt wurden.

Aktivisten warnen: Nach 2030 ist die Klimakatastrophe nicht mehr abzuwenden

Dennoch gaben die rund 30 Aktivisten alles: Neben dem Fahrrad-Swarming wurden alle Zufahrten zum Kreisverkehr mit Bannern blockiert, es gab Musik aus Lautsprechern und Reden zum Zustand unseres Klimas. Tenor: In den kommenden Jahren bis 2030 werde die Menschheit mehrere sogenannte Kipppunkte überschreiten, die die Geschwindigkeit von Klimawandel und Artensterben deutlich erhöhen und eine Umkehr unmöglich machen. Dazu gehört neben dem Abschmelzen der riesigen Gletscher auf Grönland auch das Auftauen des Permafrost-Bodens in Russland, Kanada und Skandinavien, was Milliarden Tonnen des Klimakillers Methan freisetzt.

Das Fahrrad-Swarming aus der Vogelperspektive: Rund 20 Aktivisten von Extinction Rebellion legen den Citykreisel mit ihren Fahrrädern lahm, die andere sperren die Zufahrtsstraßen mit Bannern.
Das Fahrrad-Swarming aus der Vogelperspektive: Rund 20 Aktivisten von Extinction Rebellion legen den Citykreisel mit ihren Fahrrädern lahm, die andere sperren die Zufahrtsstraßen mit Bannern. © BGZ | Ulf-Peter Busse

Die Kernforderung von Extinction Rebellion ist, dass die Bundesregierung den Klimanotstand ausruft und so die deutschen Treibhausgas-Emissionen bis 2025 auf Null reduziert. Der Weg dahin soll über sogenannte Bürgerräte laufen, die sich im ganzen Land gründen und deren Beschlüsse für die Politik verbindlich werden.

Um das zu erreichen, setzen die Aktivisten auf den sogenannten zivilen Ungehorsam. Er soll stets gewaltfrei sein, aber das öffentliche Leben und damit den Alltag der Bürger spürbar blockieren. Bergedorfs Fahrrad-Swarming sollte gezielt private Pkw stoppen, um die Fahrer zum Nachdenken über ihre Emissionen zu bringen.

Zudem gab es bei der polizeilich genehmigten und begleiteten Aktion Einladungen zum wöchentlichen Treffen der Bezirksgruppe: Die Klimaaktivisten von Extinction Rebellion tagen jeden Dienstag um 19 Uhr im Café Chrysander an der Chrysanderstraße 61. Dort werden die Effekte der aktuellen Aktion analysiert und die nächsten Projekte geplant. Die Treffen sind öffentlich, auch kritische Gäste sind willkommen.