Bergedorf. Über 100.000 Euro Schaden in Bergedorf. Auch wenn eine andere Masche rückläufig ist – Betrüger haben nicht nur Senioren im Visier.
Das Telefon der Eltern klingelt: Am anderen Ende der Leitung meldet sich eine unbekannte Stimme: „Ihre Tochter hat einen Unfall verursacht und ist jetzt in Polizeigewahrsam“, hören die geschockten Eltern. Um eine längere Haftstrafe zu umgehen, müssten sie so schnell wie möglich mehrere Tausend Euro in bar bereitlegen. Ein Vollzugsbeamter würde das Geld umgehend abholen.
Sogenannte Schockanrufe haben laut Polizei in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Aus der Antwort auf eine Anfrage der AfD-Fraktion geht hervor, dass 2021 allein in Bergedorf 45 Schockanrufe angezeigt wurden. Im Folgejahr hat sich die Zahl mit 94 Anzeigen sogar mehr als verdoppelt. Vier der Versuche gingen 2022 für die Betrüger erfolgreich aus. Insgesamt entstand dabei ein Schaden von 108.000 Euro – rechnerisch also mehr als 25.000 Euro in jedem einzelnen Fall.
Beim Enkeltrick ließen die Bergedorfer 2022 alle Betrüger abblitzen
Genau umgekehrt ist die Entwicklung beim sogenannten Enkeltrick. Während 2021 in Bergedorf noch 32 Fälle gemeldet wurden, bei denen sich Betrüger als Kinder, Enkel oder andere nahe Verwandte ausgaben, wurden 2022 bei der Polizei nur 16 aktenkundig. Und die betroffenen Senioren haben dazugelernt: In keinem einzigen Fall wurde im vorigen Jahr gezahlt. 2021 waren die Täter dagegen in knapp zehn Prozent der Fälle erfolgreich. Der Schaden betrug rund 45.000 Euro.
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Ein hamburgweiter Vergleich zeigt ähnliche Ergebnisse. Die Enkeltrick-Versuche sanken von 314 Fällen 2021 um etwa zwei Drittel auf 104 Fälle im Jahr 2022. Wie in Bergedorf haben sich dagegen die Schockanrufe in der ganzen Stadt verdoppelt. Die Zahl sieg von 549 auf 1034. Dabei entstand hamburgweit allein 2022 ein Schaden von 2,1 Millionen Euro.
Lange waren Senioren ein beliebtes Ziel der Betrüger, doch das hat sich verändert. Der Fall einer 26-Jährigen zeigt, dass mittlerweile auch Jüngere betroffen sind: Im Januar erhielt die junge Bergedorferin eine SMS von einer unbekannten Nummer. Darin wurde ihre mitgeteilt, dass ihre Tochter ihr Handy verloren habe und eine schnelle Online-Überweisung benötige. Dabei hat die 26-Jährige noch gar keine Tochter.