Bergedorf. Die 39-Jährige traf und verlor einen interessanten Mann auf dem Weg nach Bergedorf. Doch auch sie hat ein überraschendes Geheimnis.
Als die Dänin Marianne Kaufmann Hansen gegen 16 Uhr in die S 2 Richtung Bergedorf steigt, fällt ihr schon kurz nach dem Hauptbahnhof ein Mann auf, der ihre Blicke wie magisch anzieht. Und tatsächlich: Sie kommen ins Gespräch. Die 20 Minuten Fahrt vergehen wie im Flug. Doch im Bahnhof Bergedorf trennen sich ihre Wege. Kein Name, keine Telefonnummer, nur die Erinnerung ist der 39-Jährigen aus dem kleinen Ort Rynkeby bei Odense geblieben – und lässt sie nicht mehr los. Seit Wochen schon durchstöbert sie das Internet nach dem freundlichen Fremden. Ihr Facebook-Post hat auch uns erreicht.
Und auf Nachfrage erzählt sie die Geschichte: Alles spielt sich am 10. Februar ab, einem Freitag. Marianne steigt aus ihrem Zug aus Dänemark, um für ein paar Stunden allein die Hansestadt zu erkunden. Bepackt mit einem Rucksack und einer Tasche beginnt sie ihr Abenteuer in einer neuen Umgebung, mit dem Ziel, eine Freundin zu besuchen, die im Vorjahr nach Bergedorf ausgewandert ist.
Sie schaut heimlich zu ihm rüber – da spricht er sie plötzlich an
Als sie mit einem Becher Kaffee in der Hand am Hauptbahnhof in die S 2 steigt, kommt es zu dem zumindest für sie folgenschweren Treffen: Als erstes fällt ihr auf, dass ein Schild in der Bahn Getränke verbietet. Doch dann bemerkt sie zwei hintereinander sitzende Männer, die beinahe gleichzeitig von ihren mitgebrachten Getränken trinken. Einer zieht ihre ganze Aufmerksamkeit sofort auf sich. Sie setzt sich in den Vierersitz neben ihn und sieht immer mal wieder unauffällig zu ihm rüber.
Plötzlich schaut er sie an – und fragt nach der Uhrzeit. Marianne hat zwar Deutsch in der Schule gelernt und bisher nie Probleme mit der Sprache gehabt. Aber jetzt will ihr partout nicht einfallen, wie man die Zahlen in Worte fasst. Also zeigt sie ihm wortlos ihre Armbanduhr. Er erklärt ihr freundlich, dass es „sieben nach vier, oder auch vier Uhr sieben“ ist und die beiden lachen gemeinsam darüber. Auf Englisch fragt er, woher sie komme und wie lange sie hier bleiben würde.
Die Landschaft fliegt an ihr vorbei, sie weiß gar nicht mehr, wo sie sind
Es entwickelt sich ein langes Gespräch, natürlich auch um das Wort „peinlich“, das im Dänischen „pinlig“ heißt und so perfekt zur Situation mit der Uhr passt. Ihr Gegenüber erklärt ihr die vorbeifliegende Hamburger Landschaft und fesselt Marianne mit seinen Erzählungen. Sie bemerkt gar nicht, an welcher Bahnstation sie angekommen sind, bis der Mann seine Jacke zuzieht und aufsteht.
„Nach dir“, sagt er, was die Dänin durcheinander bringt. Sie sagt, dass sie in Bergedorf aussteigen müsse, und der Mann lacht sie an: „Ja, das hier ist die Endstation. Wir sind da. Also, nach dir.“ Marianne stolpert fast aus der Bahn, so schnell packt sie ihre Sachen zusammen. Auf dem Bahnsteig unterhalten sich beide noch ein wenig weiter und der gar nicht mehr so Fremde rät ihr, dass sie am besten vor dem benachbarten Einkaufszentrum CCB auf ihre Freundin warten sollte, bis die sie abholt.
Er geht mit den Worten: „Es war schön, mit dir zu reden“
Mit einem „Es war schön, mit dir zu reden. Hab einen schönen Aufenthalt und pass auf dich auf“, dreht er sich um und verschwindet in der Menge der Feierabendpendler. Marianne bleibt zurück mit einem warmen Gefühl im Bauch. Die Begegnung füllt sie mit so viel Aufgeregtheit, dass sie auch zwei Wochen später, zurück in Rynkeby, keine Chance findet, sich auf das „wirkliche Leben, mit schmutzigem Geschirr, Wäsche und Hausaufgaben“ zu konzentrieren. Denn die Vertretungslehrerin ist Mutter von drei Kindern – und glücklich verheiratet, wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Glücklich aber auch, weil sie eine offene Beziehung führt, sich mit ihrem Ehemann gegenseitig die Freiheit für Abenteuer lässt.
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So wie der Trip nach Hamburg, der sie letztlich zu einem Bergedorfer führte. Nur dass hier plötzliche alles zu Ende war, aber ohne zu Ende zu sein. Zumindest für sie. Marianne beschreibt ihre Bahnbegegnung als etwa 1,70 Meter groß, mit blonden Haaren „und hellen Augen“. Sie vermutet, dass er etwa 35 bis 40 Jahre alt sein muss. Und sie erinnert sich, wie er an dem Tag vollkommen schwarz gekleidet war und einen schwarzen Rucksack dabei hatte.
Auf Facebook findet man sie unter ihrem vollen Namen. Aber natürlich hilft auch unsere Redaktion bei der Zusammenführung des S-Bahn-Duos: bergedorf@bergedorfer-zeitung.de.