Bergedorf. Zeitweise waren neun der zehn Unterkünfte vom Ungezieferbefall betroffen. Woran das liegt und was Fördern & Wohnen unternimmt.

Das Problem ist offenbar schwer in den Griff zu bekommen: In Bergedorfs Flüchtlingsunterkünfte machen sich Kakerlaken breit – und zwar nicht nur in den Küchen, sondern auch in den Zimmern der Bewohner. Wie verbreitet die Ungezieferplage ist, geht aus der Antwort des Senats auf eine Anfrage der Linksfraktion in der Bürgerschaft hervor.

Demnach waren im vergangenen Jahr – mit Ausnahme des Mittleren Landwegs – alle Bergedorfer Unterkünfte betroffen. Neunmal Schabenbefall: am Achterdwars ebenso wie am Ladenbeker Furtweg, am Binnenfeldredder wie an der Brookkehre, gleich doppelt am Curslacker Neuen Deich, an der Sandwisch, am Rahel-Varnhagen-Weg und Auf dem Sülzbrack.

Ungeziefer: Kakerlakenplage in Bergedorfer Unterkünften

„Die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner ist durch den Kakerlakenbefall in den ohnehin beengten Wohnunterkünften stark beeinträchtigt“, sagt Linkenpolitikerin Carola Ensslen. Längst schickt der Betreiber Fördern & Wohnen regelmäßig einen Kammerjäger durch die Unterkünfte, der Fallen auslegt, um Art und Ausmaß des Befalls zu erkunden.

Anschließend wird ein professionelles Unternehmen beauftragt, das Sprühmittel und Gel-Köder nutzt. Ein solcher Einsatz dauert mindestens zwei Stunden, dazu kommen zwei Nachkontrollen: Spätestens nach 14 Tagen hofft man, tote Schaben zu finden.

Aufwendige Suche nach den Verstecken der Schaben

Inzwischen werden ganze Modulhäuser oder Container vorübergehend evakuiert, speziell um die Versiegelung von Ritzen in Zimmern, Fluren und ganzen Wohnungen in den Blick zu nehmen. „Dieses Vorgehen nimmt Schaben die Versteck- und Wandermöglichkeiten“, hofft der Betreiber.

Während dieser Zeit müssen die Bewohner natürlich immer wieder die Räume der Flüchtlingsheime verlassen – und werden in verschiedenen Sprachen über Müllentsorgung und Hygienemaßnahmen informiert. Insbesondere die Lagerung und Entsorgung von Lebensmitteln habe einen erheblichen Anteil am Schabenbefall. Auch müssen andere Gegenstände, in denen die Schädlinge nisten, gegebenenfalls entfernt werden.

Die Deutsche Hausschabe oder auch Küchenschabe mag hübsch sein, ist aber höchst selten willkommen.
Die Deutsche Hausschabe oder auch Küchenschabe mag hübsch sein, ist aber höchst selten willkommen. © picture alliance / blickwinkel/H. Bellmann/F. Hecke | H. Bellmann/F. Hecker

Betreiber: „Überraschende Konzentration in Bergedorf“

Ob für eine umfassende und vollständige Bekämpfung die betroffenen Unterkünfte schrittweise geschlossen werden müssten, fragte Carola Ensslen und erfuhr, dies sei weder geplant noch sinnvoll, denn: „Durch einen Umzug könnte der Befall in eine neue Unterkunft verschleppt werden“, antwortet Fördert & Wohnen. Deren Sprecherin Susanne Schwendtke betont: „Es ist mühsam, die Tiere wegzubekommen. Es müssen nun mal alle Bewohner gleichzeitig mitmachen und aufpassen.“

In Teilen scheint das zu klappen: Aktuell sind noch drei Unterkünfte betroffen: Am Achterdwars, an der Brookkehre und am Binnenfeldredder. Zumindest die letzten beiden sind recht neueren Baujahrs. „Vielleicht liegt es an der Bausubstanz, dass das Ungeziefer hier bessere Schlupflöcher findet“, meint Schwendtke, die sich letztlich aber über die „überraschende Konzentration in Bergedorf“ wundert – in anderen Bezirken seien die Kakerlaken zumindest so extrem nicht nicht aufgefallen. stri