Bergedorf. Zufriedenheit wird durch ungebetene Gäste geschmälert. Manche Bude wurde mehrmals aufgebrochen. Stets Bargeld im Visier.
Am 30. Dezember um 22 Uhr endet der konzeptionell runderneuerte Bergedorfer Weihnachtsmarkt für dieses Jahr. Sowohl Organisatorin Jule Duda (Hamburg Events) als auch viele Händler sind zufrieden mit Frequenz und Umsätzen, ohne Zahlen zu nennen. „Wir sind aber besuchermäßig wieder auf dem Niveau von 2019 zurück“, freut sich Duda nach der Komplettabsage 2020 und Zulassungsbeschränkungen und Hygieneregeln 2021. Allerdings trübt ein Umstand die Bilanz 2022 zwischen Schlosswiese und Alte Holstenstraße: nächtliche Einbrecher.
Teilweise bis zu fünfmal sollen Täter versucht haben, einzelne stets verriegelte Buden aufzubrechen. So etwa das vegetarische Speisenangebot auf der Schlosswiese, wo Verkäuferin Ulrike Hoffmann häufiger vor geknackten Schlössern und einem leeren Trinkgeld-Aufbewahrungsglas stand: „Die hatten es nie auf Lebensmittel, sondern immer auf unsere täglichen 40 bis 60 Euro abgesehen“, berichtet die Verkäuferin.
Einbrecherserie: Diebesgut wird am Stand vorbeigetragen
Auch der Händler für hochwertige Fellprodukte Sascha Otto berichtet von zwei nächtlichen Besuchen. Beim ersten Mal fehlte nur Kleingeld, beim zweiten Mal dann eine gefütterte Lederjacke zum Preis von 429 Euro. Kurioses berichtet Otto: „Zwei Tage später lief ein Mann damit direkt bei mir vorbei. Ich habe ihn angehalten. Es war definitiv die Jacke, die geklaut wurde. Er sagte aber, er habe sie privat von jemand anderem kurz zuvor gekauft“, erzählt Otto, der insgesamt die geringe Anzahl an Nachwächtern kritisiert.
Auch Fast-Nachbar Mohammed Mansoor, zum sechsten Mal in Bergedorf, wurde zweimal aufgesucht: „Einmal haben sie 350 Euro Wechselgeld, das ich irrtümlicherweise liegen gelassen hatte, mitgehen lassen“, ärgert sich der Textilhändler, dem ebenfalls mehrere Borde mit Ware abhanden kamen. Seitdem verrammelt er seine Tür allabendlich mit dem Akkuschrauber.
Kritik an Sicherheitspersonal, Polizei sieht unauffällige Lage
Jule Duda bestätigt das Ärgernis von „vielen Einbrüchen und Versuchen“, das kein exklusives Bergedorfer Problem sei. Hamburg Events verantwortet neben dem Bergedorfer auch den Lüneburger Weihnachtsmarkt und ist mitbeteiligt an der Organisation der Adventsmärkte am Tibarg in Hamburg-Niendorf sowie den Fleetweihnachtsmarkt. Die Kritik an zu wenig Sicherheitspersonal möchte die Eventmanagerin aber nicht generalisieren. „Wir haben den Eindruck, dass die Täter sehr gezielt zugeschlagen und Stände vorher ausgekundschaftet haben“, sagt Duda, „da hatten unsere Sicherheitsleute manchmal Pech, weil sie Täter auch verfolgt haben und nicht einfangen konnten.“ Wie viele Nachtwächter es gab, möchte Duda nicht sagen.
Die Bergedorfer Polizei wiederum spricht von „einer unauffälligen Lage“. An 39 Öffnungstagen seien neun Ermittlungsverfahren wegen Einbruchs eingeleitet worden, einige Delikte seien allerdings als Sachbeschädigungen eingestuft worden. „Wobei es noch zu Nachmeldungen der Händler kommen kann“, so ein Polizeisprecher. Jule Duda behält sich vor, im nächsten Jahr die Schauplätze auch mit Technikunterstützung zu überwachen, wenn dies der Rechtsrahmen erlaubt.